© Tatjana Gerhard


ohne Titel, 2004
Wasserfarbe auf Papier


Tatjana Gerhard
also dass es im Finstern stand



Sind Märchen so etwas wie Parabeln, die den kleinen und grossen Menschen auf einfache Weise von Gut und Böse, Recht und Unrecht in der Welt erzählen und lehren sollen, so üben die verworrenen Fabelwesen von Tatjana Gerhard den Aufstand als düstere Gestalten aus dem Unterholz der Seele. Tatjana Gerhard (*1974, lebt und arbeitet in Zürich) malt und zeichnet Kindergestalten und Fabelwesen auf Plastik. Dieser glatte Untergrund ermöglicht ein schnelles Arbeiten und unterschiedliche Mischtechniken. So ist ihre Malerei nicht nur in ihrer Farbigkeit sondern auch in ihrer Bewegung flüchtig und kaum fassbar.


Der milchige Träger bedingt, dass die Malerei durchlässig wirkt, die Gestalten scheinen mit ihrem Hintergrund zu verschmelzen, sie werden regelrecht verschlungen. Die Schnelligkeit ihres Entstehens ähnelt der von skizzenhaften Zeichnungen. Die Vielzahl der kleinen, rasch ausgeschnittenen Untergründe aus Plastik-Planen, Säcken und Taschen steigern den Eindruck von Dynamik, der auf einem undurchlässigen Träger wie Plastik erhalten bleibt. Gerhards Malerei zeugt durch ihre Flüchtigkeit und gleichzeitig düstere Melancholie auch von einer grossartigen, eigenwilligen Schönheit.


Tatjana Gerhards Malerei erinnert an schaurige Märchenstunden; jegliche Handlung und Bewegung nur flüchtig angedeutet, haben Kindergestalten und verwunschene Fabelwesen erwachsene Gesichter und ziehen unheimliche Fratzen. Als wären sie ihrer hübschen, behüteten Tageswelt voller phantastisch-wundersamen Begebenheiten ohne zeitliche und räumliche Festlegung überdrüssig und müssten nun in der Schattenwelt ihre Rachegelüste nach einer menschlicheren Existenz stillen. Um auszubrechen aus ihrer naiven, in sich geschlossenen Welt der verjährten Versprechung, dass am Ende immer alles gut wird.


Bei aller Brutalität und Härte welche die im eigenen Hintergrund verschwindenden Kreaturen Tatjana Gerhards mit ihren Fratzen und Grimassen haben, so scheinen sie mitunter auch irgendwie komisch. Es ist nicht nur Schwere, Melancholie und Traurigkeit von denen diese Gesichter und Gestalten erzählen. Vor allem die neusten Arbeiten, welche an Masken und "Tarnkappen" erinnern, haben auch eine absurd-humoristische Seite. Sie wirken weniger wie düstere, rachelustige Wesen, als vielmehr wie versponnene, liebeswürdige Schutzgeister.


Jean-Claude Freymond-Guth


Ausstellungsdauer: 10. - 26.2.2005
Öffnungszeiten: Mi 18 - 22 Uhr (Bar), Do-Sa 14 - 18 Uhr
oder nach Vereinbarung


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