© Torsten Hink

o.T., 2003


Torsten Hink
LA 250-4411



Bei der aktuellen Konjunktur der Malerei sollte nicht übersehen werden, dass diese Gattung in einer Jahrhunderte währenden Tradition steht, die eine Unvoreingenommenheit nicht gerade leicht macht. "Öl auf Leinwand" reicht vielleicht schon aus, die Vorstellung des in der klausurhaften Abgeschiedenheit seines Ateliers arbeitenden genialischen Künstlers aufzurufen. Die Malerei Torsten Hinks widerstrebt dem Pathos einer solchen Kunstauffassung. Er verwendet alternative Materialien und Untergründe, Bildthemen und Technik widersprechen durchaus auch mal anerkannten Regeln der Kunst.


Jüngste Arbeiten entstehen beispielsweise mit Zaponlack oder Folie auf Aluminiumoberflächen. Die Motive wirken reduziert, häufig bestehend aus einem einzelnen Objekt auf flächig wirkendem Bildgrund oder einer einfach strukturierten Szene. Wer mit Programmen der digitalen Bildbearbeitung vertraut ist, erkennt Analogien zu Verfahren wie dem Freistellen oder der Maskierung von Objekten wieder.


Ein immer wieder auftauchendes Element ist die Kontur. In ihrer Ausführung ist sie mal grafisch-akkurat, mal gestisch-malerisch mit deutlich sichtbarem Pinselduktus und Farbverlaufsspuren. Einige Konturen sind mit einer Oberfräse in den Bildgrund gefräst. Sie trennen das Objekt aus einem vorgestellten Bildraum heraus und konterkarieren damit seinen Illusionismus. Die Wirkung kippt zwischen der Wahrnehmung eines Bildganzen und einem folienartigen Zerfall in Einzelsegmente. Deren Oberfläche kann vom Betrachter trotz figurativer Elemente auf eine rein malerische Weise betrachtet werden. Dabei erhalten Gebrauchsspuren eines unbehandelten Untergrundes den gleichen Stellenwert wie der Farbauftrag des Künstlers.


Die Ansicht des dargestellten Objektes ist häufig eine schräge Aufsicht und wirkt idealisiert. Sie entspricht damit weniger unserer alltäglichen Wahrnehmung der realen Umwelt als der, wie wir sie aus Produktkatalogen, Büchern oder Filmen kennen. Die Banalität der Motive, ihre medial geprägte Präsentation und das Herauslösen der Sujets aus einem narrativen Kontext sorgt für eine ausgesprochene Coolness in Bezug auf das Abgebildete.


Die Themen Hinks meiden die grossen Sinnfragen des Lebens. Seine Bildwelten bestehen aus dem, was jeder täglich erfahren kann und sind in dieser Hinsicht unspektakulär. Motivreihen wie Einkäufer, Touristen oder Sofagruppen lassen sich in ihrer seriellen Ausführung allerdings auch gut als ironischer Kommentar zu einem obsolet gewordenen Begriff gesellschaftlicher Individualität lesen. Ihre Trivialität vermittelt einerseits eine vielleicht zeitgemässere Form von Wahrhaftigkeit. Andererseits lenkt sie die Aufmerksamkeit auf das, worum es dem Künstler hauptsächlich geht: Fragestellungen und Ästhetik aktueller Malerei. Was sie ermöglicht, ist ein vom Pathos unbelasteter und insofern frischer Blick auf Malerei als Gattung.


Ausstellungsdauer: 16.7. - 19.9.2004
Öfffnungszeiten: Freitags 14 - 18 Uhr und nach Vereinbarung
(im August nur nach Vereinbarung!)


mini salon
Rüdiger Belter Kunstvermittlung
Landsberger Strasse 129
D-80339 München-Westend
Telefon +49 089-51 99 98 88
Fax +49 089-51 99 98 90
Email ruediger.belter@belter-kunst.de

www.belter-kunst.de


zum Seitenanfang