Sade Surreal - Kunsthaus Zürich
Illustration zu
"La nouvelle Justine or les malheurs de la vertu"
1797-1801
Man Ray: "La Prière", 1930
© 2001 ProLitteris

Sade Surreal
Der Marquis de Sade und die erotische Fantasie
des Surrealismus

Die Werke des Donatien Alphonse François Marquis de Sade (1740-1814) sind Fluchtpunkt einer weitgehend verborgenen künstlerischen Tradition. Insbesondere die surrealistische Bewegung hat Sade in den zwanziger Jahren des zwanzigsten Jahrhunderts für sich entdeckt. Die Surrealisten sind die ersten, welche Sade - bis dahin höchstens ein Fall für die Kriminalgeschichte oder die Sexualpathologie - als einen Autor, als einen Künstler, ernst nehmen. Die Künstler und Literaten im Kreis um André Breton stehen so am Anfang einer literaturwissenschaftlichen Rezeptionsgeschichte, die Sade heute (in Frankreich zumindest) zu einem mit allem akademischen Ernst diskutierten und edierten Klassiker gemacht hat.

Die Ausstellung wurde von Tobia Bezzola (Kunsthaus Zürich) und den beiden Sade-Übersetzern und Sade-Kennern Stefan Zweifel und Michael Pfister gemeinsam konzipiert und von Peter E. Erismann, Ausstellungsleiter der Schweizerischen Landesbibliothek, begleitet.

Sie zeigt neben der reichen, von Sade-inspirierten künstlerischen Produktion der Surrealisten auch deren historischen Traditionszusammenhang bis zurück zur Spätzeit des Rokoko. Vor allem auch werden Dokumente zu Sades Leben, Erstausgaben seiner Schriften sowie eine grosse Zahl der allein schon visuell faszinierenden Briefe und Manuskripte mit Geheimtinte, Brandlöchern und Zensurspuren zum ersten Mal ausgestellt - in der 28 Meter langen Vitrine "Das skripturale Sperma des Marquis de Sade".

Eine von Johannes Gfeller konstruierte Lesemaschine garantiert zudem, dass nicht nur Bilder, sondern auch Texte (von Sade selbst aber auch von Dichtern des Surrealismus) auf spektakuläre Weise zur Geltung gelangen. In einer rational geprägten Epoche wagte es Sade, wie später die Surrealisten, die Reiche seiner Phantasie höher zu stellen als die nüchterne Wirklichkeit. 130 Kunstwerke, über 100 Manuskripte, 50 Zeitschriften und illustrierte Bücher sollen diese Vorläuferschaft erhellen.

Wir machen darauf aufmerksam, dass dem Thema der Ausstellung entsprechend gewisse sehr explizite Darstellungen zu sehen sind, die für Kinder und Jugendliche unter achtzehn Jahren nicht geeignet sind.

Ausstellungsdauer: 30.11.2001 - 3.3.2002
Öffnungszeiten: Di-Do 10 - 21 Uhr, Fr-So 10 - 17 Uhr
26. Dez. / 1. Jan. / 2. Jan. 10 - 17 Uhr
24./25./31.12. geschlossen

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