© Raphael Hefti

PROJEKT DISCO, 2006
180 x 220 cm


Raphael Hefti
Disco



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Die Galerie Artrepco zeigt in einer Einzelausstellung neue fotografische Arbeiten des Künstler-Fotografen Raphael Hefti. Er wurde unter anderem für seine künstlerische Arbeit 2003 mit dem Fotopreis "the selection, vfg" in Zürich und 2005 mit dem Fotopreis Image06 "Jeunes Talents" in Vevey ausgezeichnet. Im Ausstellungsraum Building in Tokio und im Photoforum im Centre Pasquart in Biel zeigte er 2004 in Einzelausstellungen die Arbeit "Field Trip". Dabei spielen seit jeher die Landschaft und ihre Protagonisten die Hauptrolle.


Bereits in seinen frühen Arbeiten hat sich der Fotograf wie ein Forschender durch die Schweizer Landstriche bewegt, um zum Beispiel Giftmülldeponien, Narben von Armeeeinsätzen und Amateurfunker aufzuspüren. Mit der gleichen leicht sezierenden Unterschwelligkeit schliessen solche Fotografie-Exkursionen an seine bekannte Arbeit "Esthéticiennes" an. Dort zeigt Hefti in den Gesichtern von Kosmetikverkäuferinnen entblössende Symmetrien und somit Nicht-Symmetrien einer perfekt gestylten menschlichen Fassade.


Neuere Arbeiten von Hefti lassen den Betrachter zunächst etwas unwissend, staunend und vielleicht auch zweifelnd vor grossformatigen und aufwendig produzierten Fotografien verharren. Dabei stellt sich nicht nur die Frage nach dem Produktionshergang, sondern es wird nach genauem Betrachten klar, dass die Motivfindung weit entfernt von einem blossen Abbilden eines Naturphänomens liegt.


Erste Bilder dieser Serie von Bergbildern entwickelte der Künstler in den letzten beiden Jahren zunächst in Zusammenarbeit mit dem Schweizer Militär. Er startete damit ein fotografisches Grossprojekt, indem er während Schiessübungen des Militärs in Testgeländen in den Schweizer Bergen die Kamera auf durch Leuchtbomben erhellte Gebirgsteile gerichtet hielt. Durch die einstige Zusammenarbeit ist es für Hefti erst möglich geworden, diese Technik kennen zu lernen und zu testen, um schliesslich eine eigens entwickelte Konstruktion zu bauen, die ihm ein unabhängiges Erschaffen von neuen Bildern überhaupt ermöglicht. So beleuchtet er in der hier präsentierten Arbeit kein militärisches Sperrgebiet, sondern ein frei gewähltes Bergmassiv, welches sich über mehrere Teilbilder zu einem einzigen riesigen Wandbild fügt.


Heftis Fotografien kreisen um gegensätzliche Begrifflichkeiten wie "Wissenschaft", "Dokumentation", "Wahrnehmung", "Dichtung", "Märchen" und "Täuschung". Zweifach lässt sich Heftis Fotografie nahe an die Wissenschaften heranrücken. Erstens liegt dem Herstellungshergang eine langwierige wissenschaftliche Forschung zu Grunde. Zweitens entwickelt der Künstler von der fotografischen Seite her eine neue Art der Lichtquelle und eröffnet somit eine Diskussion der Beleuchtungspraktiken. Dabei entstehen neue Farbigkeiten, neue Perspektiven - die Bergwelt wird auf nie zuvor gesehene Art und Weise wahrnehmbar, was den dokumentarischen Ansatz verändert. Während die Betrachtenden in ersten Arbeiten unbewusst militärische Schiessübungen begutachteten, fällt dieser Aspekt in neueren Arbeiten ganz weg. Die hier gezeigte grossformatige Aufnahme will primär ein Dispositiv des Eintauchens bieten. Der Betrachterin und dem Betrachter bleibt der einstige Herstellungshergang verschlossen und macht erfahrbar, dass nicht jegliches der Wissenschaft und Dokumentation Verpflichtete auch augenblicklich ohne märchenhafte Verführung sein muss.


