© Jean-Damien Fleury und Nika Spalinger
"Videostill"

Jean-Damien Fleury und Nika Spalinger
Impacts

Installation auf den Geleisen des Bahnhofes Baden
Ein Kunstprojekt am Bahnhof Baden

Trotz der monumentalen und radikalen Erscheinung auf dem Bahnhofplatz in Baden handelt es sich bei "Impacts" um eine künstlerische Intervention auf Zeit, realisiert von Jean-Damien Fleury und Nika Spalinger. Die interaktive Arbeit, erstmalig am Festival Belluard Bollwerk International in Fribourg 2001 vorgestellt und derzeit auf Tournee quer durch Europa, ist eine Mischung zwischen Sportarena und Kinderspielplatz: Vordergründig Spektakel, hintergründig ideologischer Kampf. Mit einem spielerischen Gestus, den man aus Freizeitsparks kennt, schaffen die beiden Künstler einerseits einen Ort der sozialen Begegnung, andererseits manövrieren sie den Besucher unweigerlich in die Situation eines spielerischen Kräftemessens: "Impacts" macht die Ambivalenz der Unterhaltungsindustrie nicht nur deutlich, sondern körperlich erfahrbar.

Das Kernstück der Installation ist eine Ballmaschine, wie sie beim Tennistraining verwendet wird; sie spuckt in schneller Folge verschiedenfarbige Tennisbälle aus, gemeinsam mit hektischen Lichtspielen bombardieren sie den Besucher. Für alle, die an diesen Spiel teilnehmen wollen, steht das gutgesicherte Spielfeld während den Öffnungszeiten zu Verfügung, außerdem Helme und Schlagstöcke zur Abwehr der herannahenden Bälle. Die insgesamt 9 Tonnen (!) Stahl, verteilt auf einen 4 Meter hohen Käfig über einem Grundriss von 6 auf 12 Metern, verströmen bereits als Objekt eine bedrohliche Atmosphäre und sorgen dafür, dass die Installation ihre Wirkung auch dann nicht verfehlt, wenn sie geschlossen bleibt. Interessanterweise sind es gerade die Schutzvorkehrungen – Schlagstöcke, Helme und Absperrungen – selber, die zu bedrohlichen Objekten werden, indem sie nämlich auf eine offensichtlich anwesende Gefahr hindeuten. Damit spielt die Installation auf die Problematik einer Gesellschaft an, die einerseits ihre Schutzmechanismen selbstbewußt offenlegt, andererseits gerade dadurch aggressiv wirkt und zu Gegengewalt animiert (was ja eigentlich vermieden werden sollte!).

Nika Spalinger und Jean-Damien Fleury etablieren mit ihrer künstlerischen Intervention ein System von Regeln, das veränderlich bleibt; sie stellen ein interaktives Forum bereit, in dem jedermann die Erneuerung eines bestehenden Reservoirs von Erfahrungen möglich ist. Als Schauspieler in sozialen Rollen orientieren sie sich an der Realität, stellen diese jedoch in der gebrochenen Form des Kunstwerks zur Diskussion. In der Art und Weise, wie sie dies tun, ergibt sich gleichsam von selbst eine kritische Distanz zur Entwicklung unserer Gesellschaft.

Unter dem Titel INFOLGE startete am 5. April 2000 ein neues, programmatisch offenes Kunst am Bau Projekt auf dem Areal des Bahnhof Baden, wo ein Knotenpunkt des öffentlichen Verkehrs neu strukturiert wird.

Für dieses städteplanerisch ambitionierte und komplexe Bauvorhaben hat die Stadt Baden nach neuen Ansätzen im Umgang mit Kunst am Bau gesucht. Im Herbst 1998 wurden 5 Künstler (Teams) zu einem Studienwettbewerb eingeladen mit dem Auftrag, Konzepte für den Einbezug von Kunst beim Aus- und Umbau des Bahnhofs zu entwickeln.

Mit dem langfristig angelegten Projekt INFOLGE des Künstlers Daniel Robert Hunziker hat sich die Fachjurie für ein Konzept entschieden, das nicht auf eine abschliessende künstlerische Gestaltung des Ortes/Areals, sondern auf eine Auseinandersetzung mit Kunst im öffentlichen Raum abzielt.

Gemeinsam mit den Kunsthistorikern Sarah Zürcher und Oliver Kielmayer, sowie der Künstlerin Christina Hemauer will Hunziker in den nächsten 3 Jahren in regelmässigen Abständen Künstler und Künstlerinnen einladen, sich mit den unterschiedlichen ästhetischen, sozialen und politischen Konfliktfeldern des Ortes auseinander zu setzen. Präzise, zeitlich befristete Interventionen sollen in regelmässigen Abständen bereits während der Bauphase in diesen sich im Wandel befindenden öffentlichen Raum eingreifen, damit er nicht zur simplen Fassade für alltägliche Verrichtungen verkommt.

Ausstellungsdauer: 11.5. - 1.6.2002

Bahnhof Baden
auf den Perrons
5400 Baden

INFOLGE
Kunstprojekt Bahnhof Baden
Lutherstrasse 30
8004 Zürich
Telefon 01 291 53 45
E-Mail: info@infolge.ch

www.infolge.ch