© Uwe Walter

Ausflug, 2003
Öl auf Leinwand, 90 x 70 cm
Privatsammlung, Berlin
Courtesy Galerie EIGEN + ART Leipzig/Berlin
© Uwe Walter


Tim Eitel
Terrain



Tim Eitel (geb. 1971 in Leonberg, lebt in Berlin) zählt zu den wichtigsten Vertretern der Leipziger Schule und konnte sich im letzten Jahr auf internationaler Ebene als einer der interessantesten Protagonisten der jungen deutschen Malerei etablieren. Die Präsentation im Museum zu Allerheiligen - die erste Museums-Einzelausstellung von Tim Eitel - gibt einen konzentrierten Einblick in die neuesten Arbeiten des Künstlers.


Um Kunst zu studieren ging Tim Eitel vom Westen in den Osten, wo er in Halle und Leipzig das traditionelle Handwerk figürlicher Malerei von Grund auf erlernte. Ausgangspunkt seiner Bilder sind Fotos, die eher beiläufig entstehen und später Schritt für Schritt, Schicht für Schicht auf die Leinwand übertragen werden.


In einer unterkühlten, sachlichen Malweise zeigen Tim Eitels Bilder Figuren in weiten, leeren Landschaften oder anonymen Innenräumen. Dieser äusseren Kargheit verleiht der Maler mit wie verloren wirkenden Figuren eine sanfte kontemplative und diffuse emotionale Atmosphäre, wodurch die (scheinbar) glatte Oberfläche eine überraschende Mehrdimensionalität und Tiefe erhält. Tim Eitels Bilder sind zeitgemässe Befragungen der Maltradition, Standortbestimmung figürlicher Malerei und Auseinandersetzung mit dem Medium Fotografie.


Nachdem in den neunziger Jahren vor allem Videokunst und Fotografie die Diskussion beherrschten, tritt seit einigen Jahren wieder die Malerei in den Vordergrund. In den neuen Bildern - gerade auch in den Werken von Tim Eitel - schafft die Nähe zur Fotografie paradoxerweise eine Rückbesinnung auf die emotionalen Elemente der Malerei, und dies obwohl die Bilder ihre nahezu fotografische Distanz und Zurückhaltung nicht aufgeben. Durch den Entzug an gegenständlichen Details und die Abwesenheit inhaltlicher Botschaften spiegeln die Arbeiten Tim Eitels nicht nur die Situation des zeitgenössischen, westlich geprägten Menschenbildes wider, sondern werfen auch Fragen auf nach unserem Verhältnis zur Welt und letztlich nach uns selbst, nach dem, was und wer wir überhaupt sind.


Souverän entlässt Tim Eitel das Figurenbild aus seinen gesellschaftskritischen und ideologischen Bindungen und verleiht ihm neue, glaubwürdige Formen. Es entstehen scharfe, urteilslose Bilder seiner Generation, welche die sich rasant wandelnden sozialen und kulturellen Bedingungen ihrer Existenz reflektieren.


Markus Stegmann


Anlässlich der Ausstellung erscheint bei Holzwarth-Publications (Berlin) ein Katalogbuch mit Texten von Markus Stegmann und Martin Schick, das einen umfassenden Einblick in die Arbeit Tim Eitels vermittelt (120 Seiten, 69 Farbabbildungen, Hardcover, dt./engl./frz.).


Zur Ausstellung ist eine Edition von Tim Eitel erhältlich (Siebdruck, Masse 70 x 50 cm, Auflage 35 Ex. + 5 E.A., Subskriptionspreis bis 5. September 2004: 400.- Euro, ab 6. September 2004: 600.- Euro).


Ausstellungsdauer: 6.6. - 8.8.2004
Oeffnungszeiten: Di-So 11 - 17 Uhr


Museum zu Allerheiligen
Baumgartenstrasse 6
8200 Schaffhausen
Telefon 052 633 07 77
Fax 052 633 07 88
Email admin.allerheiligen@stsh.ch

www.allerheiligen.ch