Irene Schubiger: Installationsansicht

Irene Schubiger: Installationsansicht


Schichtarbeit

Giro Annen
, Heinz Egger, Lydia Möst, Irene Schubiger, Rita Siegfried, Kathrin Stengele


Die diesjährige Sommerausstellung ist der Malerei gewidmet. Der Titel "Schichtarbeit" soll sehr direkt auf verschiedene Charakteristiken dieses Medium hinweisen.


Malerei ist zunächst einmal physische Arbeit, die zwischen Konzentration und expansiver Geste oszilliert. Zudem sind Maler/innen oft obsessive Arbeiter/innen: Schichtarbeit ist eine 24-Stunden-Tätigkeit! Und schliesslich bedeutet Malen Arbeiten in Schichten, materiell (Malschicht auf Malschicht auf Bildträger) und geschichtlich betrachtet (man baut auf eine Tradition auf, um sie zu verfeinern oder auszu-löschen). Vier Künstlerinnen und zwei Künstler - ältere und jüngere - aus der Region Bern sind ausgewählt worden, um durch grundverschiedene Positionen, die auch nur marginal mit Malerei zu tun haben können, die Möglichkeiten dieses Mediums heute zu veranschaulichen.


Giro Annen hat in den letzten 3-4 Jahren an grösseren Serien von Monotypien gearbeitet, von denen nun eine Auswahl zum ersten Mal präsentiert wird. Mit verschie-denen Instrumenten hat er Farbe auf eine Platte aufge-tragen und dann einen einzigen Abzug von diesem flüchtigen "Bild" hergestellt. Anders als beim klassischen Malen kann hier das Resultat beim Entstehen nicht kontrolliert werden - was oft zu reizvollen "Nebeneffekten" führt, die der Künstler dann annehmen oder ablehnen kann.


Heinz Egger zeigt neue Bilder kleineren und grösseren Formats, in denen Töne zwischen Schwarz und Weiss dominieren. Von Zeit zu Zeit leuchtet ein Funken Rot auf, oder ein schmutziges Grün versperrt den Blick auf den Hintergrund. In seinen Gemälden lagern sich Schicht um Schicht Erinnerungen an Räume und Personen, Impressionen, selbst erlebte und in Zeitschriften und Zeitungen gefundene Szenen ab und visualisieren den Prozess des Erinnerns und Festhalten-Wollens, aber auch des damit zusammenhängenden Entschwindens.


Lydia Möst bildet auf ihren neusten, grossformatigen Bildern Skelette, allein, zu zweit, und in Gruppen, vor abstrakten Farbfeldern mit feinen Übergängen ab. Fernab von jeglichem Gedanken an den Tod der Malerei hat sie versucht, sich auf die Grundlagen der Malerei (das Knochengerüst) zu konzentrieren und Fleisch darum herum zu malen - und dies betont lustvoll: Diese Darstellungen bilden keine danse macabre, sondern einen üppigen, ja heiteren malerischen Reigen.


Irene Schubiger verteilt verschieden grosse silbrige Körper im Raum: Sie liegen auf dem Boden oder lehnen an der Wand und reflektieren auf ihren buckligen Oberflächen das gleissende Oberlicht, auf präzise Art verstreut herum-liegende farbige Materialien und die sich bewegenden Zuschauer. Die Malerei findet in unserem Kopf statt. Das Malerische oder "Pittoreske" ist schliesslich nichts anderes als eine Projektion.


Rita Siegfried hat in jahrelanger Feinarbeit mit Eitempera Szenen auf Holztafeln gemalt, die wie Ausschnitte aus Bildern altniederländischer Meister wirken. Sujets sind keine auszumachen, nur Motive: ein gläserner Krug, ein Stück Himmel, Blumen, Faltenwurf usw. Diese Fragmente funktionieren zunächst wie Erinnerungsfetzen: nostalgisch, angenehm museal-muffig, vertraut, und plötzlich aber fremd, anachronistisch, eine Gesamtsicht verweigernd.


Kathrin Stengele zeichnet in der Kunsthalle mit einem Bleistift direkt auf die Wand. Ein kleines Mikrofon, das am Zeichenstift befestigt ist, nimmt die gestischen Kratz-geräusche auf. Die Künstlerin bearbeitet diese Töne alsdann zu einer Komposition (sie besitzt auch eine musikalische Ausbildung) und spielt sie in den Raum mit der Wandzeichnung zurück. Daraus entsteht eine spannende Konfrontation zwischen spontaner Performance und Struktur, Visuellem und Auditivem, Raum und Mensch.


Ausstellungsdauer: 12.6. - 15.8.2004
Oeffnungszeiten: Mi-So 10 - 17 Uhr, Di 10 - 19 Uhr


Kunsthalle
Helvetiaplatz 1
3005 Bern
Telefon +41 (0)31 350 00 40
Fax +41 (0)31 350 00 41
Email kunsthalle@bluewin.ch

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