© Marc Bauer

Magda, 2007


Marc Bauer
Stomme Doos



Am 3. April eröffnet das Substitut die Ausstellung "Stomme Doos" von Marc Bauer.


Marc Bauer zeichnet im Substitut mit Kreide auf die Wände. Die Zeichnungen fügen sich graffitiähnlich zwischen die Spuren auf den rohen Mauern, so dass nicht mehr auf den ersten Blick erkennbar ist, ob es sich um einen künstlerischer Eingriff handelt. Für die Betrachter/innen könnten die Zeichnungen genausogut Hinterlassenschaften ehemaliger Bewohner/innen sein.


"Stomme Doos" ist holländisch und heisst Dummes Mädchen. Der Ausstellungstitel verweist auf die holländischen und flämischen Meister, beispielsweise Breughel. Marc Bauer bezieht sich auf dessen groteske und brutale Motive, welche er aber mit einem flüchtigen und fragilen Material - Kreide - kontrastiert. "Stomme Doos" erzählt die Geschichte einer Teenagerin und erforscht deren Universum.


Marc Bauer ist in Genf geboren, lebt und arbeitet in Berlin. "Stomme Doos" ist seine erste Einzelausstellung in Berlin. Bauers Arbeiten setzen sich meistens mit der harten Seite von Biografien auseinander. Er vergegenwärtigt Traumata einer Kindheit und Jugend, seien dies Erinnerungen an eine provinzielle Herkunft, an ein politisch erschüttertes Heimatland oder gar an sexuellen Missbrauch. Der Künstler untersucht die Zusammenhänge von Geschlecht, Macht und Sexualität. Er entlarvt immer wieder die bürgerliche Gesellschaft und deren Kern, die Familie. Er offenbart die Abgründe, welche sich hinter dem schönen Schein verbergen. Obwohl Bauers Zeichnungen stark misanthropisch gefärbt sind, sind sie nie menschenverachtend. Ebensowenig degradiert Bauer sein Publikum zu Voyeuren. Er bezieht klar Stellung, manchmal nimmt er fast eine moralische Haltung ein. Deshalb wohl, ist man als Betrachter/in weniger schockiert über die teilweise brutale Bilderwelt, denn vielmehr berührt und zum Nachdenken angeregt.


Urs Küenzi


Ausstellungsdauer 3.4. - 10.5.2008

Oeffnungszeiten Mi/Do 16 - 19 Uhr, Fr 16 - 21 Uhr,
Sa 14 - 18 Uhr


Substitut - Raum für aktuelle Kunst aus der Schweiz
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Substitut - Raum für aktuelle Kunst aus der Schweiz
Auf der Basis eines nicht profitorientierten Ausstellungsraumes werden Künstler/innen aus der Schweiz in Berlin gezeigt und vernetzt. Längerfristig soll der gegenseitige Austausch Schweiz-Berlin und umgekehrt gefördert werden. Substitut spielt im Namen auf Institut sowie Subkultur oder gar Subversion an. Der Name drückt aus, dass es sich nicht um einen reinen Off-Space oder eine reine Institution handelt, sondern um eine Mischung. Substitut im Sinne von Ersatz kann zudem auch kritisch auf die Rolle der Kunst in der Gesellschaft bezogen werden und ist zugleich eine künstlerische Arbeitsweise. Substitut ist ein Projekt von Urs Küenzi (Kunsttheoretiker und freier Kurator, Zürich. Gründer des White Space in Zürich, www.whitespace.ch).