© Susanne Wagner

Brandung, 2004
Videostill


Susanne Wagner


Bevorzugtes Medium im Werk Susanne Wagners ist das Video, das sie häufig mit bildhauerischem Blick in Installationen präsentiert. Vorhergehende Arbeiten hatten kurze anekdotische Szenen zum Ausgangspunkt. Diese scheinen der eigenen Biographie entnommen, stehen gleichzeitig aber für allgemein verbreitete Erfahrungen. Das Video "aufrocken" schildert eine kurze Szene, in der ein Junge einem Mädchen in neckend voyeuristischer Absicht im Vorbeigehen den Rock hochschlägt. Eine starke Stilisierung mittels filmischer Mittel wie kurzen Schnitten, Vorwärts- und Rückwärtsloops verleihen Bildern und Bewegungen eine ästhetische Eigenwertigkeit, die das erzählerische Moment in den Hintergrund treten lässt. Gemeinsam ist diesen früheren Videos, dass Bildfolge und visueller Rhythmus von der zugrundeliegenden Musik bestimmt werden. Die auch musikalisch ausgebildete Künstlerin greift dabei auf Kompositionen beispielsweise von Steve Reich wie auch auf skurril-schräge Eigenkompositionen zurück.


Wagners jüngere Arbeiten lassen neue Entwicklungen erkennen. Sie bedienen sich sehr viel ausgeprägter der Strategie der Inszenierung und nutzen das Video als Medium des bewegten Bildes mit starkem Bezug zum Tafelbild. Inhaltlich wendet sie sich Fragestellungen zum Selbstverständnis als Künstlerin und gesellschaftlichen Zuschreibungen dieser Rolle zu. In "Brandung", einer Videoarbeit, die sie im mini salon erstmalig präsentiert, inszeniert sich die Künstlerin selbst als Skulptur auf einem bühnenbildartigen Set. Die Pose ruft Erinnerungen an Werke der klassischen Bildhauerkunst auf. Eine Konstruktion aus Bindfäden läuft strahlenartig auf die Künstlerin im Bildmittelpunkt zu und wird von ihr selbst mittels einer einfachen Kurbel zusammen mit einer dramatischen Licht- und Tonregie gesteuert. Die Machart ist, wenn auch nicht auf den ersten Blick, durchschaubar und dekonstruiert sogleich jeglichen auf Perfektion zielenden Illusionismus. Die Selbstdarstellung als Skulptur befragt die In-Eins-Setzung von Künstler und Werk.


Mittels der selbstproduzierten Aura ironisiert Wagner das Pathos des akademisch geprägten Genres und unzeitgemässe Überhöhungsstrategien aus Werbung und politischer Propaganda. Die inszenierte Selbstauratisierung der Künstlerin aktualisiert Fragestellungen zur Rolle des Künstlers in der Gesellschaft. Die Vorstellung von ihm als einem voraussetzungslos aus sich selbst schöpfendem Genie gilt längst als abgelegt, während sich andererseits die Mechanismen des Starsystems, wie man sie aus der Populärkultur kennt, auch im Kunstbetrieb immer stärker manifestieren.


Ausstellungsdauer: 11.12.2004 - 21.1.2005
Öfffnungszeiten: Freitags 14 - 18 Uhr und nach Vereinbarung (24.12.2004 - 07.01.2005 nur nach Vereinbarung)


mini salon
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