Vittorio Santoro - Kleines Helmhaus - Zürich
Split (Fragment 3), 2002, Videoinstallation

Vittorio Santoro - Split (Fragment 1 - 4)

Vittorio Santoros Arbeit Split (Fragment 1-4) besteht aus vier Fragmenten, die bereits in verschiedenen Ausstellungen entweder als eigenständige Arbeiten oder aber in Zweierkombination zu sehen waren (Fragment 1 und 2 gerade erst im Centro d’Arte Contemporaneo in Bellinzona). Die einzelnen Fragmente verfügen durchaus über die notwendige Autarkie, um als einzelne Werke zu bestehen, sie sind im Verbund aber doch eindeutig mehr als die Summe ihrer einzelnen Teile.

Im Kleinen Helmhaus sind nun zum ersten Male sämtliche Fragmente in ein und derselben Ausstellung zu sehen, wobei die Anordnung der einzelnen Arbeiten eine ausgesprochen wichtige Rolle spielt. Die Ausstellungsarchitektur, die Vittorio Santoro entworfen hat, reagiert einerseits auf die schwierigen Bedingungen eines problematischen Ausstellungsraumes, andererseits lässt sie die Einzelfragmente in einem vielschichtigen Beziehungsnetz aufgehen. Ein erster Teil der Ausstellung besteht aus drei identischen Räumen über spitzem Dreiecksgrundriss; sie sind drei Seitenwänden des Ausstellungsraumes entlang angeordnet und führen den Besucher so um die Raummitte herum. In den ersten beiden Räumen sind jeweils Fragment 1 und 2 platziert, einerseits eine Audioarbeit, die eine herzliche Begrüssung zweier Frauen hören lässt, andererseits ein geloopter Filmausschnitt ohne Ton, in dem eine Begrüssungszene zweier Frauen von einer dritten Frau durch eine heruntergelassene Lamellenstore beobachtet wird. Die räumliche Trennung und gleichzeitige Verankerung der Audioarbeit im Filmausschnitt ist symptomatisch für die Verknüpfungen, die Vittorio Santoro über Inhalte, Medien und Raum gleichermassen macht wie über handfeste Objekte: Die Lamellenstore beispielsweise taucht gleich einem Requisit auch vor einem Fenster im Ausstellungsraum auf, wodurch Dialog und Filmszene noch einmal installativ darin aktualisiert werden. Der anschliessende dritte Raum bleibt leer und wird gemeinsam mit der vorgegebenen Betrachtungszeit der ersten beiden Fragmente zum Hinweis auf eine Dramaturgie, die gleich wie in Film, Literatur und Musik üblich, mit einer eindeutig vorgegebenen Chronologie operiert.

Im eigentlichen Zentrum der Ausstellung wird die strenge Führung des Besuchers dann wirkungsvoll aufgelöst: In einem quadratischen Raum - im Grundriss als verkleinerte und um einige Grad gedrehte Wiederholung des Kleinen Helmhauses in sich selber erkennbar - zeigen Fragmente 3 und 4 in Projektion je einen Mann, der in einer Zeitung blättert; einmal schnell, einmal langsam. Der hier entstehende Eindruck einer Suspension von Zeit kontrastiert deutlich mit der präzisen und verbindlichen Metrik in den drei vorangehenden Räumen und wirkt ausgesprochen dramatisch.

Die Gesamtdisposition der Ausstellung folgt damit einerseits der im Titel angedeuteten Thematik des Gespaltenen, anderseits macht sie den gemeinsamen Dreh- und Angelpunkt aller Fragmente räumlich erfahrbar: Die jeweils individuellen Erzählungen verweisen gemeinsam auf verschiedene Möglichkeiten einer Choreographie der Zeit.

(Oliver Kielmayer)

Zur Ausstellung erscheint im Verlag MEMORY/CAGE ein Katalog.

Ausstellung: 8.2. 17.3.2002
Oeffnungszeiten: Di-So 10-18 Uhr, Do 10-20 Uhr
Mo geschlossen
Eintritt frei

Kleines Helmhaus
Limmatquai 31
8001 Zürich
Telefon: 01-251 61 77
Fax: 01-261 56 72
E-Mail: helmhaus@access.ch

www.helmhaus.org


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