© Heike Kati Barath


Heike Kati Barath
das dritte Zimmer



Drei riesige Bubenköpfe haben "das dritte Zimmer" - den kleinen Raum der Galerie Mark Müller - in Beschlag genommen. Die grossen Leinwände an der Längswand zeigen drei halbstarke Jungs in Portraitansicht; vor einem wolkenverwischten Himmel haben sie in Angriffshaltung ihre Stellung eingenommen. Den ballonartigen, überdimensionalen Kopf nach unten geneigt, die Stirn gerunzelt, fixieren sie uns aus ihren winzig kleinen roten Äuglein von oben herab. Wir wiederum finden in der teigigen Landschaft ihrer Gesichter keinen Halt - alles was nicht Hintergrund, Kleidung oder Haare sind, vermischt sich zu einem bedrohlichen Strudel. Das erste Schmunzeln, ja das laute Lachen, das dem Betrachter beim Eintreten entweichen mag, bleibt ihm im unmittelbaren Gegenüber der Bilder schnell einmal im Hals stecken.


Heike Kati Baraths (*1966) Malerei ist voll solcher Widersprüchlichkeiten. Hinter der frisch-fröhlichen Ästhetik der Oberfläche öffnet sich da so manch ein Abgrund, der persönliche Dramen genauso wie politische und sozialkritische Aspekte tangieren kann.


Die Wesen, die Baraths Bilder bevölkern, seien es Mädchen oder Buben, Hasen oder Yetis, bewegen sich auf einem dünnen Grat zwischen Niedlichkeit und Monstrosität. Diese Divergenz bringt Barath anhand ihrer Bildsprache zum Ausdruck: das Comichafte ist durchsetzt mit einem gekonnt inszenierten malerischen Duktus, mit dem Barath ihren Sonderlingen ihr zwielichtiges Dasein auferlegt. Sie können urkomisch und gleichzeitig melancholisch sein, zuckersüss und gesichtslos-hässlich.


Die Geschichten, die Barath in ihren Bildern erzählt, handeln von Kindheitserinnerungen, persönlichen Erfahrungen und Träumereien. Gefühle werden vermittelt, die schwierig in Worte zu fassen sind. Ähnlich schwierig ist es, den Jungen in der Ausstellung auf die Schliche zu kommen. Die latente Bedrohung, deren politische Komponente hinsichtlich der aktuellen Debatte um Jugendgewalt eine nicht ganz unwichtige Rolle spielen mag, wird mit unserem (anfänglichen) Belächeln, das immer auch der Versuch ist, Distanz zu schaffen, konfrontiert. So kommt sich der Betrachter selber auf die Schliche. Die niedliche komische Oberfläche ist eben nur eine "obere Fläche"; was darunter ist, bleibt offen.


Yasmin Afschar


Ausstellungsdauer 19.4. - 24.5.2008

Oeffnungszeiten Di-Fr 12-18 Uhr, Sa 11-16 Uhr
und nach Vereinbarung


Galerie Mark Müller
Gessnerallee 36
8001 Zürich
Telefon +41 (0)44 211 81 55
Fax +41 (0)44 211 82 20
Email mail@markmueller.ch

www.markmueller.ch