© Rolf Siegenthaler


Rolf Siegenthaler
Im November



Der 1970 geborene Berner Fotograf Rolf Siegenthaler hat die Ecole de photographie in Vevey absolviert. Im letzten Jahr erhielt er einen Förderpreis der kantonalen Kommission für Foto und Film des Kantons Bern und anlässlich der Weihnachtsausstellung im Centre PasquArt den Photoforum-Preis 2004: Ein preisgekrönter junger Künstler, den es aber noch zu entdecken gilt. Im Kunstmuseum Bern ist unter dem Titel "Im November" seine neuste Werkgruppe, Bilder aus dem winterlichen Island, zu sehen: Blasse Landschaften, die sich im unbestimmten Licht aufzulösen scheinen, zu undefinierbaren Zeiten aufgenommen wurden und durch ihre evaneszenten Qualitäten eine nostalgisch-poetische Stimmung hervorrufen.


Siegenthaler schreibt zur Serie "Im November": "Ein leiser, kalter Wind bringt den ersten Schnee. Die Konturen verlieren sich langsam im Weiss. Ruhig und still liegen Spuren in der Landschaft. Die Zeit scheint still zu stehen. Die Schwere einer Novemberstimmung löst sich in der Leichtigkeit auf, eine süsse Melancholie bleibt."


Durch leichte Überbelichtung unterdrückt Siegenthaler die Kontraste. Himmel und schneebedeckte Erde vermengen sich zu einem einheitlichen Bild, zu einem fahlen, trüben, dunstigen, wattigen "all-over", aus dem Häuser, Pfosten, eine Strasse oder Gräser hervortreten, die entweder horizontale oder vertikale Akzente setzen oder farbliche Verdichtungen schaffen. Dadurch helfen sie, den Blick im Bild zu verorten. Unsere Augen müssen auf Feinwahrnehmung umschalten: Es geht um leise Nuancen und subtilste Schattierungen. Siegenthalers Landschaften haben wohl ein Oben und ein Unten, aber keinen Horizont. Sie besitzen kein Vorne und kein Hinten, sondern nur einen fahl-weissen Grund. Diese kalkulierte Unbestimmtheit ruft die erwähnte Melancholie hervor, die eher auf der wahrnehmungsmässigen als auf der psychischen Ebene anzusiedeln ist. Melancholie bedeutet hier nicht so sehr Trübsinn oder Schwermut, sondern vielmehr Erkennen und Anerkennen unserer (Schnee-)Blindheit. Im besten Falle führt dies zu einem gesteigerten Sinn für lustvolles Empfinden von Monotonie, von einer leisen Symphonie in Weiss.


Bernhard Fibicher, Kurator


Ausstellungsdauer 16.11.2005 - 8.1.2006

Oeffnungszeiten Di 10 - 21 Uhr, Mi - So 10 - 17 Uhr
Mo geschlossen


Kunstmuseum Bern
Hodlerstrasse 8 - 12
3000 Bern 7
Telefon +41 (0) 31 328 09 44
Fax +41 (0) 31 328 09 55

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