![]() © Klodin Erb / Eliane Rutishauser Spiel noch 1x Luigi Archetti, Federica Gärtner, Daniel Göttin, Lea Achermann, Klodin Erb / Eliane Rutishauser, Pia Gisler, Adriana Stadler Leicht drohend, ein letztes Mal - bevor alles vorbei ist, bevor etwas anderes geschieht. Die KünstlerInnen nehmen mit ihren Arbeiten der im Titel aufscheinenden Endgültigkeit ihre Tristesse, verwandeln das nahe Ende des "Haus für Kunst Uri" als Ausstellungsort in ein spannungsvolles Erlebnis. Sie knüpfen an die Anfänge des Ortes an und befragen die räumliche Situation, das Wohnen und Hausen. Alt und Neu, Bestimmung und Verfremdung, künstlerische Intervention und gegebene Struktur, Aufgabe und Neubeginn verweben sich ineinander. Das Haus, der Ort, ist aufgeladen mit Geschichte: Lokale Traditionen, überkommene Funktionszusammenhänge und Mythen füllen das Gebäude. Die Arbeiten der KünstlerInnen nehmen diese vielfältigen Stimmen auf und fügen visuelle und akustische Zeichen hinzu. Sie erobern Zimmer und Gänge, erschaffen Räume und verrücken Bedeutungen. Sie hinterfragen und akzentuieren architektonische Parameter und deren Wahrnehmbarkeit, loten Erzählstrukturen aus und wenden sich sozialen Verhaltensmustern zu. Die Arbeiten setzen wie Scharniere an der Grenze des Vorgefundenen und Vorgegebenen an, sie kippen bestehende Perspektiven und öffnen die Räume. Im Gartensaal begegnet man den Installationen und Objekten von Luigi Archetti und Federica Gärtner. Der Tisch, eines der zentralen Möbelstücke im häuslichen Ambiente, wird von Gärtner hinsichtlich seiner materiellen Erscheinung befragt. Er wird zum leicht skurrilen Objekt transformiert, dessen Stabilität und Funktionalität nicht mehr essentiell erscheint. Die Arbeit von Archetti thematisiert die sozialen Funktionen, sie greift spielerisch und assoziativ verschiedene Situationen möglicher Tischgespräche auf und macht sie in visuellen sowie akustischen Elementen erlebbar. Das Werk von Daniel Göttin, eine Wandstruktur mit Textilklebebändern und eine Wandmalerei, eröffnet den ersten Stock. Es erinnert in seiner formalen Gestalt an rohes Bruchsteinmauerwerk sowie an kristalline Gebilde. Im Netz aus roten Linien gefangen, ist die schwarze geometrische Form, die auf einer der Wand vorgeblendeten Gipsfläche schwebt, Fremdkörper und Blickfang, räumliches und kompositionelles Zentrum sowie vergrösserte Mikrostruktur. Adriana Stadler nimmt in ihrer Bild-Ton-Installation den Koch- und Speisebereich, dessen Funktionen und sinnliche Beschaffenheit in Augenschein. In der Küche evozieren Geräusche die dort beheimateten Tätigkeiten; im Esszimmer schliesst eine Videoprojektion an diese Sphäre an. Der Geräuschteppich weitet den Raum in seiner sozialen Konnotation aus, als Ort des geselligen Beisammenseins. Lea Achermanns Arbeiten reagieren unmittelbar auf die räumlichen Gegebenheiten. Ihre direkt auf die Elemente der Innenausstattung modellierten Plastiken scheinen die Materialität der Trägerelemente ausser Kraft zu setzen. Hügelige Rundungen wachsen aus dem Boden, die Täfelung stülpt sich organisch aus. Wie von innen heraus scheint sich der Raum eine neue Gestalt zu geben, die auf Grund von Form und Materialität anschmiegsam und auch selbstverständlich erscheint. Pia Gislers angrenzende Installation inszeniert eine Raumsituation. Elemente der Interieurgestaltung wie Fliesen und Vorhänge verleihen dem Raum einen anderen Charakter. Sie verändern ihn, ohne jedoch die ursprüngliche Struktur gänzlich zu verdecken. Zwischen neuer und alter Lesbarkeit schwankend vervielfältigt sich der Raum in sich und überlagert sich ständig in seinen unterschiedlichen Erscheinungsweisen. Klodin Erb und Eliane Rutishauser legen mit ihrer Intervention einen Erzählstrang durch das ganze Gebäude. In jedem Stockwerk finden sich Hinweise auf eine Geschichte, deren Ursprünge in der lokalen Sagen- und Mythenwelt liegen. Forscherinnen gleich folgen die Künstlerinnen der Spur ihrer Figur, präsentieren fotografische Dokumente, "Relikte" und visuelle Aufzeichnungen. Die Ausstellungsräume werden zum Ort der Beweisführung, die Recherche zum künstlerischen Instrument. Im sogenannten Gästezimmer haben fünf KünstlerInnen während der Ausstellungsdauer die Möglichkeit, sich mit diesem Raum auseinanderzusetzen. Die Gäste sind: Werner C. Huber (13.11. - 16.11.2003), Kurt Gisler (20.11. - 23.11.2003), Sara Habermacher (27.11. - 30.11.2003), Barbara Baumann (4.12. - 7.12.2003) , Uriel Berlinger (11.12. - 14.12.2003) Nach fünfjähriger Ausstellungstätigkeit schliessen nach dieser Ausstellung am 14. Dezember 2003 die Tore des Haus für Kunst Uri an der Herrengasse 10. Im Frühling 2004 wird das neue Domizil in der ehemaligen Druckerei Gamma, in der Nähe des alten Gebäudes, bezogen. Kuratorin: Irene Müller, Zürich Ausstellungsdauer: 9.11. - 14.12.2003 Öffnungszeiten: Do/Fr 15 - 19 Uhr, Sa/So 12 - 17 Uhr Haus für Kunst Uri / Kunstverein Uri Herrengasse 10 6460 Altdorf Telefon 041 870 29 29 www.likeyou.com/klodinerb www.likeyou.com/federicagaertner www.likeyou.com/elianerutishauser |