© Sandra Senn
Sandra Senn: "ohne Titel", 2002
Lambdaprint


Daniel Schibli / Sandra Senn
Foto- und Videoarbeiten



Daniel Schibli, Empfänger des Eidgenössischen Kunstpreises 2002, zeigt im Amtshimmel zwei Videoarbeiten und eine Fotografie. Die Videoarbeiten bestehen aus aneinandergefügten, skurrilen Kürzestgeschichten, in denen jeweils vor weissem Hintergrund schwarze Kartonfiguren aufeinandertreffen, die an bekannte Märchen oder Filmfiguren erinnern. Als Geschichtenerzähler deckt der Künstler dabei Machart und illusionistische Techniken des Films auf. Er zeigt Figuren und Handlungsabläufe und deren Entstehungsmechanismen und Funktionen so, dass sie für den Betrachter klar durchschaubar sind. Die Halterungen der Pappfiguren werden nicht etwa dissimuliert, sondern ganz bewusst vorgezeigt und die Bewegungen der Figuren lassen die steuernde Hand im Hintergrund erkennen.

Die Konditionen des Materials bestimmen den Ablauf der Geschichten: sobald die Figuren kippen, reissen, aus dem Bild springen oder sich in den eigenen Fäden verheddern, ist die Geschichte beendet. Den raffinierten Techniken, die heute dem Filmschaffenden zur Verfügung stehen, werden einfachste formale und technische Mittel entgegengesetzt. Das Elementare und Improvisierte spricht den Betrachter auf einer emotionalen Basis an und animiert ihn, seine eigene Fantasie walten zu lassen - wie beim Kinderspiel. Die Fotoarbeit zeigt eine konstruierte "Handlungsbühne", ein Filmset sozusagen, lässt aber die Handlung, für die sie geschaffen wurde, aus: eine Einladung an den Betrachter, den Raum mit eigenen Geschichten zu füllen.(sb)

Sandra Senns Fotoarbeiten - das einsame Eiland im Meer, auf dem sich ein Wildtier tummelt, der Baum am Grashang, oder die runde, leuchtende Wolke am Himmel über der Graslandschaft - sind auf den ersten Blick ideale Landschaften, die durch ihre extreme Schönheit faszinieren. Beim genauen Hinsehen irritieren den Betrachter jedoch gewisse Unstimmigkeiten: das Eiland entpuppt sich als künstlicher Felsen und die vermeintliche Wolke am Himmel erscheint eher als gleissendes Irrlicht denn als reale Wolkenformation. Die Landschaften und Ausschnitte aus der Natur erweisen sich als "cappriccioartige", künstliche Konstrukte. Perfekt, ideal, und doch irreal.

Tatsächlich dienen die abbildenden Fotografien der Künstlerin nur als Mittel zum Zweck, als rohes Bildmaterial. Die eigentliche Bildfindung findet am Computer statt, wo das Endbild aus Bildern aus dem Materialfundus zusammengesetzt wird mit dem Ziel, eine neue, eigene, ideale Bildkomposition zu schaffen. Sandra Senn versteht sich selber deshalb auch nicht als Fotografin, sondern als "Compositeurin" mit fotografischen Mitteln. Sie verändert das fotografische Grundmaterial farblich kaum, sucht jedoch nach der ausgewogenen Bildkomposition und der idealen Form des Abgebildeten im spezifischen Umfeld. Die Erforschung des Kippmoments zwischen Natürlichkeit und Künstlichkeit und die Grenze zwischen Idealvorstellung und Realität sind Grundkomponenten ihrer künstlerischen Arbeit.


Ausstellungsdauer: 19.10. - 17.11.2002
Öffnungszeiten: Mi-Fr 14 - 18 Uhr, Sa/So 11 - 16 Uhr


Städtische Galerie im Amtshimmel
Rathausgasse 3
5400 Baden
Telefon 056 200 82 67
Fax 056 222 48 36
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