© Stefan Rohner

Dauerwelle, 2003/4
Video-Insatallation
Sponsoring Intercoiffure Herbert


Stefan Rohner
Video-Arbeiten



Skulpturale Locken und andere Verwicklungen


Dass Haare auf Wickler zu drehen ein durchaus skulpturaler Anblick und Vorgang sein kann, ist in der Ausstellung von Stefan Rohner (*1959, St.Gallen) zu erfahren. Prächtig leuchten die roten Wickler zwischen glänzenden dunklen Haarsträhnen hervor. In einem Videoloop ist der kunstvolle Prozess zu beobachten, projiziert auf eine Halbkugel, welche den Lockenschopf buchstäblich in den Raum hinauswachsen lässt.


Die Fotografie als flaches, statisches Bild interessiert den Berufs- und Kunst-Fotografen nicht. So experimentiert Stefan Rohner in seiner freien, künstlerischen Arbeit mit ungewohnten Bildträgern und lässt z.B. im Flipbild eine rote Schaukel baumeln, setzt Prismawender ein oder Dia-Projektoren in Bewegung. In der Ausstellung erweitert er das Spektrum durch plastische Projektions"flächen" und dem raumfüllenden Geräusch stürmischen Windes, der einem unermüdlich durch grell weisses Niemandsland stapfenden und mit fliegenden, bunten Tüchern kämpfenden Wanderer entgegen fegt.


Häufiges Motiv in Rohners Fotografien ist die Bewegung. Bekannt sind seine wie Schnappschüsse wirkenden, aber präzise choreographierten Fotoperformances. Dafür schlüpft der Autor selbst in die Rolle einer Kunstfigur und tritt in blauem Hemd, mit blauer Brille, schwarzer Hose und gelegentlich mit Hut auf; in seiner mimiklosen Ernsthaftigkeit ein wenig an Stummfilmhelden wie Buster Keaton erinnernd. Kürzestgeschichten werden darin mehr initiiert als erzählt. Oft handelt es sich um Interaktionen des Protagonisten mit diversen Alltagsgegenständen, die in eher prekäre, manchmal auch groteske Situationen münden. So rollt er mit und über eine Pauke durch einen blauen Bildraum, als ob er schlafwandelnd über dieses ominöse Instrument aus seiner Kindheit gestolpert wäre.


Die leise Ironie, die seine Sketches prägen, taucht in Katharinen eher in der Präsentationsform als innerhalb der Foto- und Videoarbeiten auf. So schwimmt nicht der Goldfisch in einem Glas, sondern der Schwimmer einer Angel in einer Styropor-Kugel. Die in Geduld und Meditation abgeschlossene Welt des Anglers am See erscheint in einem weissen Globus gefangen.


Stefan Rohners künstlerischer Ansatz zeichnet sich durch eine erfrischend ironische aber sympathisierende Gelassenheit aus, mit der er beobachtet, wie sich der Mensch – und auch die Kunst – redlich, aber oft erfolglos darum bemühen, auf würdevolle und überlegene Weise in der Welt zu agieren.


Corinne Schatz, St. Gallen, April 2004


Ausstellungsdauer: 15.5. - 6.6.2004
Oeffnungszeiten: Mi-Si 15 - 18 Uhr


Katharinen St.Gallen
Katharinengasse 11
9000 St.Gallen

www.stefanrohner.ch
www.likeyou.com/stefanrohner


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