© Simon Lee


Tram Obscura
by Simon Lee
Kuratiert von Karin Frei und Brigitte Ulmer



Ein bewegliches Kunstprojekt im öffentlichen Raum vom
7. Juni bis 23. Juni 2007, im Rahmen der Ausstellung
"Die Situationistische Internationale (1957-1972)" im
Museum Tinguely, Basel.


Basel wird vor, während und nach der ART Basel Schauplatz eines besonderen Kunsterlebnisses im öffentlichen Raum. Mit minimalen Mitteln hat der britische Künstler Simon Lee (*1956) einen Basler Tramwagen (Baujahr 1961) zu einer fahrenden "Camera Obscura" transformiert. Während zweieinhalb Wochen kursiert das spezielle Tram auf einer festgelegten Route u.a. zwischen Schaulager, Bahnhof, Kunstmuseum und Messeplatz.


Mit dem "Tram Obscura" lässt sich der Alltagsroutine ein Schnippchen schlagen. Es fährt nach eigenem Fahrplan, auf einer eigenen Route, und auf der Fahrt reisen die Fahrgäste durch eine buchstäblich verkehrte Welt: Im abgedunkelten Inneren eröffnet sich durch vielfache Öffnungen ein multiples und bewegtes 360°-Panorama. Anstatt die Stadt durchs Fenster zu sehen, wie wir sie kennen, schauen die Passagiere sich die seitenverkehrte und Kopf stehende Projektion des realen Abbildes des Aussen im Innern an, einem Film nicht unähnlich. Die besondere visuelle Erfahrung im "Tram Obscura" wird durch einen eigens dafür komponierten Soundtrack (Walter Sipser) hörbar verstärkt.


Dérive durch die Stadt
Beim "Tram Obscura" steht nicht das Objekt, sondern das Erlebnis, die Schaffung von Situationen, von ephemeren Lebensumgebungen, im Vordergrund. Die Desorientierung ist dabei probates Mittel, eingefahrene Routinen und Meinungen über die vertraute Umgebung im Wort- und Bildsinn auf den Kopf zu stellen. Simon Lee gibt mit seinem "Tram Obscura" die Bühne frei auf ein Leben von Tagträumen und Überraschungen, für Gedankenspiele und Spontaneität in einem sonst überreglementierten und durch ökonomisierten öffentlichen Raum.


Ganz im Sinn der "Dérive" und im Geist der "Situationistischen Internationale" (1957-1972), der letzten grossen Avantgarde-Bewegung um Guy Debord (1931-1994), wird das Verkehrsmittel für einmal nicht dem zielgerichteten Weg von A nach B dienen, sondern dem ziellosen Umherschweifen, der Passage durch wechselnde Umgebungen. Der Stadtraum, der gewöhnlich als Kulisse für Arbeit und Warenaustausch dient, wird zu einem Erlebnisfeld, das direkt auf das Gefühlsleben der Basler und Baslerinnen, der Passanten und Flaneure, der ART Basel-Besucher und Touristen einwirkt. An die Stelle der zur Banalität gewordenen Alltagssituationen rücken neue Sichtweisen. Damit nimmt Simon Lees "Tram Obscura" die Idee der Psychogeographie von Guy Debord auf: Das "Tram Obscura" fährt zur Intensivierung des Lebensgefühls, als Katalysator von neuen Sichtweisen.


Simon Lee ist 1956 in Yorkshire (GB) geboren. Er lebt und arbeitet in Brooklyn, New York. Ausstellungen in New York, Georgia, Miami, Pennsylvania, Paris, Rom, London. Studienaufenthalte in Boston, Nebraska, Cumbria, Berlin und Marseille.


Ursprünglich hat Simon Lee einen "Bus Obscura" konzipiert, der während der ART Basel Miami Beach 2004 kursierte. Seither hat "Bus Obscura" einige Schauplätze hinter sich, nämlich New York (2005), Kampala (Uganda) (2005) Pittsburgh (2005) und London (2006).


Das Kunstprojekt "Tram Obscura" wird von Karin Frei und Brigitte Ulmer kuratiert.


Karin Frei (*1966 in Basel) ist freie Kuratorin und arbeitet in Zürich. Brigitte Ulmer (*1963 in Zürich) ist Kunstpublizistin/Kuratorin und arbeitet in Zürich.


Das "Tram Obscura" ist eine gemeinsame Aktion von Museum Tinguely und BVB.


Dauer 7. - 23.6.2007


Das "Tram Obscura" verkehrt 7./8./9., 12./13./14./15. und 21./22./23. Juni 2007, jeweils von 14 - 20 Uhr.

Kontakt
Karin Frei: k.frei@hispeed.ch
Brigitte Ulmer: b.ulmer@swissonline.ch