© Thomas Weisskopf


Thomas Weisskopf
Geschminkte Wahrheit



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Mit den langen Haaren, den Stupsnasen und vollen Lippen verkörpern diese Fotomodelle die Schönheitsideale von Frauen und die erotischen Fantasien von Männern. Sorgfältig geschminkt und mit ernster Mine setzen sie sich den prüfenden Blicken aus. Ob Mannequin, Kosmetikverkäuferin oder Tänzerin: Diese Gesichter passen zu jeder Rolle, die anmutige Weiblichkeit und verführerische Pose verlangt und erfüllen so die Hoffnung auf ein begehrenswertes Leben für sich und andere. Als Königinnen der Nacht oder Traumprinzessinnen lassen sie Kratzer auf der Haut und Schatten auf der Seele für eine Weile vergessen. Doch dürfen wir diesen Augen trauen? Und unseren? Was verbirgt die Schminke? Und was verrät sie?


"Cut" könnte man mit "entzweite Wirklichkeit" übersetzen. Mit "letztem Schliff". Oder mit "Wunde". Der Künstler Thomas Weisskopf übersetzt seinen Projekttitel nicht mit Worten, sondern demonstriert dessen Vieldeutigkeit in seinen Fotografien. Seit 1996 reist der Basler regelmässig nach Bangkok und lebt dort mit Transvestiten und Transsexuellen, die im Rotlichtmilieu als Bardamen oder Tänzerinnen arbeiten und ihr Geld in der Prostitution oder in Schönheitssalons verdienen. So sind sie Vertraute geworden, Freunde.


Entstanden ist eine Fotoserie, die die Identitäten dieser Mannfrauen inszeniert, konstruiert und demontiert. Die Suche nach dem eigenen Wesen überlagert sich in den inszenierten Porträts mit der Selbstdarstellung für andere. Ihr Selbstbild wird zum Fremdbild und umgekehrt. Wie Make-up und Pickel vereinen sich in Weisskopfs Fotografie Illusion und Realität zur schillernden Wirklichkeit, in welcher die Sehnsucht wie eine Wunde eingeritzt ist. Ein schmerzhafter, irritierende Schnitt.


Thomas Weisskopf, 1969 in Basel geboren und an der Hochschule für Gestaltung und Kunst in Zürich ausgebildet, setzt sich nicht zum ersten Mal mit extremen Formen der Selbstinszenierung und Selbstbehauptung auseinander. 1995 fotografierte der Künstler über längere Zeit die Basler Fussballfan-Gang "Ultras". Mit seinen Inszenierungen gelangen ihm ausdrucksstarke Bilder von Männern, die ihre Männlichkeit wie eine Waffe auf sich tragen. Was für sie die harten Fäuste sind, ist für die Thais ein perfektes Make-up: Requisiten für die Hauptrolle im eigenen Leben. Im Jahr 2000 hat die Fotostiftung Schweiz einige von Thomas Weisskopfs Werken angekauft. Sie wurden auch mehrfach ausgezeichnet.


Maja Peter, Dezember 2003


Ausstellungsdauer: 28.2. - 27.3.2004
Oeffnungszeiten: Mi-Fr 14 - 18.30 Uhr, Sa 10 - 16 Uhr


Galerie Römerapotheke
Langstrasse 136
8004 Zürich
Telefon/Fax +41 43 317 17 80
Email gallery@roemerapotheke.ch

www.roemerapotheke.ch




Thomas Weisskopf
The Truth behind the Make-up



With their long hair, pert noses and pouting lips, these photographic models embody the ideals of feminine beauty and masculine erotic fantasy. Perfectly made-up and with a serious gaze, they expose themselves to the scrutiny of their viewers. Whether models, cosmetics salesgirls or dancers: these faces fit any role which calls for gracious femininity and a seductive pose, and suggest the promise of a desirable life for themselves and others. As queens of the night or dream princesses, they let us forget blemishes on the skin and shadows on the soul for a while. But can we trust these eyes? And our own? What does the make-up conceal, and what does it betray?


"Cut" could be translated as "alienated reality", as "final polish", or as "wound". Photographer Thomas Weisskopf does not translate his project titles with words, but demonstrates their ambiguity in his photographs. Since 1996 this Basle-based artist has traveled regularly to Bangkok, where he consorted with ladyboys – transvestites and transsexuals who work in the red light district as barmaids and dancers, prostitutes or beautysalon assistants. In time, they came to trust him and became his friends.


The result is a series of photos which documents, constructs and deconstructs the identity of these ladyboys. In these portraits, the search for one's own identity is superposed with self-presentation for others. Self-images become pictures of alienation and vice-versa. Like make-up and spots, illusion and reality blend in a scintillating semblance into which yearning is etched like a wound. A painful, irritating cut.


This is not the first time that Thomas Weisskopf, who was born in Basel in 1969 and trained at the Academy of Design and Art in Zurich, has examined extreme forms of self-presentation and self-assertion. In 1995 he photographed the Basle gang of football fans, the "Ultras", over a longer period of time. He succeeded in producing highly expressive images of men who brandish their masculinity like a weapon. Their tough-guy image of a clenched fist corresponds to the perfect make-up of the Thais: accessories for the starring role in their own lives. In 2000, the Photo Foundation of Switzerland acquired some of his works. Thomas Weisskopf has also received a number of awards.


Maja Peter, Dezember 2003


February 28 - March 27, 2004