PARA...SIGNS

Robert Estermann very yellow plane, Jos Näpflin, Scott Myles, Vittorio Santoro



Zeichen beziehen sich auf einen Inhalt, ohne dessen Merkmale anschaulich wiederzugeben, wie zum Beispiel dreieckige Verkehrsschilder Gefahr bedeuten. Die Form des Dreiecks hat eigentlich keinen inhaltlichen Bezug zur Gefahr. Wir können aber lernen, dass die Form des Dreiecks mit dem Inhalt Gefahr zu verknüpfen ist. So codiert die Gesellschaft also ganz unterschiedliche, sichtbare (teils auch unsichtbare) Zeichen.

Diese "codierten" Zeichen werden von den vier ausgestellten Künstlern unterschiedlich aufgegriffen. Sie bedienen sich derer und versuchen sie zu durchbrechen, indem sie diese Zeichen aus ihrem formalen und inhaltlichen Kontext herauslösen, um ihnen anschliessend in einem neuen Zusammenhang eine neue Bedeutung zu verleihen. Damit findet eine deutliche Intervention statt und stört damit den von uns gewohnten Gebrauch.

So arbeiten diese Künstler zB. mit "Zeichen" aus privaten subjektiven Bereichen, die sie durch künstlerische Verarbeitung in einen öffentlichen, objektiven Raum transportieren, ohne dabei diese direkt auf ihren eigen privaten Raum zu beziehen. Umgekehrt nehmen sie "Zeichen" aus dem öffentlichen Raum, die wiederum isoliert in private Räume gestellt werden.

Die Arbeiten der vier Künstler zeichnen sich alle durch einen medialen Pluralismus aus, was ganz und gar den vielen verschieden möglichen Ebenen der Zeichen entspricht.

Robert Estermann very yellow plane (*1970 CH) zeigt in dieser Ausstellung Zeichnungen, die durch ihre einfachen, klaren aber zarten Linien bestechen. Er greift aktuelle Themen aus unserer Gesellschaft auf, lässt sich aber auch von persönlichen, plötzlichen Impulsen antreiben. So kritzelt er in blinder Wut oder angetrieben durch Obsession auf ein Blatt Papier. Er versucht Stereotypen aufzubrechen, ohne dabei eine klare Position zu ergreifen. Er möchte den Betrachter zum Denken anstossen, ohne ihn in eine bestimmte Richtung zu lenken.

Jos Näpflins (*1950 CH) Werk besteht aus Objekten, Diaprojektionen, Videos und Wandbildern. Er bezieht sich in seinen Arbeiten auf eine alltägliche, allgemeine Wirklichkeit, aus der er einzelne Aspekte isoliert. Durch dieses Vorgehen entzieht er diesen ihre gewohnte Bedeutung. "Oft vermitteln die Arbeiten von Jos Näpflin nicht Bedeutung, was nicht heisst, dass sie bedeutungslos sind oder beliebige Bedeutungen haben. Lediglich der Rahmen wird nicht von vornherein bestimmt, der notwendigerweise ein Zeichen einfasst, damit es sinnvoll sei." (Daniel Kurjakovic)

Scott Myles (*1975 UK) Arbeit nährt sich zu einem grossen Teil aus dem öffentlichen Raum. Er selber bezeichnet sein Vorgehen als Stehlen von Informationen, die das Reizthema unsere heutigen Gesellschaft sind. Wie er meint, ergibt sich durch das Internet eine potentielle Kontrolle über Informationen. So habe sich in den 90er eine allgemeine Haltung von Schlaffheit breit gemacht, ein Gefühl, dass das eigene Handeln nichts mehr bewirken könne. Er ist überzeugt, dass Kunst immer wieder etwas auslösen kann: "Was ich tue sind kleine unbedeutende Gesten, die eine Bedeutung erhalten, sobald sie jemanden berühren."

Vittorio Santoro (*1962 I/CH) löst für einen Teil seiner Arbeit Bilder, Sätze, Wörter oder Teilsätze aus ihrem ursprünglichen Kontext, der sogenannten "Popkultur", heraus und fügt sie in seine Photographien ein, collagiert sie zu einer visualisierten Sprache oder baut Prosa damit. Er ermöglicht somit dem Betrachter diese Fragmente mit seinen eigenen Erinnerungen, Erfahrungen oder Gefühlen zu verbinden. Die uns bekannten Elemente werden von ihm so platziert, dass sie einen Impuls aussenden, so dass der Betrachtende sich über seine Wertschätzung gegenüber der heutigen Welt Gedanken machen kann.

Der Titel PARA....SIGNS ist weder rein wörtlich zu verstehen, noch nur auf die Sprache zu beziehen. Vielmehr soll er auf die Vielfältigkeit und Vielschichtigkeit von Zeichen verweisen. Denn vieles kann nicht klar definiert werden und oszilliert zwischen sehr verschiedenen Ebenen. SIGNS: sind nun Symbole, Strassenschilder, Bilder oder Sinneseingebungen gemeint? Aus diesem Grund soll das Wort Para, welches unter vielen Bedeutungen auch die von zwischen oder nahe bei haben kann, auf diesen Sachverhalt aufmerksam machen.


(Text: Deborah Favre)


Ausstellungsdauer: 16.5. - 11.7.2003
Oeffnungszeiten: Di-Fr 14 - 18 Uhr, Sa 11 - 16 Uhr


Galerie Elisabeth Kaufmann
Müllerstrasse 57
8004 Zürich
Telefon/Fax 043 322 01 15
E-Mail: elkauf@yahoo.com


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