© Roni Horn


Roni Horn
"If on a Winter's Night ... Roni Horn ..."



Die bekannte amerikanische Künstlerin Roni Horn (* 1955) konzentriert sich in ihrem Werk auf die dinglichen Erscheinungsweisen von Welt. Seit Beginn der 90er Jahre reflektiert die Konzeptkünstlerin vor allem mittels Fotografien über das vielschichtige Verhältnis von Identität und Ort. Island, das sie seit Mitte der 70er Jahre ein bis drei Monate lang pro Jahr besucht, wird dabei als rarer unberührter Hort zum zentralen Ort, an dem Identität für sie begreifbar wird. Ihre fotografischen Arbeiten setzen sich meist aus einer Abfolge von Bildern alltäglicher Motive - Wasser, Wolken, Gesichter - zusammen, vermeintlich banale Beobachtungen, die sich jedoch in der inszenierten, konzeptuellen Abfolge als Metaphern für Lebens-, für Wirklichkeitszusammenhänge lesen lassen.

Das Fotomuseum Winterthur zeigt im Ganzen fünf neue Werkgruppen aus den letzten fünf Jahren. Jede Serie nimmt dabei einen eigenen Raum ein: Eine der umfangreichsten Serien in der Ausstellung ist "Some Thames" (2000), eine 80 Fotografien umfassende Reihe von Aufnahmen der Themse. Roni Horn spielt nicht auf Geografie und Mythos des Flusses an, sondern akzentuiert einmal die Stille, den Glanz, die Transparenz, ein anderes Mal die Tiefe, die Kraft und Gewalt des geschichtsträchtigen Stromes.

Die 32-teilige Serie "Clowd and Cloun (Blue)" (2001) wird von Roni Horn mit nur zwei Motiven in feinen, manchmal unmerklichen Varianten inszeniert. Hinter einer Milchglasscheibe erscheint und verschwindet das Gesicht eines Clowns. Wir sehen diffuse und flüchtige Erscheinungen, ein sich Formieren und Auflösen, einen Fluss der Zeichen, die mit der vorbeiziehenden, sich stetig wandelnden Wolkenformation ein Zwiegespräch aufnehmen.

"Her, Her, Her, and Her" (2001-2003) sind zwei in Bezug stehende Bildtableaus von Roni Horn mit labyrintischen An- und Durchsichten von Umkleidekabinen in einem Sportzentrum in Island. Die kühle Ästhetik der Baumaterialien, eine gezirkelte Architektur sowie die anonyme Beschilderung der Umkleidekabinen stehen im Gegensatz zur Individualität und Intimität, welche die fragmentarisch erscheinenden Körperteile an diesem transitorischen Ort aufscheinen lassen.

In "Pi" (1994-1997) zelebriert Roni Horn mit einer Vielzahl unterschiedlicher Bildgenres wie Landschafts-, Interieur-, Porträtaufnahmen und Medienbilder eine absolute Gleichzeitigkeit und Gleichwertigkeit der Motive. Assoziativ und nüchtern zugleich verknüpft sie hier Erfahrungen und Zustände des Menschen im Bezug zur Natur, zu sich selbst und zum mediagesellschaftlichen Umfeld in einem offen gehaltenen, lebenszyklisch anmutenden Fries.

Aus 49 Bildpaaren setzt sich die Arbeit "This is Me, This is You" (1997-2000) zusammen, bei der Roni Horn ihre Nichte Georgia Loy über zwei Jahre fotografisch begleitet. Sie wählt jeweils zwei Fotografien aus, die sich nur unmerklich unterscheiden. Der offene und unmelancholische Ausdruck des Mädchens lässt erkennen, dass sie sich ihrer Rolle beim Fotografiertwerden durchaus bewusst ist. Die doppelten Aufnahmen, die man nicht gleichzeitig sehen kann, thematisieren das Sich-Formende und das Flüchtige als zwei Teile von Identität.


Buch zur Ausstellung: Urs Stahel (Hg.)
"If on a Winter’s Night ... Roni Horn ..."
Ein Essaybuch mit Texten von Thierry de Duve, Paulo Herkenhoff, bell hooks, Barbara Kruger, Elisabeth Lebovici und Urs Stahel. Deutsch-Englisch, mit rund 50 Farbabbildungen. Format 17,2 x 22,5 cm, 128 Seiten, broschiert. Erscheint bei Steidl, Göttingen.


Hauptsponsor der Ausstellung ist die UBS AG.


Ausstellungsdauer: 29.3 - 1.6.2003
Oeffnungszeiten: Di-Fr 12-18 Uhr, Mi 12-19.30 Uhr
Sa/So 11-17 Uhr


Fotomuseum Winterthur
Grüzenstrasse 44
8400 Winterthur
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