© Oladélé Bamgboyé

© Oladélé Bamgboyé


Oladélé Bamgboyé


Der 1963 in Odu-Eku, Nigeria, geborene Oladélé Ajiboyé Bamgboyé lebt seit 1996 in London. In dem künstlerischen Werk Bamgboyés verdichten sich Statements zu Identitätsfragen, zur Repräsentation afrikanischer Kultur und einem kritischen Umgang mit neuen Formen wissenschaftlicher und künstlerischer Technologien in multimedialen Installationen und begleitenden Schriften.


Genährt aus den eigenen Erfahrungen als Immigrant ist "An Exit Perhaps" (1994) Antwort auf die europäische Vereinigung und um die Diskussionen eines offenen Europas und den daraus resultierenden Migrationsströmen. Aus einer europäischen Politik der offenen Grenze wurde 1992 eine Politik der Abgrenzung und der Kontrolle über mutmassliche Flüchtlingsströme. Bamgboyé prägt in "An Exit Perhaps" eine Metapher für solche Kontrollmechanismen: Wasser, das als eine natürliche Grenze die Kontrolle erleichtert, das selbst aber auch vergleichbar den Flüchtlingsströmen reguliert wird, damit es den angestammten Platz nicht verlässt. In seinen Schriften beschreibt Oladélé Bamgboyé das Paradox einer globalen Ökonomie die mit allen zur Verfügung stehenden medialen Möglichkeiten bestehende geografischen Ländergrenzen aufzulösen und zugleich mit der Hilfe eben jener Technologien Zugehörigkeiten festzuschreiben, um Migration zu vermeiden. "An Exit Perhaps" wurde im Völkerkundemuseum Wien präsentiert, zu einer Zeit, als dort eine latente Bedrohung durch Flüchtlingsströme aus Osteuropa beschwört wurde. Die Farben der Installation beziehen sich auf die Nationalfarben des jeweiligen Ausstellungsortes. Die in dem Porträt zum Gruss erhobene Hand, kann zugleich eine Geste der Abwehr oder Aufforderung sein, das Schicksal ihres Trägers zu lesen. Ebenso vieldeutig ist die bettelnde Hand auf dem Weg ihrer Metamorphose zu einer geballten Faust.


"Spells for Beginners" (2000) ist eine nahezu intime, autobiografisch geprägte Arbeit. Wir sehen, oder besser hören ein Paar, dessen Beziehung gescheitert ist. Dieser an sich voyeristische Akt wird durch den Künstler legitimiert, in dem er dem Publikum einen möglichst wohnlichen Ort darbietet, um dieser behutsamen Analyse der Gründe eines Scheiterns zu folgen. Der Dialog aus dem off erzählt von dem Ende einer persönlichen Bindung. Die Bilder hingegen sind die, die wahrscheinlich von allen Beziehungen übrigbleiben: Wir sehen Porträtaufnahmen des Anderen, Filmschnipsel gemeinsamer Erlebnisse, im Abspann die Namen der Beteiligten und den Ort der Handlung.


"Unmasking Part 2" (1999) formuliert das Problem der Repräsentation, des Verhältnisses von Original und Fälschung und das Problem einer postmodernen Apokalypse namens Hyperrealismus. Das Equipment der Installation ist folgendes: ein iMac, ein eOne - das PC-Äquivalent zum iMac - ein 3-D Objektscanner, 3-D Plotter, sowie ein Computer, angeschlossen an Scanner und Plotter. Bamgboyé formuliert seine Fragen hinsichtlich der Originalität zum einen auf der Ebene dessen, was die Monitore des iMac und des eOne zeigen: Videoclips aus zwei Sammlungen ethnologischer Museen, die Yoruba Art Collection des Glenbow Museums in Calgary und die Ägyptische Sammlung des British Museum in London. Zum anderen auf der technologischen Ebene selbst, vor dem Hintergrund eines Rechtsstreits zwischen Macintosh und eMachine um die Urheberrechte eines iMac/eOne. Das Publikum ist aufgefordert, zu der Verwirrung um Original und Fälschung beizutragen, indem es seinerseits Artefakte mitbringt, die vor Ort eingescannt werden können und als Replik nachgebildet werden.


Text: Simone Schardt


Die Ausstellung "Oladélé Ajiboyé Bamgboyé" ist ein Teil des Projektes "NEXT FLAG - an african sniper projekt for european spaces". Sie ist das Ergebnis einer Zusammenarbeit der Initiatoren von NEXT FLAG - Fernando Alvim und Simon Njami - und Heike Munder.


Das migros museum für gegenwartskunst ist eine Institution des Migros-Kulturprozents.


Ausstellungsdauer: 23.8 - 2.11.2003
Oeffnungszeiten: Di/Mi/Fr 12 - 18 Uhr, Do 12 - 20 Uhr
Sa/So 11 - 17 Uhr


migros museum für gegenwartskunst
Limmatstrasse 270
8005 Zürich
Telefon +41 01 277 20 50
Fax +41 01 277 62 86
E-Mail Arthur.Miranda@mgb.ch

www.migrosmuseum.ch