© Teresa Margolles

Catafalco (1997)


Teresa Margolles
Muerte Sin Fin



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Muerte sin fin: "Andere Erfahrungen, andere Tode, erwarten uns" (Octavio Paz).


Teresa Margolles beschäftigt sich mit dem Tod, besser gesagt mit Toten. Sie tut dies in Mexico City. Margolles partizipiert an der Arbeit in einem der Leichenschauhäuser der Stadt und arbeitet zugleich als Künstlerin. Die Toten, denen sie begegnet und von denen ihre künstlerische Arbeit handelt, sind Opfer von Gewaltverbrechen, sind Drogentote, Verkehrstote, unidentifizierte Leichen usw. Und sie sind meist jung, mitunter Kinder.


Wenn Teresa Margolles sagt, sie interessiere das "Leben der Leichen", dann ist damit das Schicksal der toten Körper gemeint, das, was diese nach ihrem Tod erfahren und welche Verbindungen zwischen dem Leben vor und dem "Leben" nach dem Tode bestehen. Todesursachen, Sterbealter und die Formen von Beerdigung und Angedenken sind abhängig von sozialen, ökonomischen und politischen Verhältnissen. Die Toten, auf die Teresa Margolles trifft, werden in vielen Fällen in anonymen Gräbern beigesetzt oder in Krematorien verbrannt, wenn die Angehörigen und Freunde nicht in der Lage sind, die Kosten für eine Bestattung aufzubringen.


In einer liebevollen Hinwendung zu dem, was der Tod übrig lässt, liegt die verstörende Gewalt der Werke. Sie stehen auf der Grenze des Darstellbaren und auf der Grenze der Kunst, befinden sich also genau an dem Ort, an dem der Tod - jenseits einer Symbolisierung - als Auflösung aller Form gerade noch sichtbar wird. Teresa Margolles überführt vergangenes Leben durch künstlerische Intervention in die Wahrnehmbarkeit und entreisst damit die Toten dem anonymen Verschwinden.


Ihr Werk erfährt eine existenzielle Zuspitzung, indem es die Distanz, die wir gewöhnlich den Toten gegenüber einnehmen, auf aussergewöhnliche Weise durchbricht. Der Künstlerin gelingt es, die ästhetische Grenze mit künstlerischen Mitteln, die in der Stille wirken, zu überschreiten. Oftmals ist es allein die Einbildungskraft des Betrachters, seine Imagination, die das Unvorstellbare in eine momentane Gegenwart bringt. Die Arbeiten von Teresa Margolles sind traurig und bestechen gleichzeitig durch ihre Schönheit. Sie entziehen sich den Versuchen einer rationalen Erklärung in den Momenten, da sie einen geradezu physischen Kontakt mit den namenlosen Toten aufzwingen. Die Ausstellung zeigt ein grosses, berührendes und überwältigendes Werk, wenn man die Augen vor den Toten nicht verschliesst. Teresa Margolles tut es nicht.


Unterstützt durch Dornbracht Kultur Projekte.


Ausstellungsdauer: 24.4. - 15.8.2004
Öffnungszeiten: Di/Do-So 10 - 17 Uhr, Mi 10 - 20 Uhr
Mo geschlossen


Museum für Moderne Kunst
Domstrasse 10
D-60311 Frankfurt am Main
Telefon +49 69 212 30447
Fax +49 69 212 37882
Email mmk@stadt-frankfurt.de

www.mmk-frankfurt.de





Teresa Margolles
Muerte Sin Fin



The works of the Mexican artist Teresa Margolles (born in 1963) have their origins in her occupation as a forensic technician in a morgue in Mexico City. According to Margolles, the social and economic circumstances of a society are sharply discernible in the corpses filling the morgues of the megalopolis every day: victims of drug addiction and violence as well as large numbers of anonymous dead. When Teresa Margolles says she is interested in the "life of the corpses", what she means is the fate of the bodies, what they experience after their death, and the connections between their lives before and their "lives" after death. The mortal remains of a human life are often the point of departure for the works of Teresa Margolles. In a minimalist aesthetic, the artist transforms past life, transporting it into new perceptibility by way of artistic intervention and thus wresting "her" dead from the grips of anonymity and oblivion.


With highly unusual methods of eliminating the distance we usually place between ourselves and the dead, Teresa Margolles carries this documentary aspect of her work to an existential extreme. She succeeds in transcending aesthetic boundaries with artistic means that function silently. Often it is solely the spectator's power of imagination that brings the inconceivable into a momentary present. Her works hover along the limits of the depictable, in other words precisely there, where death - beyond any and all symbolization - just manages to become visible as the dissolution of form. In the words of Octavio Paz, commenting on the Mexican author Jose Gorostiza's 1939 poem "Muerte sin fin / Death Without End" which gave this exhibition its title: "Other experiences, other deaths, await us".


Against the background of Teresa Margolles' first large-scale exhibition and the acquisition of one of her major works for the MMK, the museum's collection will be presented in a new constellation of intersecting dialogues with works by Donald Judd, Bruce Nauman, Luc Tuymans and David Reed and others, as well as recent acquisitions of pieces by Wilhelm Sasnal and Jonathan Monk.


The Teresa Margolles exhibition will be accompanied by a catalogue containing texts by Santiago Sierra, Elmer Mendoza, Udo Kittelmann, Klaus Gorner and Gabriela Jauregui.


Supported by: Dornbracht Culture Projects


April 24 - August 15, 2004