© Yannick Demmerle

Untitled, 2003
c-print on alu-dibond behind diasec
120 x 206 cm
edition of 3


Yannick Demmerle
Photographs


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Yannick Demmerles Fotografien sind von überwältigender Schönheit. Sie zeigen Wald- und Naturlandschaften, sowie, in einer zweiten Werkgruppe, leere Tierkäfige, aufgenommen in Zoologischen Gärten. Die unmittelbare Anziehungskraft von Demmerles Arbeiten gründet in der grossen Nähe und Bilddichte, mit der er diese Motive in den Rahmen seiner Fotografien fasst, und die keine sichere Distanznahme zulassen. Selten finden wir in seinen Naturbildern Horizontlinien oder freie Himmelsflächen. So stösst sich der Blick des Betrachters an Baumstämmen und verstrickt sich in dichtem Gezweig, aus dem er sich, einmal gefangen, nur schwerlich lösen kann - oder möchte.

Der Zugriff auf sein Motiv erfolgt mit einer 8x10" Grossbildkamera, die eine grösstmögliche Detailgenauigkeit und Tiefenschärfe erlaubt. Garantiert Demmerles Technik derart ein Höchstmass an Wirklichkeitstreue, so erlangen die Landschaften in seinen Fotografien gleichzeitig eine phantastische Qualität. Die sublime Schönheit seiner Bilder geht stets einher mit einem Moment der Beunruhigung, einem "süssen Gift", das aus dem dichten Frühnebel oder dem sumpfigen Grund zwischen den engstehenden Bäumen des Waldes aufzusteigen scheint.

Der französische Künstler zeigt uns weder eine idyllische Zeichnung der Natur noch deren um Realismus bemühte Analyse. Vielmehr ist diese Natur bewohnt von dem Unheimlichen - jenem Geheimnis, das im Verborgenen bleiben sollte, und uns doch spürbar entgegentritt; dem Vertrauten, das sich, einmal verdrängt, in Angst verwandelt und die Grenze zwischen Imagination und Wirklichkeit verwischt. Hiermit sind Demmerles Bilder immer auch Metaphern für das Medium der Fotografie: Deren Allgegenwart und die allgemein anerkannte Kraft ihrer Wirklichkeitsdarstellung haben das Unheimliche, das diesem Medium latent innewohnt - etwa die Doppelung und vorgebliche Präsenz des Nichtanwesenden -, längst als etwas allzu Vertrautes aus unserem Bewusstsein verdrängt.

Yannick Demmerle arbeitet nicht zufällig seit nunmehr drei Jahren in der Umgebung Berlins. Seine Arbeit schreibt sich bewusst in die Tradition der norddeutschen Romantik, der Malerei Friedrichs, Runges und Carus' ein. Allein, die innige Zwiesprache der romantischen Künstler mit der Natur gerät hier zum Ausdruck eines übernatürlichen Grauens. Nicht länger atmet das Naturbild subjektive Beseelung, sondern in der Enge von Demmerles Bildern greift Leere um sich und Stille: das beängstigende Gefühl einer tragischen Eingeschlossenheit. Die Natur ist eine Begleiterin, die der Mensch nur schlecht bewohnt.

Die Stringenz und Authentizität im Werk dieses jungen Künstlers offenbart sich ebenso auch in der Serie von Tierkäfigen, die er in den Zoos von Berlin und Dresden aufnahm. Stets handelt es sich um die Käfige wilder Tiere, letztere jedoch sind abwesend, die Käfige leer. Es ist als wolle er die durch Menschenhand gezähmte wilde Natur in einer symbolischen Geste wieder freisetzen oder ihr doch zumindest Respekt zollen, indem er die Tiere nicht in ihrem Käfig zeigt. Gleichzeitig erfährt das Gefühl der Eingeschlossenheit gerade in der Abwesenheit des eingesperrten Subjekts eine umso bedrückendere Qualität.

