© Rainer Eisch


Rainer Eisch
mrs_brown und andere



Langsam und wie im Flug gleitet das Auge des Betrachters über eine senfgelbe ausserirdisch anmutende Landschaft. Die seidig schimmernden Reflexe auf der plastisch ausgeformten Geländeformation verleihen der Szene zusammen mit dem monochrom grauen Himmel eine Atmosphäre absoluter Künstlichkeit. Die leichte Transparenz der Oberfläche, der der Betrachter erst zögernd gewahr wird, entlarvt die Bildsequenz aus einem Video Eischs schliesslich als rein virtuelle Animation, die Wahrnehmung der Landschaft als Konstrukt. In der Tat sind die Szenen frei von jeglichen Landschaftsattributen. So findet sich in ihnen weder Flora oder Fauna, noch ein Zeugnis menschlicher Kultur.


Aus der Hirnforschung ist bekannt, dass auch der menschliche Erkenntnisprozess einer Ökonomie unterliegt. So neigen wir dazu, das Unbekannte auf ein Bekanntes zurück zu führen um nur die Differenz wahrnehmend verarbeiten zu müssen. Auch andere Arbeiten des Künstlers vermitteln einen ähnlich hybriden Charakter wie die "Landschaften". Häufig handelt es sich um Objekte, deren Gestalt eine dunkle Erinnerung an eine diffus vertraute Funktion oder Anwendung aufruft. Trotzdem verweigern sich die Objekte letztlich einer eindeutigen Bestimmung.


Die Regie des Blickes, die den Arbeiten innewohnt, gleicht der des Forschers. Bewegung in den Videos ist langsam und verhalten, umkreisend oder wirkt abtastend. Objekte in den Fotoarbeiten sind in das tiefe Dunkel des Bildraumes gebettet und fordern eine Annäherung an die Arbeiten ein. Im Vergleich zu Hollywoodproduktionen und kommerziellen Werbespots zeigt sich, dass dem Künstler eher an einer konzentrierten und nachhaltigen Form der Wahrnehmung gelegen ist. Sein Streben gilt nicht einer Perfektion der Illusion. Vielmehr legt die Künstlichkeit seiner Bildwelten ihre technische Bedingtheit offen. In einer Serie von Explosionsbildern dekonstruiert sich die Grammatik des Virtuellen und führt sie auf seine kleinste Einheit zurück: das Polygon.


Dennoch handelt es sich bei den Arbeiten von Rainer Eisch nicht einfach um seelenlose technoide Schöpfungen. Die semantische Offenheit erzeugt zusammen mit den Titeln ein poetisches Moment. Eine eigenwillige Farbigkeit verrät das malerische Interesse. Die herausgearbeitete Plastizität stellt Bezüge zu früheren bildhauerischen Arbeiten her.


Neben der Serie von Explosionsbildern und einem Landschaftsvideo wird im mini salon mit einem Format von 88 x 204 cm eine beeindruckende hochauflösende Fotoausbelichtung einer Landschaft zu sehen sein.


Ausstellungsdauer: 5.6. - 9.7.2004
Öfffnungszeiten: Freitags 14 - 18 Uhr und nach Vereinbarung


mini salon
Rüdiger Belter Kunstvermittlung
Landsberger Strasse 129
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