Edith Flückiger: "Ohne Titel", 2001 Franziska Wüsten: "Ohne Titel", 2000

Edith Flückiger:
"Ohne Titel", 2001
(Videostill)

Franziska Wüsten:
"Ohne Titel", 2000
Farbfotografie

Projekt Zentralschweiz3
Annen, Bünter, Fischer, Flückiger, Naef, Nager, Nova, Treyer, Wüsten

Die Ausstellung schliesst die Trilogie über das Zentralschweizer Kunstschaffen 2001 ab und vereint neun Künstlerinnen und Künstler, denen je ein Raum zur Verfügung steht. Dabei wird das ganze Spektrum der aktuellen künstlerischen Ausdrucksmittel aufgefächert, von der klassischen Ölmalerei bis zur Videokunst, von autonomen Objekten bis zur Rauminstallation.

Anna Margrit Annen (*1951 Baar) beschäftigte sich hauptsächlich mit Malerei. Nach einer audiovisuellen Ausbildung an der Schule für Gestaltung in Basel erweiterte sie ihre Ausdruckspalette. Bei ihrer neuen Rauminstallation mit dem Titel "gehen" verknüpft sie verschiedene Medien und Techniken: Objekte, Malerei, Videos. Wahrnehmungstempo ist das Gehen, Beziehungsnetze zwischen wahrgenommenen Dingen und bedeutenden Objekten, aber auch zwischen Menschen, werden aufgebaut und mit Markierungspunkten verknüpft. Verbindungen herstellen ist ein Leitfaden zu ihrem Werk.

Indem Renata Bünter (*1962 Nidwalden) vertraute Materialien und Objekte verwendet, diese aber neu oder ungewohnt zusammensetzt, gleichsam transformiert, schafft sie eine neue und eigenständige Wirklichkeit, die in eine, auch räumliche Interaktion mit den Betrachtenden tritt. Auf ähnliche Weise verfährt sie mit ihren Textarbeiten, die poetisch gefasste Beobachtungen wiedergeben und unerwartete, skurrile Wege gehen.

Urs Fischer (*1958 Luzern) schöpft die Motive für seine Ölmalerei aus einem Fundus von Bildern aus dem Internet oder gescannten Fotografien. Die fotorealistische Darstellung zielt nicht auf eine exakte Wiedergabe der realen, sondern vielmehr der bildlich vermittelten Wirklichkeit. Die Auflösung der gedruckten Vorlage oder reproduktionstechnisch bedingte Fehler und Farbverschiebungen werden zu zentralen Stil- und Kompositionsmerkmalen.

Edith Flückiger (*1960 Wien) knüpft in ihrer jüngsten Installation an ihre Videos mit im Wasser treibenden und trudelnden Figuren an. Verschwommen und kaum wahrnehmbar sich bewegend scheint in Grossprojektion ein Gesicht auf. Eine Atmosphäre des Nahezu-Stillstehens, unterstützt durch eine akustische Dimension, enthebt uns jeglicher Reflexion und versetzt uns in eine andere Sphäre, in einen Zustand der Grenzenlosigkeit.

Die neuesten Werke von Irene Naef (*1961 Luzern) entstanden anlässlich von Besuchen bei Immigranten, die in oder um Luzern wohnen. Den collagierten fotografischen Impressionen aus den Wohnungen sind Zitate der Gastgeber als Texte eingefügt. Dieses visuelle Amalgam verschiedener Kulturen überträgt die Künstlerin auf Planen, ein Material, das Sinnbild für Heimatlosigkeit, Unruhe, Provisorium ist und dadurch den Widerspruch zwischen dem (vermeintlichen) Aufprall der Kulturen und der ästhetischen Geschlossenheit der einzelnen Bilder verstärkt.

Bessie Nager (*1962 Luzern) schliesst in ihren Arbeiten den Raum als Aktionsfeld der Betrachtenden mit ein. Die hier realisierte multimediale Installation thematisiert Unterwegs-Sein auf vielfältige Art: mittels unzähliger gestapelter Plastikreisetaschen, wie sie Menschen aller Kulturen verwenden, und die in der Ausstellung zum aktiven Gebrauch animieren, mittels Videosequenzen aus dem fahrenden Auto, mittels Einbauten und räumlicher Kompositionen, die einen Gang, einen Durchgang suggerieren.

Trotz der Vielfalt der verwendeten Medien liegt ein Hauptinteresse von Nils Nova (*1968 El Salvador) bei der Malerei. In unverkrampfter Art hinterfragt er die Bedingungen der Malerei, wobei eine zentrale Frage die Objekthaftigkeit des Bildes betrifft. Seine Zeichnungen fordern durch ihre hintergründigen Kompositionen und Konstellationen, durch das Wechselspiel zwischen Raumillusion und Betonung des Farbauftrags unsere Wahrnehmung heraus.

Häuten gleich pinnt Pat Treyer (*1956 Luzern) ihre Stoffe an die Wände. Die ausgebreiteten Second Hand-Kleidungsstücke evozieren die Geschichte ihrer ehemaligen, uns unbekannten Träger, wecken aber auch unsere eigenen Assoziationen und Emotionen. Die abwesenden Körper scheinen in schematisch mit Strassenkreide angebrachten Körperfragmenten auf und fügen sich gleichsam zu einem heiteren (Toten-) Tanzreigen.

Franziska Wüsten (*1965 Entlebuch) liess sich zuerst zur Steinbildhauerin ausbilden, bevor sie sich anderen Medien wie Fotografie, Performance und Installation zuwandte. Bei ihren Kleiderknäuel-Fotografien (Ohne Titel, 1999), im Sonnenlicht auf Kunstrasen abgelichtete "weiche Skulpturen", wie auch bei anderen Werken beschäftigt sie sich mit ihrer unmittelbaren (familiären) Umgebung. Perspektive- und Dimensionsverschiebungen sind wiederholtes Stilmittel. Es entstehen sowohl Bilder aus der "Badewannenperspektive" als auch – wie bei ihrer neusten Installation – aus der "Babyperspektive".

Ausstellungsdauer: 15.12.2001 - 3.3.2002
Oeffnungszeiten: Di-So 10-17 Uhr, Mi 10-19.30 Uhr
Führungen jeweils mittwochs 18 Uhr

neues Kunstmuseum Luzern
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