Angesichts des heutigen Standes der digitalen Fotografie ist Täuschung mehr denn je zuvor in der Betrachtung von Bildern präsent. Jedes etwas bizarr erscheinende Abbild wird dem Test des digital geschulten Auges unterzogen. Hefti versteht es, ein Gleichgewicht von Dokumentation und Fiktion zu schaffen, und so wird ein einziger Lichtwall zum Spektakel und Wahrheit geht in Dichtung über.


Alexandra Blättler, Mai 2006


Ausstellungsdauer 9.6. - 9.8.2006

Oeffnungszeiten Di-Fr 14 - 19 Uhr, Sa 13 - 17 Uhr
(22.7. - 9.8.2006 nur nach telefonischer Verabredung)


Galerie Artrepco
Ankerstrasse 24
8004 Zürich
Telefon +41 (0)44 252 08 08
Fax +41 (0)44 252 08 21
Email info@artrepco.com

www.artrepco.com




Raphael Hefti
Disco



During its summer night gallery Artrepco presents photographer Raphael Hefti's new work. He won the first prize of "the selection, vfg" in Zurich in 2003, and was awarded the prize "Jeunes Talents" at the Image06 in Vevey in 2005. In 2004, Hefti presented his series "Field Trip" as a solo show in the exhibition space Building in Tokyo and the Photoforum in the Centre Pasquart Biel.


Landscape and the protagonists involved always were Hefti's principal theme. Also in previous works, the photographer wandered and explored Swiss sceneries, i.e. toxic waste dumpsites, the remains after military exercices or the territories of radio operator aficionados. These photographic field trips attested to the dissecting subliminal already known in his former series "Esthéticiennes", in which the faces of perfume shop sellers expose a symmetrie and - at the same time - a non-symmetrie of perfectly styled human façades.


Visitors of Hefti's new work may remain wondering and doubtful while facing his large-format, elaborately produced photographs. One is not only intrigued by the production process; at closer inspection, it becomes clear that the artist's theme is far in excess of a simple reproduction of nature. The first photographs of this series were developped in cooperation with the Swiss military during the last two years. By photographing Swiss alpine sceneries the military illuminated with light bombs during their shooting exercises, Hefti started a major photographic project. Due to this cooperation, he was able to get to know and test this technique and, eventually, to develop his own construction in order to create a new kind of photographic image. In the exhibited art work, however, no military zone is illuminated. Instead, the artist presents several partial photographs of an alpine massif that add up to one whole.


Hefti's photographs include opposites such as ”science” vs ”documentation”, ”perception” vs. ”poetry”, or ”fiction” and ”illusion”. Science has a twofold meaning in Hefti's photography: First, the production process is based on a complicated scientific method. Second, from the photographic perspective, the artist creates a new kind of illumination and, thus, initiates a discussion on lighting methods. A new kind of colourfulness, a new perspective evolves - and the alpine scenery may be perceived in an unusual way and with a new and to this day unknown aesthetic. This also modifies the documentary approach. While contemplators of this series' first photographs unconsciously observed military exercises, this aspect is no longer existent in more recent pictures. The exhibited large-format photograph primarely offers the possibility to immerge, and no longer reveals the production process' details. Viewers, thus, learn that not everything bound to science and documentation lacks magical atmosphere.


In the age of digital photography, illusion affects the perception of images more than ever. Every slightly bizarre reproduction will be examined by the expert eye. Raphael Hefti contrives to balance documentation and fiction. Hence, a single light wall turns into something spectacular and truth becomes poetry.


Alexandra Blättler, May 2006


Exhibition 9 June - 9 August 2006

Gallery hours Tues-Fri 2 - 9 pm, Sat 1 - 5 pm
(from 22nd June until 8th August only by appointment)