© Stefan Banz

aus "Apocalypse Now Redux", 2002
Oel auf Leinwand, 16 x 22 cm


Stefan Banz
Un cœur simple


Konzeptuelle Malerei 1996 - 2003


Die konzeptuelle Malerei von Stefan Banz folgt einem einfachen Prinzip: der malerischen Reproduktion. Er greift dabei Themen wie Medientransfer, Kontextverschiebung, Remake mit den Mitteln der Malerei auf. So hat er mit den "Baby Bacons" (1998/1999) nahezu das gesamte Werk des britischen Künstlers Francis Bacon nachgemalt und in kleinformatige Bilder übersetzt. Offensichtlich ist dieser Akt des Reproduzierens von Malerei in neue Malerei beides: ein merkwürdiger Akt der Verehrung und beinhaltet gleichzeitig Momente der Ironisierung.

Banz weist auch mit den anderen Serien bestimmten Fällen der jüngeren Kunstgeschichte ein Referenz. Wenn "I read On Kawara" (2000) seine persönliche Lesart des Themas "Zeit" anhand On Kawaras "Date Paintings" wiedergibt, so lehnt sich die 33-teilige Serie "Un cœur simple" (2002) in gewisser Weise an Gerhard Richters grosse Porträtserie an, benützt aber andere Sujets und Inhalte. Als Vorlagen dienen Stefan Banz pornografische Fotografien aus der Zeit um 1900.

Ausgangspunkt für die 17-teilige Arbeit "Apocalypse Now Redux" (2002) sind Ausschnitte aus Francis Ford Coppolas Neufassung seines berühmten Films, die er mittels digitaler Fotografie festhält und in Malerei überträgt. Die "Marilyns" haben in der Kunst eine spezifische Tradition, vor allem bei Andy Warhol. Während Warhol "Silkscreens" herstellte, transformiert Banz in "Let’s make the water turn black" fünfzehn Porträts des Fotografen Bert Stern aus der letzten Session mit Marilyn Monroe in Malerei.

Eine weitere Werkserie enthält kleinformatige Malereien, die er nach Vorlagen von Bruce Naumans "Study for Holograms" oder nach einzelnen Werken von Hans Emmenegger, Aldo Walker, Raymond Pettibon und Georg Baselitz malte. Wesentlicher Aspekt dieser konzeptuellen Malerei ist neben dem Medientransfer und der Kontextverschiebung das Moment der Aneignung. Er überführt aus dem Fundus der Kunstgeschichte generiertes Material in den eigenen Werkzusammenhang. Diese Aneignung nutzt zwei Mittel sehr überzeugend: Stefan Banz miniaturisiert die Vorlagen in kleinformatige Malereien – die Bilder sind in der Regel nicht grösser als das DIN-A4-Format – und unternimmt gleichzeitig eine Art Trivialisierung.

Die Publikation über die Malerei von Stefan Banz ist selber wieder Teil der konzeptuellen Arbeit geworden. Der Künstler komprimiert seine Malerei in ein neues eigenständiges Produkt, das als Teil seines dauernden Reproduktions- und Transformationsprozesses gesehen werden kann. Seine malerischen Arbeiten werden nochmals verkleinert und sozusagen auf die kleinste mögliche Einheit zurückgeführt. Mit gleicher Berechtigung könnten demgegenüber seine Malereien fotografisch in Grossformate übersetzt werden, wie es Stefan Banz ursprünglich für die Ausstellungsumsetzung vorgesehen hat. Die Haltung ist dieselbe. Das eine Mal entsteht ein Gebrauchsprodukt, das andere Mal ein Kunstwerk. So befinden wir uns also auch mit dieser Publikation im Banz'schen Werkzusammenhang.


Kurator: Hilar Stadler


Ausstellungsdauer: 17.5. - 6.7.2003
Öffnungszeiten: Mi-Sa 14 - 17 Uhr, So 11 - 17 Uhr


Museum im Bellpark
Luzernerstrasse 21
6010 Kriens
Telefon 041 310 33 81
Fax 041 310 93 81

www.kulturluzern.ch/bellpark
www.banz.tv
www.likeyou.com/stefanbanz