Stefan Banz: aus The Muhammad Ali
(aus "The Muhammad Ali's)

Stefan Banz

Der Luzerner Manor-Kunstpreis-Träger Stefan Banz gibt in seiner ersten Ausstellung im Kabinett mit Fotografien, Malereien, einem Video und einem Buch Einblick in sein vielfältiges Schaffen.

Grundlage dieser Ausstellung ist ein Verständnis von Kunst, das nicht in jedem Sinn Originalität beansprucht, sondern nonchalant Imitation einbezieht. Es gibt Arbeiten, die nach Vorlagen angefertigt sind, ohne dass sie jedoch zur reinen Kopie werden.

Die Präsentationsart der verwendeten Vorlagen erweist sich als originell. So hat Banz vor zwei Jahren Bilder des bereits zum Klassiker gewordenen, 1992 gestorbenen Engländers Francis Bacon in kleinem Format als "Baby Bacons" abgemalt.

Die nun im Kabinett ausgestellten Malereien basieren ebenfalls auf bereits bestehenden Arbeiten. Sie sind eine Auseinandersetzung mit dem Konzeptkünstler On Kawara. Dieser ist durch Bilder bekannt geworden, auf denen jeweils ein einziges Datum steht. On Kawara bewahrt seine Datumsbilder in mit Zeitungsseiten ausgekleideten Schachteln auf. Banz hat nun zwischen dem 22. April und dem 20. Mai 2000 in grösserem Format Ausschnitte aus solchen, von 1967 bis 1995 datierten Zeitungen "abgemalt", wie er es nennt. Es sind meist Fotos, die nun in der Malerei als Einzelbild zum mehr oder weniger gelungenen "Original" werden.

Banz verunsichert. Mit leichten Verschiebungen unterminiert er sowohl den Begriff des Originals wie den der Kopie. Er geht in dieser Serie "I read On Kawara" noch weiter. Er bezweckt damit Fragen nach dem, was datierte Zeit, was Vergangenheit und ihr Wahrheitsgehalt ist. Stimmen die Daten auf den Bildern On Kawaras tatsächlich mit dem entsprechenden Maldatum überein? Das lässt sich nicht überprüfen. Auch er, Banz, könne ja angeben, dass er täglich ein Bild abgemalt habe, ohne dass dies stimmen müsse. Wo und wann also ist ein Bild wahr? Der Inhalt jedenfalls ist manipulierbar, die Wahrheit liegt an einem andern Ort, vielleicht bei der Ästhetik oder beim Malhandwerk oder einfach bei dem, was wir als Betrachtende mit einem Bild anfangen, bei den Empfindungen und Überlegungen, die es auslöst. So gesehen ist Wahrheit ein subjektives Phänomen.

(Textauszug: Maria Vogel)


Ausstellungsdauer: 12.5. - 19.6.2001
Oeffnungszeiten: Do-Fr 14-19 Uhr, Sa 11-16 Uhr
und nach telefonischer Verabredung

Kabinett Bern
Michael Krethlow
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