© Vreni Spieser


Vreni Spieser
Projektskizze: Menschen, Tiere, Sensationen - Das Paradies ist anderswo



Perfomance, Installation


Es ist noch nicht lange her, da war die Weltkarte noch voller weisser Flecken. Die "Vermessung der Welt" (Daniel Kehlmann) ist heute abgeschlossen, die Paradiese sind erobert. Die Sehnsucht nach dem Paradies ist aber nach wie vor ungebrochen und heute dank Pauschalreisen auch für jedermann stillbar. Nur entpuppen sich angesichts der Tourismusindustrie die Traumdestinationen rasch als öde, gleichförmige Zivilisationswüsten. Die Sehnsucht also bleibt. Vielleicht ist das Paradies doch anderswo zu finden.


Fernsehen und Internet haben die fernsten Gegenden, die eigenartigsten Tiere und die fremdesten Menschen in unsere Wohnzimmer gebracht. Bis weit ins 20. Jahrhundert stillten Jahrmärkte, Varietés, Zirkusse, Theater, Opern und Kunstausstellungen die Sehnsucht nach Exotischem. Fremde Welten holte man sich schon immer auch ins Haus. Was heute Feng Shui oder ein Palmenposter erfüllt, waren früher chinesisch inspirierte Tapeten oder afrikanische Stammeskunst. Der Adel natürlich, liess sich in seinen Schlössern Menschen und Tiere aus allen erdenklichen Ländern vorführen. Je verblüffter das Publikum, desto höher war das Ansehen des Hauses.


Vreni Spieser verwandelt den White Space in einen Salon. Sie überzieht den Raum mit einem Patchwork aus unterschiedlichen Tapeten. Die Motive reichen vom Urwald bis zu Mustern aus dem Orient, Formen aus alten Brokattapeten und grafischen Elementen aus den 50-er und 60-er Jahren. Die Tapeten passen zu den "vier Charakteren", die Vreni Spieser im White Space auf einer Bühne auftreten lässt. Die Vier sind professionelle Showleute, welche im White Space einen Ausschnitt aus ihrem Repertoire vorführen. Allerdings treten alle gleichzeitig auf, voneinander durch Kopfhörer isoliert. Sie werden dadurch zu Platzhaltern für Begriffe wie Exotik, Dekoration, Humor, Wildheit, Las Vegas oder New Orleans. Der Transfer in den Kunstkontext verleiht der Show eine Absurdität, die durch den experimentellen Charakter der Performance aber mit Ernsthaftigkeit kontrastiert wird. Vreni Spieser nennt ihre Arbeit vorderhand Projektsizze.


Im White Space zeigt sie das erste Bild. Herauszufinden gilt, was passiert, wenn die unterschiedlichen Welten aufeinander treffen. Sowohl auf der Bühne, wie auch zwischen PerformerInnen und Publikum.


Ausstellungsdauer 19.10. - 4.11.2006

Öffnungszeiten Mi-Fr 18.30 - 20.30 Uhr, Sa 16 - 18 Uhr


White Space
Raum für aktuelle Kunst
Militärstrasse 76
8004 Zürich
Telefon +41 (0)44 273 13 31
Email info@whitespace.ch

www.whitespace.ch
www.likeyou.com/vrenispieser