© Silvio Maraini

© Silvio Maraini


Silvio Maraini, Barbara Mühlefluh
Welten



Aus Altem entsteht Neues. Der Fluss der Zeit findet seinen Ausdruck in den Installationen von Barbara Mühlefluh, "Achterbahn" und "Zu vermieten", und in den grossformatigen Schwarzweiss - Fotografien von Silvio Maraini, "Industrial Morphosis".


Was wäre mit dem ehemaligen BBC-Areal in Baden passiert, wenn es nicht schnell umgenutzt und fast 15 Jahre lang brach gelegen wäre? Die Antwort liegt in den Bildern, die Silvio Maraini im letzten Jahr des Bestehens eines ähnlich grossen Areals, des ehemaligen CeCe-Fabrikhallen-Areals am Stadtrand von Zürich, mit seiner 20 x 25 cm-Grossbildkamera unter dem Titel "Industrial Morphosis" (2004/ 05) geschaffen hat. Er dokumentierte die leer stehenden und zerfallenen Gebäude, die mit den Jahren zum Spiel- und Tummelplatz von Randständigen, Sprayern, Drogenabhängigen und Gangs geworden waren, aber auch die destruktiven und kreativen Energien, die in diesem Areal ausgelebt werden konnten. Seine Bilder zeigen, wie der Zerfall neues Leben generierte, wie Pflanzen und Pilze sich ihren Platz zwischen Industrie-Schrott und Spraydosenhaufen zurück eroberten und fantasievolle Graffittis wie Blumen den Wänden entlang wuchsen.


Die Fotografien Marainis sind weder arrangiert noch inszeniert. Trotzdem lassen sich oft fast unheimlich anmutende Doppelsinnigkeiten erkennen wie z.B. im Bild der teuflischen Graffitti-Fratze, die grimmig vor den davor am Boden liegenden Giftspritzen warnt. Portraits von vermummten Eindringlingen in diese unkontrollierte Zone runden die Serie ab. Maraini schreibt zu seinen Arbeiten: "Die feinen Schwarzweiss-Prints sollen den Betrachter in eine eigene Welt entführen, in eine Zwischenwelt zwischen der Mystik der Fantasie und der unbarmherzigen Härte der Realität."


© Barbara Mühlefluh

© Barbara Mühlefluh


Barbara Mühlefluh arbeitet vor allem skulptural und installativ, oft mit Wegwerfmaterial, das sie umformt und umdeutet. Die Arbeiten in der Ausstellung "Welten" basieren alle auf dem Werkstoff Papier.


Die Installation "Achterbahn" (2005-07) setzt sich zusammen aus alten Kunstzeitschriften, die sich bei der Künstlerin über die letzten 12 Jahre angesammelt haben. Aus den achtlos durchmischten und zu Stangen gerollten Seiten dieser Hochglanzhefte mit Abbildungen und Texten über Kunst sind Gerüstteile, auf- und absteigende Schienen und Leitern geworden. In Schlaufen und Kehren windet sich dieses Gebilde fragil und endlos durch den Ausstellungsraum wie eine dreidimensionale Zeichnung. Die ehemals mehr oder weniger relevanten Artikel liegen jetzt alle durchmischt durch-, neben-, über- und untereinander. Weder die zeitliche Abfolge noch die Inhalte sind mehr wichtig. Geblieben ist einzig und allein ihre Funktion als Träger eines in sich geschlossenen Systems.


Aus weggeworfenen Karton-Verpackungen sind die "Müllschnitte" (2004-06) entstanden, eine Werkserie, in der Barbara Mühlefluh verschiedene Arten von Verpackungen rezykliert, daraus die Textteile entfernt und sie in zweckentfremdete, schnittmusterartige, ornamentale Rasterbilder überführt hat. Ebenfalls aus Papier, genauer aus 1200 Papierwohnungen, besteht die Skulptur "Zu vermieten" (2005-07), eine gebastelte Gross-Überbauung, ein Hochhausquartier, das stetig wächst, je mehr Leute sich darin einmieten. Neue Mieter sind herzlich willkommen!


Ausstellungsdauer 26.10. - 2.12.2007


Oeffnungszeiten Mi-Fr 14 - 18 Uhr, Sa/So 12 - 17 Uhr


Kunstraum Baden
Haselstrasse 15 (Eingang Güterstrasse)
5400 Baden
Telefon +41 (0)56 221 66 12
Email kunstraum@baden.ag.ch

www.kunstraum.baden.ch