© Roderick Hietbrink

Nebelkrähe (Corvus corone cornix)


Roderick Hietbrink
Corner Corone



Roderick Hietbrink, geboren 1975 in Gorssel, Niederlande, lebt und arbeitet in Rotterdam. Als Stipendiat des TENT. - Centrum voor beeldende kunsten, Rotterdam ist Roderick Hietbrink derzeit im Rahmen des Internationalen Atelierprogramms im Künstlerhaus Bethanien zu Gast.


Die Arbeiten des niederländischen Künstlers befassen sich mit der Wahrnehmung des uns umgebenden Raumes. Hietbrink erforscht, in welchem Masse diese Erfahrung manipuliert und Raum damit neu gedeutet werden kann. Räumliche, durch den jeweiligen architektonischen Rahmen vorgegebene Elemente wie Struktur, Form oder Akustik spielen in seiner künstlerischen Praxis eine herausragende Rolle. Durch ihre gezielte Manipulation ist er in der Lage, Charakteristika des realen Raumes zu transformieren und Wahrnehmung zu verändern.


Ein wichtiges Berliner Fundstück für Hietbrink, der gerne ortsspezifische Elemente in seine Arbeit integriert, war ein Vogel, den es in seiner Heimat nicht gibt - die ausschliesslich östlich der Elbe verbreitete Nebelkrähe. Den Künstler fasziniert an dieser Krähenart besonders, dass sie als unerschrockener Kulturfolger an den Schnittstellen von Natur und Kultur lebt und die von und für Menschen geschaffene Architektur als Lebensgebiet nutzt. So bietet zum Beispiel gerade der Potsdamer Platz - als ein von Menschenhand errichteter "Wald" von Bürotürmen - einen hervorragenden Lebensraum für die Nebelkrähen.


Während wir Menschen die himmelstrebende Architektur nur von unten betrachten, sind die Krähen in der Lage, sie zu überfliegen oder sich auf dem Dach der Gebäude häuslich niederzulassen, vielleicht sogar ihr Nest zu bauen - haben also einen viel essentielleren Kontakt zur Architektur, als die Menschen, für die sie errichtet wurde.


Hietbrinks neue Installation "Corner Corone" besteht aus zwei grossformatigen, in einer Ecke des Studios 2 zusammentreffenden Videoprojektionen und vier Soundquellen in den Ecken des Raumes. Die Projektionen zeigen Bilder aus dem Innern eines neu erbauten, leer stehenden Berliner Bürogebäudes, wobei die eine Projektion Überblicksbilder, die andere Details eines Büroraums zeigt. Es passiert nicht viel in dem ungenutzten, unmöblierten Raum - Bewegung, das Verstreichen von Zeit wird nur in vage vorbeiziehenden Schatten und dem Wechsel des Lichts erkennbar. Im fensterlosen Ausstellungsraum sind die Projektionen der einzige Bezug des Betrachters zum "Draussen". Mithilfe der quadrophonischen Komposition, deren vier Lautsprecher verschiedene, monoton bis leicht beunruhigend wirkende Klänge aussenden, schafft Hietbrink beim Ausstellungsbesucher die Illusion, etwas passiere innerhalb - oder ausserhalb? - des projizierten Raumes, jedenfalls aber ausserhalb des eigenen Gesichtsfelds, so dass der Betrachter gelegentlich den verunsichernden Eindruck haben mag, jemand schleiche irgendwo im Raum herum.


Natürlich kommt in "Corner Corone" auch die eingangs erwähnte Nebelkrähe zum Zuge, deren Rolle in Roderick Hietbrinks Arbeit der Besucher selbst vor Ort entdecken soll: denn auch wenn in Hietbrinks "Raum" nicht viel passiert, liegt die Spannung selbstverständlich im Detail und der Betrachter/Zuhörer darf auf den Auftritt der Nebelkrähe allemal gespannt sein.


Ausstellungsdauer: 29.4. - 16.5.2004
Oeffnungszeiten: Mi-So 14 - 19 Uhr


Künstlerhaus Bethanien
ateliers und projektwerkstatt für künstlerische und kuratorische konzepte
Studio 2
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