© Olaf Breuning

Hello Darkness, 2002
installation
mixed media


Olaf Breuning
Hello Darkness



Ein Loch klafft in der Wand der Galerie, Trümmer liegen verstreut. Eine Spur der Verwüstung führt den Besucher in einen nebligen Raum mit Musik und verfremdeten Stimmen.

Geblendet von rotierenden Scheinwerfern folgt er dem Lichttunnel und stösst schliesslich auf eine Figurengruppe. Eine lebensgroße Sexpuppe hält in der Hand noch die Axt, mit der sie sich gewaltsam den Weg ins Innere gebahnt hat. Sie liegt in einem Sarg und hält Zwiesprache mit dem Tod, einem ebenfalls lebensgrossen Skelett.

Axtschwingend wie seine Figur und weitab von minimalistischer Kunst der Verweigerung und Skepsis bahnt sich auch Olaf Breuning seinen Weg durch verschiedenste Formsprachen – alltägliche und spektakuläre, immer aber topaktuelle. Dabei zieht er alle Register; er ist auf dem neuesten Stand der Technik, arbeitet mit den Schockwirkungen der Unterhaltungsindustrie und setzt wenn möglich immer noch eins drauf. Maximal überhäuft mit Bedeutung und so symbolträchtig wie nur irgend möglich erzählt die Installation "Hello Darkness" nicht nur eine Geschichte, sondern unzählige – übereinander gestapelte, mitgemeinte, widersprüchliche. Axt, Sarg und Erde erzählen aus Horror- und Actionfilmen. Rauchkanone und Stroboskope kennt man aus Clubs und Konzertlokalen – aktuellen Symbolen der Spassgesellschaft.

Das Kunststoff-Skelett, verwendet im Gesundheitswesen, thematisiert Tod und Körper. Es singt zur Melodie eines seinerseits verfremdeten Handy-Klingeltons. Die Latex-Sexpuppe entspricht dem letzten Stand der Porno-Industrie. Dem Skelett gegenübergestellt öffnet sie die ganze Spannweite von Leben und Tod, Liebe und Hass, Naivität und Dekadenz. Mit dieser Konfrontation von Skelett und Sexpuppe lässt sich "Hello Darkness" auch als eine zeitgenössische Formulierung des wohl bekanntesten Motivs aus mittelalterlichen Totentänzen lesen: Der Tod und das Mädchen. Vor diesem Hintergrund hebt sich das Charakteristische an Breunings Installation besonders deutlich ab: Nicht nur die Figuren, sondern alles ist hier Zitat: die Gegenstände, die feierlich-düstere Stimmung, selbst das "Memento Mori" (Gedenke des Todes) des Barocks wird hier zu einer pseudo-religiösen Botschaft.

Doch gerade weil die Installation nur aus Zitaten besteht, macht sie erfahrbar, wie das angeblich Pseudohafte längst zur Realität geworden ist, während umgekehrt unsere Vorstellungen vom Echten zum Mythos verkommen. Wenn hier also augenzwinkernd zitiert wird, dann ist das nicht mehr bloß Verfremdung, sondern zeitgenössischer Realismus. Willkommen in Olaf Breunings Universum der künstlichen Wirklichkeiten und zitierten Künstlichkeiten, der realen Kunstfiguren und der lebenden Toten!


(Text: Andreas Pfister, Zürich)


Ausstellungsdauer: 1.3. - 19.4.2003
Oeffnungszeiten: Di-Sa 11-18 Uhr


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