© Roland Iselin: "Jackie60", Mothers, New York 1998
(© Roland Iselin: "Jackie60", Mothers, New York 1998)

Roland Iselin -Human Resources

Die Ausstellung "Human Resources" zeigt einen Ausschnitt aus einem grösseren Projekt, das Roland lselin (geboren 1958) vor gut zwei Jahren in New York realisierte.

Seit seiner Ausbildung an der Hochschule für Gestaltung Zürich beobachtet und fotografiert Roland lselin kontinuierlich Menschen, ihr Verhalten an sozialen Treffpunkten wie Bars, Discos, Kirchenanlässen und Schwingfesten oder in ihren eigenen vier Wänden. So entstanden fotografische Serien wie "lf you close the door, the night could last forever..." (1996) oder "Portraits - Motorenstrasse" (1998), beides Arbeiten in Farbe, für die er mit dem eidg. Stipendium fijr Gestaltung ausgezeichnet wurde.

"Human Resources" ist die konsequente Weiterführung dieser Arbeiten in einem neuen Umfeld. Der Titel, menschliche Arbeitskräfte, verweist auf die Funktion des Menschen in der modernen Welt der Arbeit. lselin interessiert sich in seinem Projekt für Schnittstellen, an denen sich an den Menschen etwas von den Reibungen zwischen den ungeschriebenen Gesetzen der freien Marktwirtschaft und der scheinbaren Freiheit des Privatlebens ablesen lässt: an lhren Haltungen, Gesten, ihrer Kleidung oder an den Gegenständen, mit denen sie sich zu Hause umgeben.

In seinen halbdokumentarischen bzw. teil-inszenierten Porträts lenkt er unseren Blick auf Details, die mehr über ein allgemeines ambivalentes Lebensgefühl auszusagen scheinen als über die inneren Werte oder die Identität des Einzelnen. Es sind sorgfältig, fast wie Stilleben arrangierte Bilder, die auf "human resource" als Ware, als eine "commodity" mit Ablaufdatum verweisen.

Dazwischen präsentiert lselin tatsächliche Stilleben, in denen alltägliche Dinge ein magisches Eigenleben entwickeln. Bilder von Boxern tauchen auf, sich auf den Kampf vorbereitend wie Börsenmakler im Ring, Aufnahmen von schlafenden Menschen in der Untergrundbahn, müde, entkräftet vom hektischen Leben in der Grossstadt. Die U-Bahn erscheint als Metapher für die verschlungenen Verbindungswege zwischen Arbeitsort, Wohnung, Vergnügungsstätte, Arbeitsamt, Bank... Die Tunnels als Blutbahnen eines gigantischen Organismus, in denen die Menschen als Energieträger hin und her pendeln, den unsichtbaren Gesetzen der Wirtschaft gehorchend. Man erinnert sich an Walker Evans Portraits, die er in den dreissiger Jahren in New Yorks U-Bahn heimlich aufgenommen und 1966 unter dem Titel "Many are called" veröffentlicht hatte.

Tatsächlich sind viele Menschen gefragt, die marktwirtschaftliche Maschinerie am Laufen zu halten, doch nur wenige sind auserwählt, darin eine grosse Karriere zu machen - damals wie heute. Nur im Sport, der in lselins Portraits von Boxern anklingt, scheint die Erfüllung des "American dream" auch für Angehörige der sozialen Unterschicht nach wie vor möglich zu sein.

Das Projekt "Human Resources" (1998/99) wurde unterstützt von der Kulturstiftung des Kantons Thurgau und dem Bundesamt für Kultur.

Ausstellungsdauer: 12.1. - 10.3.2001
Oeffnungszeiten: Di - Fr 12 - 18.30 Uhr, Sa 10 - 16 Uhr

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Mit regelmässigen Ausstellungen im ZWISCHENraum bei SCALO gibt die Schweizerische Stiftung für Photographie Einblick in ihre Bestände und präsentiert unbekannte, vergessene oder aktuelle Trouvaillen. Das Projekt wird unterstützt von der Volkart Stiftung und der Gönnervereinigung der Schweizerischen Stiftung für die Photographie.