© Sylvia Hostettler


Sylvia Hostettler
Hannah Blume berichtet



"Von der Schwellenmatte her steigen Nebelschwaden hoch bis zur Helvetiabrücke und zur Kunsthalle. Schon will ich meinen Blick abwenden, da taucht im Himmel, wie aus dem Nichts, ein ungewohntes Licht auf; weckt mein Interesse. Immer gebannter und ungläubiger schaue ich diesem gleissenden Licht entgegen; daraus sich ein eigenartiges Gebilde herausschält. Es erinnert mich an eine durchscheinende Schale. Sehe in ihr Inneres, das - leuchtend - aus unzähligen aneinander gereihten Zellen zu bestehen scheint. Das Unbekannte Flug-Objekt nimmt direkten Kurs auf den Berner Kunstort, schwebt danach für längere Zeit über dem Gebäude, um dann plötzlich seine Position um eine halbe Drehung zu verändern. Langsam senkt sich das UFO und stülpt sich wie ein Hut über das Haus am Brückenkopf."


Das Zeit-Mass-Objekt erstreckt sich vom 27. September 2003 bis in den September des Jahres 2013, während 10 Jahren. Das Zeit-Mass-Objekt besteht aus aneinander gereihten Wachszellen, "Zäpfli". Die daumennagel-langen Zellen formt Sylvia Hostettler einzeln vor, um sie an der gerade aktuellen Baustelle des Gebildes zu platzieren. Sylvia Hostettler dokumentiert die Arbeitszeit sowie den Wachsverbrauch. Immer am Monatsende rechnet sie Zeit und Gewicht auf und hält den Wachstumsprozess fotografisch fest.


Die Arbeitszeit (2 Stunden sind es jeweils) wird genau eingehalten, die verstreichenden Minuten sind für den Moment der Arbeit sehr zentral. Das Zellwachstum ist von Stunde zu Stunde kaum erkennbar. Und doch nimmt das Objekt stetig an Mass zu, und je mehr es an Mass zunimmt, desto eigenartiger und auch nebensächlicher wird die Zeit. Sie erscheint bloss als eindrückliche Einheit bezüglich des Verhältnisses von Arbeitszeit - Produkt.


Der kontinuierliche Arbeitsprozess und die Herstellung des immer wieder gleichen Teilchens, dem Baustein des Zellgebäudes, ist für Sylvia Hostettler Grundlage und Puls des Projekts. Diese wiederkehrende Situation ermöglicht ihr Momente der Reflektion zu Arbeit und Produkt - über Aussage und Wirkung, über die Konstruktionsmöglichkeiten, wo weiter und wohin führt es, über die Anpassung des Arbeitsplatzes, was wird im Jahr 2013 sein...


Von der Schwellenmatte über Nairs hinter die Unitobler:
Eine zusätzliche Ebene erweitert das Projekt, in dem Sylvia Hostettler während den 10 Jahren ab und zu, aus dem intimen Rahmen der Heimarbeit, mit dem Zeit-Mass-Objekt nach aussen tritt. Im Jahr 2005 hatte sie den Arbeitsplatz für 3 Monate ins Unterengadin, nach Scuol, verschoben. Während ihres Aufenthalts als Stipendiatin in Nairs (Kulturhaus der Stiftung BINZ39, Zürich) konnte sie erstmals Reaktionen von aussen aufnehmen.


Der zweite Ortswechsel führt in den marks blond project. Darin ist ab dem 11. Mai 2006 das Z-M-O im aktuellen Zustand vom 11. Mai 2006 zu sehen. Der dreidimensionale Zustand und die fotografisch dokumentierten Zustände bleiben bis am 16. Mai ausgestellt.


Ausstellungsdauer 11. - 16.5.2006

Oeffnungszeiten Do 19 - 21 Uhr


Marks Blond Project r.f.z.k.
Ecke Freiestrasse/Muesmattstrasse
3000 Bern
Telefon 078 851 89 08
Email project@marksblond.com

www.marksblond.com