Yannick Demmerle wurde 1969 in Sarreguemines, Frankreich, geboren und studierte an der Ecole Supérieure des Arts Décoratifs, Strassburg. Nachdem er u.a. in Paris, Groningen und Strassburg ausstellte, freuen sich Arndt & Partner, die erste Einzelausstellung des Künstlers in Deutschland zu präsentieren. Weitere Einzelausstellungen zeigt Yannick Demmerle in diesem Jahr in der Vedanta Gallery, Chicago, im Château d'Oiron, Oiron, sowie am FRAC Alsace, Sélestat. Demmerle lebt und arbeitet in Eberswalde in der Nähe von Berlin.


Ausstellungsdauer: 26.4. - 31.5.2003
Oeffnungszeiten: Di-Sa 11-18 Uhr


Galerie Arndt & Partner
Zimmerstrasse 90-91
D-10117 Berlin
Telefon +49 (0)30 280 81 23
Fax +49 (0)30 283 37 38
E-Mail arndt@arndt-partner.de

www.arndt-partner.de





Yannick Demmerle
Photographs


Yannick Demmerle's photographs are of overwhelming beauty. His recent oeuvre encompasses landscapes and forest motives, as well as, in a second body of work, empty animal cages shot in zoos. The immediate attraction of his photographs lies in the extreme nearness and density of his motives, which deny the viewer a secure distance. Larger parts of sky or even the horizon can rarely be seen. The beholder's view meets the narrowly standing trunks or gets trapped in the undergrowth, unable - or unwilling - to free himself.

Demmerle captures his motives with an 8x10" camera, allowing for great sharpness of detail and a strong depth of focus. Thus, his technique guarantees a maximum of realistic truth, while, at the same time, the landscapes attain a fantastic quality. The sublime beauty of his works always comes along with a feeling of uneasiness - a 'sweet poison' ascending from the early morning mist or the marshy ground amidst the forest trees.

Demmerle's art neither shows us an idyllic view of nature, nor an analysis in realism. This nature is haunted by the Uncanny - a mystery that should have remained concealed, but that nevertheless touches us. It is the return of the once familiar, made strange and frightening by repression, and now blurring the distinction between the real and the imagined. In this, Demmerle's pictures can also be seen as metaphors for the medium of photography in itself: Photography's omnipresence and its generally accepted strength in representing reality, have repressed the uncanniness, latently inhabiting this medium, e.g. the doubling, and the seeming presence of the non-present. These peculiarities have been faded out from our conscience as something all too familiar.

It is no coincidence that the French photographer has been working in the greater area of Berlin for three years now. He sees himself in the tradition of northern romanticists such as Friedrich, Runge, and Carus. However, with Demmerle, the romantic painter's intimate commune with nature turns into a supernatural anxiety. An impression of emptiness and silence seems to gain ground: the feeling of being tragically locked in. Nature is a companion which is inhabited poorly by man.

The stringency and authenticity of this young artist's oeuvre is also evident in his series of cages photographed in the zoos of Berlin and Dresden. There are always cages of wild animals, but these are constantly absent, leaving behind empty cages. It seems as if he would want to free the tamed wild in a symbolic gesture, or at least pay his respect by not showing the animals in their cages. At the same time, the feeling of being locked-in reaches an evermore oppressing quality through the absence of the caged subject.

Yannick Demmerle was born in 1969 in Sarreguemines, France, and did his studies at the Ecole Supérieure des Arts Décoratifs, Strasburg. After exhibitions, amongs others, in Paris, Groningen and Strasburg, Arndt & Partner are delighted to present the artist's first solo exhibition in Germany. In 2003, Yannick Demmerle will furthermore be given solo shows at Vedanta Gallery, Chicago, at the Château d'Oiron, France, as well as at the FRAC Alsace, Sélestat. Demmerle lives and works in Eberswalde near Berlin.


April 26 - May 31, 2003