© Nicoletta West

dream on tracks "sao paolo", 2003
mixed media auf papier, 23 x 20 cm


Nicoletta West
Dream on Homeland Destination



we have no body here
no business to keep
we trash our skirts and move our feet
these are the things we speak
(heather browne prince)


"Dream on Homeland Destination" heisst Nicoletta Wests (*1966, lebt in Zürich) erste Einzelausstellung in der Galerie Staub (g*fzk!). Die Ausstellung visualisiert Wests Suche nach einem Ort, an dem sie ihre eigenen Fiktionen und damit eine persönliche Perspektive von Heimat erschaffen kann.


Die Fotoinstallation "Stickerhearts is all I've got" im Hauptraum zeigt Aufnahmen von Parkbänken aus Berlin, New York und Zürich, wo die Künstlerin in den letzten zwei Jahren gelebt und welche sie mit einem aus roten Klebeherzen bestehenden "Reparaturset" geflickt hatte. Mit diesen vergänglichen, ortsspezifischen Installationen hinterliess die Künstlerin fragile Spuren, die mit bestehenden "Tags" kommunizieren. Die subtilen Details -angesiedelt zwischen dem Wahrnehmbaren und dem Unmerklichen - bilden für West eine konzeptionelle Perspektive über das Dasein. Für einen Moment scheint in diesen Arbeiten die Zeit stillzustehen, sich die Idee einer persönlichen Heimat zu konkretisieren.


Vom Hauptraum aus führt eine 8 Meter lange Bodeninstallation in den nächsten Raum: "Dream on Track # 1" ist eine Nachbildung der Formel 1 Strecke in Suzuka (Jp) mit auf den Boden geklebter silberner Folie, wobei die drei "Sektorzeiten" der Rennstrecke mit Herzen und kleinen Behältern ("resting points") markiert sind. Neben der Ziel- und Startlinie befindet sich eine mit Wolle gefertigte, liebevoll und sorgfältig fabrizierte Zielscheibe. West benutzt hierfür die Symbolkraft der Farben des Regenbogens. In Umkehrung der herkömmlichen Farbsequenz folgt West jedoch der Farbgebung des US "Homeland Alert Systems", den äusseren Kreis mit grün ("low risk of terrorist attacks") beginnend und über blau ("guarded risk"), gelb ("elevated risk"), orange ("high risk") mit einem roten Punkt ("severe risk") in der Mitte endend. Zusammen mit dem zur Installation gehörenden Sound eines digital verfremdeten Wiegenliedes (in Zusammenarbeit mit dem Musiker/Komponisten Mario Marchisella (*1972) entstanden), ist "Dream on Track # 1" ein Nachdenken über Wahrnehmung und Identität. Die Arbeit oszilliert zwischen Illusion und Konsternation, mit kunsthistorischen Referenzen an Carl Andre ("Roads") und Jasper Johns ("Target").


In die hinterste Ecke der Galerie baute West eine fragile Installation mit Sgraffitozeichnungen sowie einem riesigen, aus Wolle gefertigten Schriftzug mit den Worten: "Dream on". Die Zeichnungen sind Überarbeitungen von aus Modezeitschriften entnommenen Fotoaufnahmen von Models, von West dekontextualisiert und fragmentarisiert. Sie bilden ein weiteres Puzzle in Wests Unternehmung, ein Homeland zu schaffen und sich in einem realen oder fiktiven Ort zu implementieren. Wests Aufforderung zum Weiterträumen ("Dream on") ist mit Zweifeln behaftet, denn der Schriftzug "Dream on" scheint am Zerschmelzen und die hierfür verwendete Wolle weist bei genauer Betrachtung Schmutzrückstände von Fussspuren auf.


Wests Arbeiten bewegen sich in einer Grenzzone von "Kunst" und "Nicht-Kunst", in einem Raum von Funktionalität und Nutzlosigkeit. Sie thematisieren im Besonderen die Archäologie des Kitsches und der Dekoration, sowie vorgefasste Empfindungen über Funktion. Wests postmoderner Ansatz vermischt sich mit einem Bekenntnis zum Prozesshaften und einem "modernistischen" Glauben an Materialien und dem Bedürfnis, diese mit Inhalt aufzuladen.


Im Office sind Collagen von West zu sehen, in welchen sie Fotos aus Modezeitschriften verwendet. Wie in "Stickerhearts is all I've got" und "Dream on Track # 1" kreiert West in diesen intimen Arbeiten persönliche "Homelands" durch das Hinzufügen von ikonographischen Motiven wie Sonnenuntergängen, Regenbogen, Delphinen oder, in den neusten Arbeiten, Formel 1 Rennstrecken.


Nicoletta West wurde 2003 mit einem Kunstförderungspreis des Kantons Zug ausgezeichnet und war dieses Jahr in verschiedenen Ausstellungen in New York und in der Schweiz vertreten. "Dream on Homeland Destination" ist Nicoletta Wests erste Soloausstellung bei Staub (g*fzk!). Arbeiten von West werden im November auch in der vom Künstler Nicolas Mikros kuratierten Ausstellung "Presence and Absence" (Keim Baudialog, Zürich, ab 3. November, 2003) zu sehen sein.


Ausstellungsdauer: 29.10. - 20.12.2003
Oeffnungszeiten: Mi-Fr 14 - 18 Uhr, Sa 12 - 16 Uhr


Galerie Staub (g*fzk!)
Rotwandstrasse 39 (im Hof)
8004 Zürich
Telefon 01 240 30 55
Fax 01 240 30 56
E-Mail: rolfstaub@staubgfzk.com

www.staubgfzk.com


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