© Sabine Troendle

No. 4, aus der Serie "the cabin" (2005/07)
C-Print, 44 x 35 cm


Sabine Troendle
the cabin | paradise lost



Die Künstlerin Sabine Troendle (geb. 1971 in Basel, lebt und arbeitet in Zürich) präsentiert im White Space mit "the cabin" (2006/07) und "paradise lost" (2005/06) zwei neue, verschiedenartige Fotoarbeiten. In "the cabin" kreiert Troendle einen Mikrokosmos aus den von ihr inszenierten Figuren und in "paradise lost" bekunden stille Augenzeugen von einem ruinösen Machtkampf. Die Künstlerin besuchte von 1996 bis 2001 die Fotoklasse der Hochschule für Gestaltung und Kunst Zürich. Ihre Arbeiten wurden u.a. 2005 bei baryte, der Association pour la photographie, in Vevey und 2006 an den Bieler Fototagen und im Haus für Kunst Uri gezeigt.


In der eigens für diese Ausstellung konzipierten Arbeit "the cabin" zeigt die Künstlerin Fotografien fiktiver Figuren, die allesamt durch einen bestimmten Ort inspiriert wurden - einer einsamen Hütte im amerikanischen Nirgendwo. Der Arbeit liegt ein "Urbild" zugrunde, das - genährt durch Impressionen aus Film und Fotografie der 50er bis 70er - Troendle seit Jahren begleitet hat: "Im Vordergrund ist eine Frau in einem Sommerkleid, das an die 50er Jahre erinnert. Sie trägt eine Papiertüte mit Einkäufen zu ihrem kleinen Häuschen. Es ist heiss, die Landschaft eben, wüstenähnlich und das Häuschen steht einsam da." (Troendle, Januar 2007) Die Künstlerin reiste im vergangenen Jahr nach Texas und fand den idealen Ort für die Umsetzung dieser Szene. Während der Vorbereitung zur Realisierung des "Urbildes" entwickelte Troendle weitere Rollenbilder und schafft alltägliche bis bizarre Momentaufnahmen. Sie tritt stets als Hauptfigur auf und bleibt gleichzeitig durch die Sichtbarkeit des Selbstauslösers als Autorin erkennbar. Die Bilder zeichnen sich durch eine offene Erzählstruktur aus und regen die Phantasie des Betrachters an. Die inszenierten Fotografien Troendles erinnern an Filmstills, wie sie z. B. Cindy Sherman seit den 70er Jahren realisiert.


In der Serie "paradise lost" tritt Sabine Troendle als Fotografin in den Hintergrund. Die grossformatigen Aufnahmen auf Büttenpapier zeigen Ruinen als Folgen eines langjährigen Bürgerkrieges in Sri Lanka. Auf ihrer Reise fand die Künstlerin ein verlorenes Paradies vor, in dem der Krieg seine Narben hinterlassen hatte. Die zerstörten Behausungen treten als stumme Zeugen eines offenen Schlachtfeldes auf. Der Werktitel lehnt sich an John Miltons Epos "Paradise Lost" (1658-1665) an, wo die Sünder bereits aus dem Paradies verbannt wurden: "Of Mans First Disobedience, and the Fruit / Of that Forbidden Tree, whose mortal tast / Brought Death into the World, and all our woe, / With loss of EDEN, till one greater Man / Restore us, and regain the blissful Seat...". Troendles Werk "paradise lost" bezieht seine Spannung aus dem Oszillieren zwischen vergangenen Ereignissen und momentaner Ereignislosigkeit, zwischen Authentizität und Formensprache.


Der Zugang zu den Bildern ist direkt: Der Blick ist frontal, sachlich, neutral und bietet trotzdem Raum für Assoziationen und Reflexionen. Erst durch die gemeinsame Präsentation der Fotografien werden die individuellen Elemente des einzelnen Bildes sichtbar. Die Künstlerin verzichtet absichtlich auf Sensation. Es ist die eingekehrte Ruhe und Harmonie, die den Reiz dieser Aufnahmen ausmachen.


Die Arbeiten sind formal unterschiedlich, dennoch sind sowohl "the cabin" wie auch "paradise lost" von ihrem jeweiligen Entstehungsort geprägt und verweisen auf ein konzeptuelles Vorgehen der Künstlerin.


Ausstellungsdauer 20.4. - 5.5.2007


Finissage
Samstag, 5. Mai, 16 - 18 Uhr


Öffnungszeiten Mi-Fr 18.30 - 20.30 Uhr, Sa 16 - 18 Uhr


White Space
Raum für aktuelle Kunst
Militärstrasse 76
8004 Zürich
Telefon +41 (0)44 273 13 31
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