© Yinka Shonibare

Gallantry and Criminal Conversation, 2002
Courtesy Stephen Friedman Gallery, London


Yinka Shonibare


"Für mich hat der Künstler die Aufgabe zu unterhalten, zu verführen, zu provozieren, die Leute zu irritieren und Kunst zu produzieren, die historisch relevant ist". Mit exotischer Farbenpracht und erotisch aufgeladenen Szenarien unterhält und verführt uns Yinka Shonibare, mit historisch präzise gestalteten Kostümen und Arrangements vermittelt er uns Geschichte und Geschichten vom Leben der britischen High Society bis zur Raumfahrt - und mittels einer speziellen Kunst der Kombinatorik setzt er zugleich jede Menge Irritation in Bewegung.


Bei der für die documenta 11 entstandenen Installation "Gallantry & Criminal Conversation" z.B. schwebt eine Kutsche über einer Gruppe kopfloser Adeliger, die sich bei einem Picknick orgiastisch vergnügen. Kostümschnitt und Requisiten entsprechen dem Stil des 18. Jahrhunderts; ist aber auch die Szene historisch überliefert? Und weshalb sind die Stoffe der Kleidungsstücke mit bunten afrikanischen Mustern bedruckt?


1962 in London geboren, in Lagos aufgewachsen und später nach London zurückgekehrt, bezeichnet sich Yinka Shonibare gerne als "post colonial hybrid" und mag damit auch selbst als ein Beispiel der zunehmenden Hybridisierung von eindeutigen kulturellen oder nationalen Definitionen gelten, die den Umgang mit Kultur in kosmopolitischen Zeiten grundlegend verändert. So erweisen sich die "afrikanischen" Stoffe beim näheren Blick auf ihre Etiketten als holländische Fabrikate - welche Geschichte, welche kulturellen Transfers, welche Ökonomien stehen hier dahinter? Und welche Projektionen sind in uns am Werk, wenn wir bestimmte Farben und Muster automatisch als "afrikanisch" einstufen?


In den ersten beiden Bildern der fotografischen Erzählung "Diary of a Victorian Dandy" erwacht ein reicher Mann in seinem prunkvollen Bett. Dienstmädchen mit weissen Häubchen eilen in das Schlafzimmer, bringen dem Hausherrn das Frühstück und lesen ihm jeden Wunsch von den Lippen ab. Das Überraschende: Der Mann im Bett ist schwarz, die Dienerschaft weiss.


Die künstlerische Taktik, mit der Yinka Shonibare verschiedenste Fragestellungen evoziert, wurde von Jean Fisher als die der "satirischen Subversion" bezeichnet. Diese bestehe darin, "nicht das zu zeigen, was wir alle als etwas Schockierendes erkennen, sondern den schockierenden Aspekt dessen zu zeigen, was uns angenehm vertraut ist, bzw. dem Alltäglichen seine Vertrautheit zu nehmen". Somit ist Yinka Shonibares "transgressives Verhalten" auch als anti-heroischer Affront zu verstehen: als die Taktik des postmodernen Künstlers in der Rolle des Tricksters, der nicht frontal, sondern subversiv Widerstand leistet. Er selbst sagt mit anderen Worten: "In meiner Arbeit geht es im Grunde genommen nicht um die Darstellung von Politik, sondern um die Politik der Darstellung".


Eine Koproduktion mit dem Museum Bojmans von Beuningen Rotterdam.


Kuratoren: Lukas Gehrmann, Gabriele Mackert


Ausstellungsdauer: 14.5. - 5.9.2004
Oeffnungszeiten: täglich 10 - 19 Uhr, Do 10 - 22 Uhr, Mittwoch geschlossen


Kunsthalle Wien
Halle 1
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