© Ueli Berger

Zeichnung, 2005
Mikrofotografie, 92 x 125 cm
Foto: Martin Rindlisbacher, Brenzikofen


Ueli Berger
Alles in Allem: Arbeiten auf Papier, 1967-2007

Susi Berger
Anonyme Skulpturen, 1978-2007



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Ueli Berger: Visuelle Denkanstösse
Ueli Berger (* 1937 in Bern) gehört zu den festen Werten innerhalb der Schweizer Kunst. Er ist mit seinen Installationen und äusserst reflektierten Interventionen im öffentlichen Raum seit den 1970er Jahren an verschiedensten Orten präsent. An der "Grün 80" in Basel realisierte er mit dem 1985 leider zerstörten "Standpunkt" (1979/1980) einen der wichtigsten Schweizer Beiträge zur Land Art. In Bern hat er sich unter anderem mit der Installation "Hommage an das Milchgässli" (1982) am Bahnhofplatz und dem "Grossen Chribel" (1985/1986) vor der Schweizerischen Mobiliar einen Namen gemacht. Neben Skulptur, Installation, Objekt und Video umfasst seine Beschäftigung auch Malerei, Zeichnung, Druckgraphik und Fotografie.


Die Ausstellung im Kunstmuseum Bern stellt einen noch wenig beachteten Aspekt in Ueli Bergers Werk ins Zentrum und zeigt in einem Überblick Arbeiten auf Papier aus den letzten vierzig Jahren. Bei den ausgestellten Werken handelt es sich sowohl um autonome Werke, Zeichnungen, Fotografien, Fotomontagen, Druckgraphik wie auch um Projektskizzen und -zeichnungen. Als zentrale Themen bestimmen Fragen nach dem Verhältnis von Mensch und Natur, nach unserer Wahrnehmung sowie nach der Wechselwirkung von Raum, Linie und Fläche das gesamte Schaffen Ueli Bergers.


Die Projektzeichnungen bilden innerhalb von Ueli Bergers Arbeiten auf Papier die grösste Gruppe. Sie stellen für den Künstler ein Instrument visueller Denkprozesse dar, die zu Installationen führen können und diese wiederum auch dokumentieren. Manchmal eher skizzenhaft, manchmal sehr detailreich ausgeführt, geben sie Einblick in die Planungsprozesse komplexer räumlicher Installationen. Daneben entstehen immer wieder auch autonome Fotografien, Fotomontagen, Zeichnungen und Drucke, welche wie die Projektzeichnungen sich mit unserer gebauten und natürlichen Umwelt befassen.


Andere Werke thematisieren kunstimmanente Fragestellungen und entlarven durch unkonventionellen Einsatz alltäglicher Materialien und Industrieprodukte sogar zweidimensionale Erscheinungen als dreidimensional. So vermitteln die "Autoscheibendrucke" (ab 1990) die Illusion, in die Tiefe des nächtlichen Weltraums zu schauen. Die "Kohlezeichnungen" (1997-1999) bilden das Gegenstück zu den Skulpturen mit Abdichtungsgummis von Windschutzscheiben (ab 1988). Und die seit dem Jahr 1996 entstehenden Mikrofotografien von miniaturhaften Zeichnungen führen in eindrücklicher Art vor Augen, dass die Linie keineswegs eine eindeutig zweidimensionale Erscheinung ist. Unsere Wahrnehmung wird durch diese lustvolle Auseinandersetzung mit Materialien und räumlichen Dimensionen immer wieder von neuem auf die Probe gestellt und erweitert.


Indem die Ausstellung die Arbeiten auf Papier ins Zentrum stellt, ermöglicht sie aus ungewohnter Perspektive einen Einblick in Ueli Bergers künstlerisches Denken und Schaffen, für das die mehrmalige Wiederaufnahme bestimmter Fragestellungen unter immer neuen Gesichtspunkten ebenso charakteristisch ist, wie der Einsatz unterschiedlichster Stile, Medien und Materialien. Der Ausstellungstitel "Alles in Allem" spielt auf diese rhizomartige Verflochtenheit von Ueli Bergers Werk an.


Im Vestibül ist zudem eine Auswahl von Fotografien aus der Serie "Anonyme Skulpturen" zu sehen, die Susi Berger in Zusammenarbeit mit ihrem Mann seit 1978 ständig erweitert. Es handelt sich dabei um unspektakuläre Skulpturen, dauerhafte räumliche Gebilde sowie um Konstellationen und Konstruktionen von kurzer Dauer, die fotografisch festgehalten werden. Das Inventar und Mobiliar der Stadt erscheint auf diesen unprätentiösen Momentaufnahmen in einem neuen Licht: Alltägliche Dinge wie Mülltonnen, Container, Wegweiser, Abschrankungen, Blumenkisten, Billetautomaten etc. sind ihrer ursprünglichen Funktion enthoben und verwandeln sich in künstlerische Objekte. Teilweise mit neuen Bedeutungen aufgeladen, werden sie zu absurden, surrealen Kommentaren unserer Lebensweise.


