© Sabine Hornig


Sabine Hornig
Fenster



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Nachdem die Ausstellung "Rauputz City" Skulpturen gewidmet war, und "Balkon" den installativen Aspekt von Sabine Hornigs Arbeit eindrucksvoll präsentierte, konzentriert sich nun "Fenster" als dritte Einzelausstellung auf das fotografische Werk von Sabine Hornig.


Die grossformatigen Fotografien bilden Schaufenster ab: Einfache und doppelstöckige Fenster bieten einen Einblick in für Berlin typische Innenräume – leer stehende Geschäfte kurz vor der Renovierung. Die Fotos verweisen gleichzeitig durch die Spiegelungen auf dem Glas auf die äussere Umgebung. Obwohl die Fotos dokumentarisch verstanden werden könnten – so belegt das ständig wechselnde Aussehen dieser Schaufenster durchaus auch die gegenwärtige Rezession – verliert sich dieser Eindruck jedoch zugunsten formaler Aspekte und die Orte an sich werden unerheblich:


Durch das Abbilden von Ein-, Durch- und Ansichten komprimiert Sabine Hornig mehrere Ebenen des Blicks: Zunächst schaut man von der Strasse aus in die leeren Innenräume, die nackt und durch die Glasscheibe und den Fensterrahmen wie abgeschnitten vom Aussenraum getrennt sind. In einer weiteren Schicht dringt die Spiegelung der gegenüberliegenden Häuser auf der Scheibe in die Bildtiefe ein und vermischt sich visuell mit dem Innenraum. Schliesslich wird das Schaufensterglas zu der Fläche, auf der alle Schichten zusammenzutreffen scheinen: Schmutz, Fingerabdrücke und Klebestreifenreste, auch Graffiti markieren ihre Ebene. Jedoch geht der Blick dahinter; es entsteht in der Gleichzeitigkeit dieser Ebenen eine nicht direkt auszulotende Räumlichkeit, die mit der realistischen Abbildung im Widerspruch zu stehen scheint. Zuletzt entdeckt der Betrachter auf der reflektierenden Oberfläche der Fotografie sich selbst sowie den realen Galerieraum und wird als Spiegelung in die Virtualität des Bildes integriert.


Sabine Hornigs Beschäftigung mit der Membran von Innen und Aussen hat in den Fotografien wie auch in ihren Installationen immer einen skulpturalen Ursprung - die abgebildeten Fensterrahmen werden hier zugleich zum Bilderrahmen. Die Fotografien funktionieren wie Einbauten in der Wand. Dadurch wird der Galerieraum eingebunden, und die Innenwand des Ausstellungsbereiches wird so zur Fassade, die durch Scheiben und Reflexionen durchbrochen wird. Die veränderte Grösse der Schaufensterfotos unterstützt die Unmittelbarkeit, mit der sich der Betrachter körperlich in Bezug zum Bild setzt.


Sabine Hornig kombiniert häufig Fotografie mit Skulptur, die alltägliche und banale Architekturelemente nachbaut, die unmittelbar dem abgebildeten Foto entspringen könnten: Türen, Halterungen, Stromkästen, die das Auge gewöhnlich übersieht, werden hier in den Blick gerückt und wandeln sich so zum Wesentlichen.


Ausstellung: 6.9. - 1.11.2003
Oeffnungszeiten: Di-Fr 13 - 19 Uhr, Sa 13 - 18 Uhr


Galerie Barbara Thumm
Dircksenstrasse 41
D-10178 Berlin
Telefon +49 30 283 90 347,
Fax +49 30 283 90 457
E-Mail b.thumm@berlin.snafu.de

www.bthumm.de



Sabine Hornig
Windows



Whereas the former exhibition "Rauputz City" concentrated on the sculptural and "Balcony" focused on Sabine Hornig's impressive installational work, "Fenster" (Windows), the now third solo exhibition at Galerie Barbara Thumm, puts the main emphasis on the photographic oeuvre of Sabine Hornig.


Large-format photographs depict windows: Double or single-frame windows offer views into empty storefronts shortly before renovation - a very typical sight of Berlin. At the same time, the reflections on the glass refer to the surrounding exterior. Although the photographs could be read as being documentary of the recent recession, the ephemeral aspects of the reflections transcend the specificity of the place.


The simultaneous representation of the view into the space, of the reflection on the glass and of the window's surface itself condenses several layers of perception: First, one can see the bare interior space which is separated from its surrounding by the window frame. Then, in another layer, the mirror reflections of the opposite side of the street become apparent and visually merge with the interior. Finally one observes the actual window glass with its scratches, tape residues, fingerprints, graffiti and dirt marks. But the gaze seems to go beyond; the simultaneous presence of these layers leads to the manifestation of a spatial impression that cannot be grasped and that seems to contradict realistic representation. In the end the viewer becomes aware of his own reflection on the photograph's surface as he sees himself standing in the gallery space and he is then, too, integrated into the virtuality of the picture.


Sabine Hornig's exploration of the membrane between the interior and the exterior derives from her sculptural work. The window frame as it is represented in the photograph serves as the picture-frame, and in doing so the actual photographs become insertions into the wall. Therefore the gallery space is always integrated and part of the work. The interior walls of the exhibition space then turn into an outside façade, interrupted by the window screens and their reflections. The photographs alter the windows' sizes, allowing the viewer to relate very directly and physically to the image.


Sabine Hornig often combines photography with sculpture that reconstructs everyday elements of architecture which could all be parts taken from her photographs: doors, fixings, electricity boxes - these objects from the periphery of our perception are attributed with essential meaning and become the centre of attention.


6 September - 1 November 2003