© Nanna Hänninen

Nanna Hänninen: Space II (Raum II), 2000
Aus der Serie "Potential Objects and Spaces / Mögliche Objekte und Räume"
Courtesy: Galleri Bo Bjerggard, Kopenhagen


Ordnung & Chaos


Sonja Braas
, Nanna Hänninen, Marjaana Kella, Inés Lombardi, Marianne Müller, Juha Nenonen, Sophy Rickett und Janaina Tschäpe


Wir erleben gegenwärtig einen "Degree Zero", erfahren mehrere Nullpunkte. Es dauerte eine Weile, bis die grossen Utopien des 20. Jahrhunderts an kläglichen Realisierungen zusammenbrachen. Viel schneller ging dann der Ausverkauf der Werte – des Berufs als Berufung, der Familie als tragender Kleingruppe, des Gemeinsinns vor und parallel zum Eigennutz, des Ortes als Ortung, als Anker –, also der Ausverkauf der Ethik und Moral vonstatten.


Mitten in einem sich globalisierenden Markt, mitten in sich auflösenden Gemeinschaften, mitten in den merkwürdigen Versuchen zu neuen Weltordnungen stehen wir vor einem (individuellen und gesellschaftlichen) Identitätsscherbenhaufen, den selbst Geld, Kleider, Discos, Sex, Ferien, Autos, also all die kaufbaren Konsumidentitäten, nur kurzfristig farbig beleuchten können.


In dieser Nullsituation stellt sich die Frage nach der Identität, nach dem Halt, nach der Ordnung, nach Denk- und Lebenskoordinaten dringlich und scharf. Die Arbeiten der in der Ausstellung "Ordnung & Chaos" vertretenen Künstler und Künstlerinnen beschäftigen sich in unterschiedlichster Form mit dieser Situation, etwa indem sie diese eindringlich darstellen, indem sie nach Ordnungsmustern suchen, indem sie sich der Selbstvergewisserung widmen, indem sie uns mit dem Schrecken, der sich in dieser Lage verbirgt (oder offenbart), konfrontieren – in konkreter oder abstrakter, in dokumentierender oder inszenierender Weise.
 

Marianne Müller beschäftigt sich dabei mit dem Taubenflug, der freien und gebundenen Tauben-"Gesellschaft" auf den Dächern Brooklyns; Sonja Braas mit der Darstellung, dem Schrecken der Naturgewalten; Ines Lombardi mit dem Thema der Bewegung und Zeit anhand des Laufs der Donau; Janaina Tschäpe berührt, "erliegt" sich als Selbstvergewisserung die Orte ihrer Reise durch "Hundert kleine Tode"; Nanna Hänninen konstruiert die Suche nach Ordnungen und Unendlichkeiten; Juha Nenonen beschäftigt sich mit dem Systematisieren, dem Ordnen und Adressieren im Wahrnehmen der Wirklichkeit; Marjaana Kella mit anderen Zuständen, anderen "State of Minds", mit Grenzerfahrungen, und Sophy Rickett übergibt uns der saugenden Kraft des Dunklen, setzt uns der grossen Schwärze und der Ahnung eines Dahinter aus. Zusammen zeigen diese jungen Künstler und Künstlerinnen das Bemühen, dem Dasein heute, den Wirklichkeiten heute in ihrem Wesen auf die Spur zu kommen, es in Ansätzen, in Fragmenten für sich, für alle freizulegen – ohne es gleich wieder mit schwerer Bedeutung zu beladen.


Hauptsponsor der Ausstellung: MANOR


Ausstellungsdauer: 15.11.2003 - 8.2.2004
Oeffnungszeiten: Di-So 11 - 18 Uhr, Mi 11 - 20 Uhr
Montag geschlossen


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