Sabina Baumann: Videostill aus Home 19
(Videostill aus "home 19")

Sabina Baumann - home 19 und 21 / Video
Ein Kunstprojekt am Bahnhof Baden

"home 19" und "home 21" sind zwei neue Videos aus einer Serie von Arbeiten, mit der Sabina Baumann bereits 1996 begann. "home 17" waren Prints von verwahrlosten Gegenden, "home 2 - 4", die später entstanden, gefilmte Eindrücke aus Wohnungen von alleinstehenden pensionierten Frauen.

Der Begriff "home" ist dabei durchaus programmatisch zu verstehen: Das Heim, das Zuhause und die Heimat stehen stets im Mittelpunkt der Arbeiten, respektive die Frage, was diese Begriffe für die menschliche Zivilisation bedeuten.

In "home 19" fährt die Kamera langsam über ein verlassenes Autowrack hinweg; Spuren von menschlichem Leben sind noch zu erkennen - vergilbte Zeitschriften im Innenraum und überraschenderweise ein Paar Schuhe unterhalb der Seitentüre - aber doch nur als Relikte einer vielleicht aufregenden Vergangenheit. Mittlerweile haben Flora und Fauna ihr Terrain zurückerobert und die zahlreich in den Radkappen angesiedelten Schnecken scheinen zum Beweis versammelt, dass auch das schnellste menschliche Gefährt vom langsamen Pragmatismus der Natur letztendlich eingeholt wird.

"home 21" besteht aus mehreren Schauplätzen, sie befinden sich aber allesamt in unmittelbarer Nachbarschaft. Auch hier sind keine menschlichen Lebewesen zu sehen, lediglich kleine Insekten, Milben oder Spinnen bestimmen die Szenerie. Die menschliche Infrastruktur, der man in Form von aneinandergeketteten Einkaufswagen, einem Lastwagen oder auch weggeworfenem Abfall begegnet, ist hier völlig sich selber überlassen und erinnert an eine Art Bereitschaftszustand.

Sowohl "home 19" als auch "home 21" atmen den melancholischen Geist von Orten, die von und für Menschen gebaut wurden, die jedoch das eine Mal für immer, das andere Mal nur für ein paar Stunden aufgegeben wurden. In all ihren home-Arbeiten tastet sich Sabina Baumann immer wieder anders an die Vergänglichkeit des menschlichen Daseins heran; zivilisatorische Errungenschaften werden in den verlangsamt gefilmten Sequenzen zu Spielereien, die gemessen an der langfristigen Perspektive der uns umgebenden Natur absolut bedeutungslos erscheinen. Natürlich ist es nicht zufällig, dass die Künstlerin gerade diese Arbeit an die Wand im Wartesaal des neu umgebauten Bahnhofs projiziert: Auch hier wird dereinst das Unkraut wachsen und Spinnen werden hausen, es sei denn, ein erneuter Umbau wird dies zu verhindern wissen...

Unter dem Titel INFOLGE startete am 5. April 2000 ein neues, programmatisch offenes Kunst am Bau Projekt auf dem Areal des Bahnhof Baden, wo ein Knotenpunkt des öffentlichen Verkehrs neu strukturiert wird.

Für dieses städteplanerisch ambitionierte und komplexe Bauvorhaben hat die Stadt Baden nach neuen Ansätzen im Umgang mit Kunst am Bau gesucht. Im Herbst 1998 wurden 5 Künstler (Teams) zu einem Studienwettbewerb eingeladen mit dem Auftrag, Konzepte für den Einbezug von Kunst beim Aus- und Umbau des Bahnhofs zu entwickeln.

Mit dem langfristig angelegten Projekt INFOLGE des Künstlers Daniel Robert Hunziker hat sich die Fachjurie für ein Konzept entschieden, das nicht auf eine abschliessende künstlerische Gestaltung des Ortes/Areals, sondern auf eine Auseinandersetzung mit Kunst im öffentlichen Raum abzielt.

Gemeinsam mit den Kunsthistorikern Sarah Zürcher und Oliver Kielmayer, sowie der Künstlerin Christina Hemauer will Hunziker in den nächsten 3 Jahren in regelmässigen Abständen Künstler und Künstlerinnen einladen, sich mit den unterschiedlichen ästhetischen, sozialen und politischen Konfliktfeldern des Ortes auseinander zu setzen. Präzise, zeitlich befristete Interventionen sollen in regelmässigen Abständen bereits während der Bauphase in diesen sich im Wandel befindenden öffentlichen Raum eingreifen, damit er nicht zur simplen Fassade für alltägliche Verrichtungen verkommt.

Ausstellungsdauer: 8.8. - 7.9.2001

Bahnhof Baden
Wartesaal
5400 Baden

INFOLGE
Kunstprojekt Bahnhof Baden
Lutherstrasse 30
8004 Zürich
Telefon 01 291 53 45
E-Mail: info@infolge.ch

www.infolge.ch