© René Vautier

René Vautier: Afrique 50 (F 1950)


INTERCUT
Das Forum für Film, Experimentalfilm und Video der Bildenden Kunst ZHdK präsentiert in Zusammenarbeit mit "Reservoir"


Kritik der Kolonialisierung: René Vautier


"Reservoir" präsentiert in diesem Monat ein Programm mit Dokumentarfilmen und stellt mit dem streitbaren französischen Dokumentaristen René Vautier eine zentrale Figur des militant-politischen Kinos vor.


Mit der Kamera in der geballten Faust kämpft René Vautier seit 1950 dafür, die Mechanismen der Unterdrückung im 20. Jahrhundert aufzudecken. Insbesondere mit Filmen, die die Auswirkungen der Kolonialisierung Afrikas stigmatisierten, wurde er als politischer Aktivist bekannt und zu einer Vorbildfigur für die Ende der 60er-Jahre gegründeten "Groupes Medvedkine", in denen sich unter anderem Leute wie Chris Marker, Jean-Luc Godard und Joris Ivens politisch engagierten.


Während des Algerienkrieges engagierte sich Vautier für die Aufständischen, er war der einzige Filmemacher, der den Krieg je aus ihrer Perspektive zeigte. Später dokumentierte er Streikbewegungen und Fabrikbesetzungen in Frankreich. Seine Filme, die er stets ausserhalb der professionellen Produktionszusammenhänge verwirklichte, beschäftigten häufig die Zensur: einige seiner Dokumentarfilme sind aus diesem Grunde zerstört oder verloren gegangen und der Filmemacher selber machte mehrfach Bekanntschaft mit französischen Gefängnissen.


Der militante Diskurs, oder genauer vielleicht, die Verwendung des Films als Mittel des Kampfs und Waffe des Widerstands steht in Vautiers Werk nicht im Widerspruch zu einer dezidierten Suche nach einer eigenen filmischen Form. Vautier hat selbst unter dem Druck sich oft überstürzender Ereignisse stets streng auf die Kadrage der Einstellungen geachtet. So verdichten seine auf vielen Reisen gesammelten Zeugnisse die Unübersichtlichkeit der Krisensituationen dennoch zu einem klaren, ordnenden Gesichtspunkt.


René Vautier (geboren 1928) scheint mit seinen nunmehr 80 Jahren wiederentdeckt zu werden.


In Genf und Zürich zeigen wir einige seiner wichtigsten Filme. Darunter sein mit 21 Jahren gedrehtes Erstlingswerk, das ihn 1950 bekannt gemacht hat. Es ist eine anprangernde Brandrede gegen die Kolonialisierung Schwarz-Afrikas und gegen Rassismus, die während mehr als dreissig Jahren verboten blieb. "Afrique 50, Et le mot frère, et le mot camarade" ist ein Werk jüngeren Datums, ein poetischer Essay zur Funktion des Schreibens und der Poesie in der französischen Résistance während des Zweiten Weltkriegs. (François Bovier, Fred Truniger)


Vorführung Mittwoch, 12.3.2008, um 19 Uhr
Moderation: Marcy Goldberg, in Anwesenheit des Filmemachers, mit Übersetzung Französisch-Deutsch


Der Algerienkrieg (Fiktionalisation)
Anneaux d'or, F 1956, 14 Min, 35mm/Beta, VO (französisch)
Les trois cousins, F 1969, 20 Min, 16mm/Beta, VO (französisch)
Les ajoncs, F 1969, 12 Min, 35mm/Beta, VO (französisch)
Techniquement si simple, F 1971, 11 Min, 16mm/Beta,
VO (französisch)
Le remords, F 1973, 12 Min, VO (französisch)



Weitere Filme präsentiert "reservoir" am Donnerstag, 13. März 2008 um 18.15 Uhr im Filmpodium, Nüschelerstrasse 11, 8001 Zürich
Einführung: Fred Truniger, in Anwesenheit des Filmemachers, mit Übersetzung Französisch-Deutsch

Die Kolonialisierung
Afrique 50, F 1950, 20 Min., s/w, 16mm/Beta, VO (französisch)
Et le mot frère, et le mot camarade, F 1995, 50 Min., Farbe, Beta, VO (französisch)


Vortragssaal Zürcher Hochschule der Künste
Ausstellungsstrasse 60
8005 Zürich

www.kunstdesforschenszhdk.ch

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Irene Weingartner

Kunst des Forschen
Elke Bippus und Frank Hesse
Institut für Gegenwartskünste
Zürcher Hochschule der Künste