Melchior Paul von Deschwanden

Melchior Paul von Deschwanden


Melchior Paul von Deschwanden
und Christian Kathriner
Nunc Stans



"Ich male für fromme Gemüter und nicht für Kritiker" - Melchior Paul von Deschwanden (1811-1881) verstand sich nicht in erster Linie als Künstler sondern als Vermittler religiöser Inhalte und als Glaubenserzieher. Seine von den Nazarenern geprägten Werke waren äusserst beliebt und fanden zu seinen Lebzeiten grosse Verbreitung.


Neben der grossen Nachfrage machte sich aber schon früh Kritik an Deschwandens Kunst breit. So schrieb Gottfried Keller bereits 1846 in seiner Besprechung der "Schweizerischen Kunstausstellung": "Er berechtigte einst zu grossen Erwartungen, und nun scheint er immer mehr in das Gebiet der Vielmalerei und Gedankenlosigkeit zu versinken". Im Verlauf des 20. Jahrhunderts wurde Melchior Paul von Deschwanden meist als "religiöser Kitschmaler" gesehen und geriet immer mehr in Vergessenheit. Doch in der Zentralschweiz ist er nach wie vor präsent und ein Begriff.


© Christian Kathriner

© Christian Kathriner


Es mag überraschen, dass der Maler religiöser Bilder Anfang des 21. Jahrhunderts zum Betrachtungsgegenstand eines jungen Künstlers geworden ist. Der 1974 geborene Obwaldner Künstler Christian Kathriner studierte an der Hochschule der Künste in Düsseldorf Malerei, lebte einige Jahre in Berlin und verbrachte sechs Monate im Istituto Svizzero di Roma in Venedig.


Er sieht sich in einer ähnlichen künstlerischen Traditionslinie wie Deschwanden: Der Blick beider richtet sich nach Italien, beide setzen sich mit den grossen Meistern der Renaissance, mit dem Klassizismus und der Kunst der Nazarener auseinander. Die Gesetze der Malerei über alle Epochengrenzen hinweg, die Lehren von Komposition und Farbe finden bei beiden Beachtung. Was bei Deschwanden aber oft zu routinierten Anwendungen einer epigonalen Schule wurde, tritt uns bei Kathriner frisch und gegenwärtig entgegen. Und: Er malt nicht hauptsächlich für das "fromme Gemüt".


Die Ausstellung "Nunc Stans", für die wir Christian Kathriner die Aufgabe stellten, seine Arbeiten zusammen mit Werken von Melchior Paul von Deschwanden aus dem Nidwaldner Museum zu zeigen, ist die dritte einer Reihe, in der sich zeitgenössische Künstler mit unserer Sammlung beschäftigen. Christian Kathriner hat durch den Spät-Nazarener angeregt eigens für diese Ausstellung im Salzmagazin einen raumfüllenden Kreuzweg geschaffen. Die einzelnen Stationen der Via Crucis hat der Künstler mit Laienschauspielern inszeniert und fotografiert; anschliessend wurden sie am Computer bearbeitet und in die Obwaldner Landschaft versetzt. Die 270 x 261.5 cm (bzw. 270 x 300 cm) grossen Einzeltafeln setzen sich je aus sechs C-Prints zusammen und sind auf die Wand montiert.


Den Auftakt im Erdgeschoss bildet ein Proscenium; ein mit einem endlos verschlungenen Dornenkronenmotiv ausgekleideter Raum. Vom Kreuzweg im Obergeschoss führt der Weg dann ins Elysium, eine von Kathriner mit Deschwanden-Gemälden inszenierte Auferstehung. Im Höfli stellt der Künstler seine Zeichnungen einer Reihe von Studien aus der Deschwanden-Schule gegenüber.


Zur Ausstellung erscheint eine Publikation mit einem Text von Prof. Felix Thürlemann, Universität Konstanz.


Ausstellungsdauer: 6.6. - 1.8.2004
Oeffnungszeiten: Di-Sa 14 - 17 Uhr
So 10 -12 Uhr, 14 - 17 Uhr


Nidwaldner Museum
Salzmagazin, Stansstaderstrasse 23
Höfli, alter Postplatz 3
6370 Stans
Telefon 041 618 73 40
Fax 041 618 73 42
Email museum@nw.ch

www.nidwaldner-museum.ch