© Almond Zigmund
© Almond Zigmund

Silent Takeover
Ethridge, Halter, Kühne/Klein, Sibony, Zigmund


Größere Menschenmengen treffen heute meistens auf Flughäfen, in Shopping Malls, auf Bahnhöfen oder Parkplätzen zusammen, an Durchgangsorten also, die durch Mobilität definiert werden, transitiv und austauschbar sind und sich auf der ganzen Welt ähnlich sehen durch die Wiedererkennbarkeit gewisser Funktionen wie "Kassen- oder Billetschalter", "Warteraum" und "Gepäckdepots" oder globaler Zeichen wie Piktogramme und den Logos von internationalen Franchise-Verkaufsstellen.

Diese Orte haben begonnen, jene zu ersetzen, die früher von den Massen aufgrund von Tradition, Religion und Ritualen aufgesucht worden sind. Marc Augé bezeichnet sie in seinem Buch "Non-Lieux" als eigentliche "Nicht-Orte". Gemeint sind Orte ohne inhaltliche, ortsspezifische Bedeutung für die Besucher und trotzdem: je mobiler, je globaler, je vernetzter wir werden, desto mehr bestimmen solche Orte unseren Alltag: eine "stille" Übernahme.

Die von Rolf Staub konzipierte Ausstellung "Silent Takeover" wurde von Stefi Binder und Rolf Staub kuratiert, Daran beteiligt sind die Künstler und Künstlerinnen Roe Ethridge, Gedi Sibony, Almond Zigmund aus New York sowie Marianne Halter und das Künstlerpaar Hendrikje Kühne und Beat Klein aus der Schweiz. Alle ihre Werke befassen sich mit diesen Nicht-Orten, aber auch mit der Mobilität, die das Entstehen von Nicht-Orten verursacht.

Seit das Ausstellunskonzept für Silent Takeover im Frühling 2001 entwickelt wurde, ist viel passiert. Das Flugzeug als Symbol von Mobilität und Freiheit wurde entmythologisiert und bei den Attentaten in New York sogar als Waffe verwendet. Die Swissair fliegt nicht mehr. Die Flughäfen in Kabul und Kandahar sind zerstört. Die neuen Identitätsmodelle seit dem 11. September sind wieder die Alten: Religiöser Fundamentalismus und Nationalismus. Die Mobilität als Trend steckt vorderhand im Warteraum fest: "The flight has been cancelled. Please check for rescheduling."

Die Künstler/innen

Gedi Sibonys 30-Minuten Video "a part of my time" zeigt den Künstler mitten im Menschenstrom von Reisenden im Grand Central Terminal in New York. Der Künstler selbst steht still und verweigert sich der Funktion des Reisens, was völlig unbeachtet bleibt. Es ist , als ob man nicht mehr existierte, nicht mehr wahrgenommen würde, wenn man außerhalb der vorausgesetzten Funktion agiert.

Marianne Halter überlagert ihre Snapshots aus Zügen und fahrenden Autos mit Kartenmaterial. In der Unschärfe der Aufnahmen verlieren die aufgenommenen Orte ihre ortspezifische Identität. Erst die überblendeten Landkarten deuten eine zufällige, geographische Klassifizierung der Orte an.

Hendrikje Kühne und Beat Klein zeigen in einer Bodeninstallation aus Ferienprospekten der Destination Schweiz ein auf die Sichtweise der Reisenden reduziertes Bild des Landes, ein Klischee, das letztlich austauschbar ist. Sie stellen damit die Frage nach der Identität eines Ortes.

Roe Ethridge erstellt "Portraits" von Bäumen und Sträuchern an Strassenrändern von Autobahnen. Er öffnet uns damit den Blick auf Dinge, die wir als Reisende ausblenden. Genauso, wie wir ausserhalb der vorausgesetzten Funktionen inexistent sind, nehmen wir Dinge nicht wahr, die zur Ausübung dieser Funktionen nicht nötig sind.

Die Arbeiten von Almond Zygmund schließlich stellen computermanipulierte, universelle, architektonische Zonen dar, in denen sich biomorphe Skulpturen zu bewegen scheinen. Die Arbeiten von Zygmund distanzieren sich vom "hier und jetzt" und öffnen den Horizont, nicht nur des Raumes, sondern auch von Zeit und Funktion.

Ausstellungsdauer: 17.1. - 17.2.2002
Öffnungszeiten: Mi-Fr 14 - 18 Uhr, Sa/So 11 - 17 Uhr

Städtische Galerie im Amtshimmel
Rathausgasse 3
5401 Baden
Telefon 056 200 82 67
Fax 056 222 48 36
E-Mail galerie.amtshimmel@baden.ag.ch

http://amtshimmel.baden.ch


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