© Lilian Bourgeat

Lilian Bourgeat: Le diner de Gulliver, 2008
Résine polyester, porcelaine, verre et inox,
400 x 200 x 150 cm (table) et dimensions variable
Pièce unique
Vue d'exposition, "Objets extraordinaires 1998 - 2008, Musée des Beaux-Arts de Dole, France, 2008


Lilian Bourgeat & Christian Robert-Tissot
Grand Public



6 Werke: Grand Public, Still Life (nature morte), Malus, Link, Grosso modo, More than ever (plus que jamais)


Sprache stellt augenscheinlich das bevorzugte Sujet im Werk des schweizer Künstlers Christian Robert-Tissots dar. Augenscheinlich sprechen scheint zunächst metaphysisch anzumuten, wird bei Robert-Tissot aber ganz konkret: Tissot integriert das Medium Sprache in das Medium Malerei und lässt diese zu simultanen Kommunikationsobjekten werden; dabei lässt der Künstler keine Hierarchie zwischen Bild und Text aufkommen, schafft vielmehr einen interdisziplinären Raum für Kunst und Betrachter. Wie schafft es Tissot dieses Equilibrium herzustellen?


Tissot gibt seinen Buchstaben sophistische Formen und Farben - versucht buchstäblich die Bedeutung des Wortes in Form zu bringen: "Overlape" (1997) zeigt die sieben weissen Lettern des Wortes "überlappend" an eine orangene Wand gelehnt. Die Monochromie beider Elemente lässt nicht den Gedanken an Malerei aufkommen, jedoch vermag es der malerische Schrifttyp der Lettern an die klassischen Malutensilien zu erinnern.


Mit der Serie "Shaped Canvas" (1992) wird Tissots Anliegen deutlich: Um der Dominanz des Buchstabens entgegenzuwirken, formt er diesen aus seinem Negativ und vermag so zugleich die vermeintliche Leere der Zwischenräume zum gleichberechtigten Bildgegenstand zu machen.


Tissot spielt mit den verschiedenen Ebenen Malerei, Schriftbild und Lautung. In "HT" (1993) verleiht er zusätzlich der phonologischen Komponente Ausdruck, indem er zwei Phoneme kombiniert, deren lautliche Realisation wiederum ein Wort schafft. Tissot geht es um die Referenz an die Definition linguistischer Zeichen, nicht um die Dematerialisierung von Kunstobjekten.


Noch konkreter wird Tissot in seinen Statements. Der Betrachter, vormals zunächst Rezipient, wird zum Teilnehmer eines fingierten Sprechaktes: "Tu vois ce que je veux dire" (1994). Seine Begriffe, seine Phrasen entsammen dem Alltagsgeschehen. Sie sind dem Betrachter unmittelbar bekannt und erforden keine Entsymbolisierung. Der bewusste Vergleich mit Strassenplakaten wird gesucht.


Grenzen der Malerei überschreiten, ist die Absicht des Künstlers, die unmittelbar an die Konzeptkunst der 60er Jahre und den "Ausstieg aus dem Bild" erinnert. Joseph Kosuth scheint mit seinen Tautologien wie "Five Words in White Neon" (1965) Vorbild zu sein.


Auch Christopher Wools "Chameleon" (1990) thematisiert das Verhältnis von Schrift und Bild.


Tissot geht noch weiter. Seine Lettern mischen sich gleichsam in die Malerei ein und verlieren ihren graphischen Status.


In seinem neuem Buch "Update 07_Christian Robert-Tissot" (www.lespressesdureel.com) besprechen verschiedene Künstler ausgewählte Werke Robert-Tissots.


Wenn Lilian Bourgeat (Jg. 1970) von seiner Kunst spricht, benutzt er häufig den Ausdruck "Sculpture promotionelle". Der Begriff ist doppeldeutig und lässt zwei wiedersprüchliche Interpretationen zu: Zum einen impliziert der Begriff "Promotion" den Sinn eines Aufstiegs, eine Berufung zu einer aufgewertenden Arbeit - auch des Betrachters: er findet sich auf dem Rang des Akteuren und Teilnehmers zugleich. Zum anderen impliziert der Ausdruck einen weniger edlen Sinn: Das Wort evoziert auch, oder heute vorallem, eine billiges Angebot und scheint auf die gleiche Art die relationalen Utopien der 90er Jahre und den Betrachter zu verscherbeln.


Bourgeats Objekte sind blow-ups aus dem Alltag bekannter Gegenstände: Glühbirnen, Reisszwecken, Gummistiefel, Autoreifen, Metermass; der Künstler spielt ein subtiles Spiel zwischen Monumentalität und billigen Massenprodukten.


Ein überdimensionaler Plastik-Gartentisch samt dazugehörender Stühle, zwingt den Betrachter zur Reflexion einer alltäglichen stereoptypen Handlung: Teller, Besteck und Gläser liegen weit entfernt auf der Tischplatte - sind nicht unmittelbar zugänglich. Sie bürden dem Involvierten Schwierigkeiten auf, wie beispielsweise der Versuch aus einem überdimensionierten Glas zu trinken, und lassen ihn sich mit der problematischen Funktionalität begnügen. Die Situation wird nicht nur für den Betrachter zu einer Art Spiel - es scheint vielmehr, dass das Werk mit dem Betrachter spielt.


Eine einfache Vergrösserung reicht mitunter, das Reelle in die Karikatur zu verwandeln. Bourgeat geht es allerdings nicht darum, Dinge zu vergrössern, um sie zu erhöhen, wie es die Künstler der Pop-Art verfolgten; vielmehr will er die Situation destabilisieren, die die Dinge hervorbringt.


Auch in seinem Buch "La vie d'artiste", was in Zusammenarbeit mit dem Zeichner Philippe Vuillemin enstand, wird der modus operandi der Pop-Art auf eine gewisse Weise umgekehrt: Der Comic dient hier nicht als Modell, sondern als Kommentator der Kunst.


Ausstellungsdauer 5.4. - 24.5.2008

Oeffnungszeiten Di-Fr 12 - 18 Uhr, Sa 11 - 16 Uhr


Lange&Pult
Limmatstrasse 291
8005 Zürich
Telefon +41 44 212 20 00
Fax +41 344 212 20 01
Email info@langepult.com

www.langepult.com