© Robert Estermann

being a lamp's reflection straying in broad daylight... (Zurich version), 2003-2005
Videostill (DVD, single channel ohne Ton, 5'12")


Robert Estermann
Elephant Man etc.



Nachdem seine Arbeit bis jetzt vor allem in Paris eine gewisse Bekanntheit erreicht hat, zeigt diese Ausstellung einige kürzlich entstandene Projekte von Robert Estermann (1970) in Form von Zeichnungen und Videos dem Zürcher Publikum.


(Ein Cluster verschiedener Stimmen als Ausstellungstext)


Kindergarten (2004/5)
Eine Auseinandersetzung mit den Ideen Friedrich Fröbel's, dem Erfinder des Kindergartens um 1830, und seinem Begriff des "symbolischen Trainierens" der intellekuellen Fähigkeiten. Architektonische Formen spielen dort u.a, eine wichtige Rolle. Unter anderem Frank Lloyd Wright setzte sich stark mit den Ideen Fröbel's auseinander. In einer Mischung von "architektonischen Studien" für platzsparende transparente Kindergärten über Strassen und Haltestellen, Schrift, gezeichneten Schulheften etc, interessiert hier die Idee des "symbolischen Trainierens".


"And then there was the rhizome, neither here nor there, neither fast nor slow; filled with events of appropriation, and weightless and more. Telling all, revealing nothing; Revealing all, telling nothing; going everywhere and nowhere all time, for none of the time: irritating, and cruel and lovely, and revolting, sadistic, voyeuristic, masochistic and bored, a discursive whoring, fuelled only by the economy of its surface circuitry curves, papers, dots, waves, and yes, lines." 1)


being a lamp's reflection straying in broad daylight...
(2003-2005)
In verschiedenen Städten die ich bereise flaniere/irre ich am hellichten Tag durch Strassen und halte einen Camcorder im Aufnahmemodus, auf dem eine extrem leuchtstarke angeschaltete "taktische Lampe" befestigt ist, wie sie im Nahkampf benutzt wird. Das Ergebnis ist jeweils ein Video ohne Ton, welches aus einer einzigen, nicht nachbearbeiteten Einstellung besteht. Sobald ein Gegenstand (eine Person, ein Haus...) in eine gewisse Nähe der Kamera kommt, überstrahlt die Reflektion der Lampe das reflektierte Sonnenlicht und wird auf dem Videobild als heller Kreis sichtbar.


Diese Reflektion, welche immer in gleicher Stelle des Bildes auftritt und verschwindet, erscheint, je länger man das Video anschaut, als der eigentliche Aktor, als schwebendes Auge, ja als eine fühlende Person, die dank ihrer Umwelt existiert und empfindlich reagiert. Die blendende Strahlung verursacht auch abruptes Wegschauen bei den Menschen, die gefilmt werden, ähnlich wie wenn eine Person mit entstelltem Gesicht oder monströser Gestalt (Elephant man) durch die Strassen läuft. Ich/die nervös geführte Kamera/das Auge schweift dann auch weg (wie eine Membrane), da es die Reaktionen der Umwelt auf seine Erscheinung nicht gleichgültig erträgt. Gleichzeitig muss es aber erscheinen um zu existieren. Es gibt hier auch die Parallele zu Diogenes, wie er am hellichten Tage mit einer Lampe durch die Strassen läuft und einen Menschen sucht.


"I grow up in a environment of relative social welfare, in a small village in Switzerland. Still, I was extremely "hungry" and troubled, and felt that our existence is profoundly unreasonable. As a four year old, I wondered why the earth was divided into such things as "countries". When I was 14, I was deeply impressed by the dadaists and I decided to become an artist. I also discovered Nietzsche at that time. I was like a sponge that sucked up everything, without distinction. I was sexually attracted to horses, boys and girls of my age, and this was not the only thing I felt different, alone and proud of at the same time. Still, my work is not "autobiographical", it is not the illustration of something, it reflects more an idea of freedom, the pleasure of small yet powerful catastrophes which vaporize the idea of a standardized world which never existed." 2)


1) Aus einem Text von Sue Godling über Robert Estemann in "D (is for drawing)", Issue 0, Juni 2004, Ed. Yane Calovski, Maastricht

2) Aus einem Interview mit Robert Estermann in "Pancevac", No. 4042, 25 June 2004, Pancevo


Ausstellungsdauer: 12.2.2005
Öffnungszeiten: 16 - 20 Uhr


Studio Robert Estermann
c/o Memory/Cage Editions
Edenstrasse 12
8045 Zürich
Telefon 044 281 35 65
Email robert@estermann.com

(Station Utobrücke - Bus 33, Tram 13)

www.estermann.com
www.elisabethkaufmann.com


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