Anlässlich der Ausstellung erscheint im Verlag Scheidegger & Spiess ein reich illustrierter Katalog in Deutsch und Englisch mit Texten von Matthias Frehner, Elisabeth Grossmann und Claudine Metzger. 112 Seiten, 111 Abbildungen farbig.


Die Ausstellung wird grosszügig unterstützt von: Burgergemeinde Bern, Die Schweizerische Mobiliar, Ernst Göhner Stiftung Zug, Stiftung Erna und Curt Burgauer, Zürich


Ausstellungsdauer 9.5. - 5.8.2007

Oeffnungszeiten Di 10 - 21 Uhr, Mi - So 10 - 17 Uhr
Mo geschlossen


Kunstmuseum Bern
Hodlerstrasse 8 - 12
3000 Bern 7
Telefon +41 (0) 31 328 09 44
Fax +41 (0) 31 328 09 55

www.kunstmuseumbern.ch





Ueli Berger
Oeuvres sur papier 1967-2007



Ueli Berger (*1937 à Berne) compte parmi les valeurs sûres du paysage artistique suisse. Depuis les années 70, il enrichit l'espace public avec ses installations et ses interventions avisées et lucides. Son champ d'activité englobe non seulement la sculpture, les installations, les objets et la vidéo, mais aussi la peinture, le dessin, la gravure et la photographie.


L'exposition au Musée des Beaux-Arts de Berne met l'accent sur un aspect jusqu'ici peu connu de l'art d'Ueli Berger, en présentant une rétrospective de ses oeuvres sur papier des quarante dernières années. Il s'agit, d'une part, d'oeuvres autonomes: dessins, photographies, photomontages et gravures, et d'autre part de dessins et ébauches pour divers projets d'installations.


La grande variété de styles, de médias et de matériaux est caractéristique pour l'oeuvre de Berger et laisse à penser que ce n'est pas tant le matériau que les questions qu'il soulève qui sont ici au coeur de l'intérêt artistique. Un des sujets centraux est l'interaction entre espace, ligne et étendue, que Berger explore fréquemment à travers différents médias. En mettant l'accent sur les oeuvres sur papier, l'exposition permet aux visiteurs de découvrir l'oeuvre et la réflexion artistique d'Ueli Berger sous un angle nouveau, révélant un art où deuxième et troisième dimension sont étroitement enchevêtrées.


Exposition 9.5. - 5.8.2007

Heures d'ouverture Mar 10h - 21h, Mer-Dim 10h - 17h




Ueli Berger
Works on paper 1967 - 2007



Ueli Berger (born in 1937 in Bern) represents one of the abiding values in Swiss art. Since the 1970s, he has been present in the most diverse locales with his installations and extremely thought-provoking happenings in public places. In addition to sculpture, installations, objects and video films, his interests include painting, drawing, prints and photography.


The exhibition in the Museum of Fine Arts Bern focuses on a lesser-known aspect of Ueli Berger's work and, in an overview of his work, shows works on paper from the last forty years. In the main these are autonomous works - drawings, photographs, photo collages, and prints - as well as project sketches and drawings that are relevant to installations.


The diversity of styles, media and materials that Berger avails himself of is characteristic of his work and indicates that the focus of his artistic interest does not lie in materiality but in the posing of other questions. One central theme is the interplay of spatiality, line and surface which he examines in the most diverse media again and again. In Ueli Berger's creative oeuvre, drawing represents an instrument for visual thought processes that can lead to the creation of installations as well as their documentation. These project drawings, some of which are rough sketches and some executed in precise detail, give insight into the planning process of complex spatial installations. In addition to this, photographs, photo collages, drawings and prints are also created that, due to the unconventional application of everyday materials and industrial products, reveal even two-dimensional images as three-dimensional. And since 1996, micro-photographs have been made from miniature drawings that illustrate in a striking manner that a line is by no means an absolutely two-dimensional phenomenon.


As the exhibition places the main emphasis on works on paper, it makes it possible to have insight from an unusual perspective into Ueli Berger's artistic thinking and creativity in which the second and third dimensions are inextricably entwined with one another.



Exhibition May 9 - August 5, 2007

Opening hours Tues 10 am - 9 pm, Wed-Sun 10 am - 5 pm, closed on Monday