© Muntean/Rosenblum

Untitled (On all sides...), 2008
Oil on canvas, 102.36 x 86.61 inch, 260 x 220 cm


Muntean/Rosenblum


Click for English text


Arndt & Partner freuen sich, mit der dritten Einzelausstellung des Künstlerpaares Muntean/Rosenblum die Zusammenarbeit der letzten Jahre weiterzuführen. Anlässlich des Berliner Galerienwochenendes bespielen die Künstler beide Etagen der Galerie.


Der malerische Ansatz von Muntean/Rosenblum ist traditionell, obwohl er sich ebenso sehr aus dem kollektiven Gedächtnis der Figurendarstellung in Populärmedien und Modemagazinen, wie aus den Motiven der Renaissance, des Barock und des Neoklassizismus speist. Die Bilder präsentieren sich als Tableaus des Daseins in der Jugend und sind sämtlich von einem weissen Rand umgeben. An den Ecken leicht abgerundet, erinnern sie im Format entfernt an ältere Fernsehapparate oder Comics. Handschriftliche Maximen, Aphorismen oder Kommentare unter jedem Bild sind so gehalten, dass sie sich nie direkt auf eine bestimmte Figur in dem Bild beziehen. Es sind Sinnsprüche, die im Zusammenhang mit dem Bild zweideutige oder vage Inhalte entfalten, von denen man aber nie genau sagen kann, in welcher Weise sie sich auf das Gezeigte beziehen. Die Jungen und Mädchen stehen meist an der Schwelle zum Erwachsen-werden und scheinen wie ergriffen von einer Ermattung oder Lethargie. Alle sind jung und attraktiv, aber man erfährt als Betrachter nichts über ihr Innenleben, das man unmittelbar einordnen könnte. Das, was vordergründig dargestellt wird, entgleitet uns zunehmend beim Betrachten, und obwohl uns diese jungen Leute mit ihrer modischen Kleidung, ihren Sportschuhen, ihrem bürgerlichen Lebensstil und dessen materiellen Requisiten vertraut vorkommen, entsteht weder eine Identifikation mit ihnen noch auch nur der Wunsch danach.


Zu Unrecht könnte nach dieser Beschreibung der Eindruck entstehen, dass Muntean/Rosenblum düstere oder pessimistische Bilder malen. Denn in jeder anderen Hinsicht sind diese Werke aussergewöhnlich. Sie verdeutlichen die grundsätzliche Problematik jeder figürlichen Malerei in der heutigen Zeit. Was die Künstler eine "polyphone Struktur" nennen, gerät zu einem genau austarierten System der Ambivalenzen, in dem jedes Element zugleich auf sich bezogen und selbstkritisch bleibt. "Eines der wichtigsten Themen ist für uns die heutige Vorstellung von Subjekt und Identität." Muntean/Rosenblums Analysen und Erforschungen der figürlichen Gesten und Posen kommt einer Art Iconologia unserer Zeit ziemlich nahe.


Wenn man ihre Gemälde mit ihren scheinbar taxonomisch angelegten Fotografien von Jugendlichen in den immer gleichen Posen und Gesten (den Arbeiten von Thomas Ruff durchaus ähnlich) vergleicht, so zeigt sich, dass den Künstlern in der Malerei eine ambivalente, symbolische Übersetzung und ein Akt der Idealisierung gelingt - was noch weiter dazu beiträgt, ihre Modelle mit einer allgemeinen Anonymität und einer Art Identitätsvakuum zu umgeben. Muntean/Rosenblum vollziehen eine Aneignung dieser jungen Möchtegern-Darsteller - worauf schon deren T-Shirts mit den von den Künstlern selbst entworfenen Mustern hindeuten. Keine Narben oder Makel verunzieren diese schönen jungen Menschen. Es gibt keine Gewalt und keinen rauen Umgang miteinander - nicht die geringste Spur des Elends bestätigt, was ansonsten normal und ein sichtbarer Ausdruck unserer Realität ist. Die passiven Figuren sind immer hochgewachsen, schlank und gedehnt. Sie verdeutlichen, dass es in diesen Werken mehr um die Konventionen der Malerei als um Wiedererkennbarkeit oder das Erzählen von Geschichten geht. Die Figuren werden nicht beschrieben, sondern als typologische Einheiten vorgeführt - nur ihre persönliche Habe nimmt dabei den Charakter eines Markenzeichens an. Es gibt daher auch keine Richtschnur oder vorgeschriebene Lesart der Bilder, und genau darin entfernen sie sich von der Tradition der Musterbücher in der Malerei: Sie machen uns keinerlei Vorgaben.


Paradoxerweise geht es Muntean/Rosenblum in ihrer Malerei genau um das Gegenteil dessen, was sie vordergründig zeigen - den lebendigen Augenblick. Der alles umfassende ennui ihrer Figuren verweist auf ein Gefühl des Verlustes, das sie eigentlich kennzeichnet - die jugendliche Suche nach Sinn und Identität. Das Vorführen von Jugendlichen und der Jugend als solcher offenbart nicht nur den scheinbaren Pessimismus dieser jungen Leute, sondern umfassender einen Zustand der gegenwärtigen Welt: einer westlichen Welt, in der uns alle Formen der gesicherten Identität kontinuierlich entgleiten, da wir uns selbst immer mehr in einem Zustand virtueller Existenz erfahren oder verlieren.


In einer Serie neuerer Malereien wird ein grundlegender Wandel auf der formalen Ebene deutlich. Anstelle der früheren, friesähnlichen Darstellung tendieren die beiden nun verstärkt zur auskomponierten Geste und zu einem komplexen Spiel der Haltungen. Beim Betrachten einer Landschaft wie "Untitled (It was as though...)" (2006) fühlen wir uns vor ein durchkomponiertes Bühnenbild versetzt. Es ist ein Barocktheater oder eine Opernaufführung, wenn auch übertragen in die Bildsprache heutiger Kostüme. Dieses Theater ist eines der kompositorischen Wechselverhältnisse. Der perspektivisch verkürzt dargestellte junge Mann mit seinen ausgestreckten Armen bildet einen Verbindungsbogen zu einem weiter links sitzenden Cowboytypen mit Flinte. Die gelbe Decke ist mit ihren Falten im Bezug fast identisch mit jenen, die für die florentinische Malerei des 14. und 15. Jahrhunderts typisch sind.


Vielleicht gehört es überhaupt zu den grössten Leistungen von Muntean/Rosenblum, dass sie die früheren Unterscheidungen zwischen Abstraktion und Figuration grundlegend aufgehoben oder auch umgangen haben. Ihr Werk macht deutlich, dass die Moderne eine willkürliche Dichotomie erzeugt hat, indem sie diese beiden Kategorien einführte. Denn angesichts der Figurationen von Muntean/Rosenblum fällt es leicht, diese sofort in abstrakte Wechselverhältnisse von Farbe und Form zu übertragen. Der Malerei von Muntean/Rosenblum scheint es weniger um dieses oder jenes Sujet zu gehen, als um die Malerei als solche. Das Sujet dient nur als Vorwand, um die Unmittelbarkeit der Malerei zu bestätigen. Man könnte die beiden Künstler so verstehen, dass das zeitgenössische figürliche Malen (als Malerei) zu einem Echoraum oder trügerischen Boden geworden ist, auf den man sich nie verlassen kann. Die Werke von Muntean/Rosenblum sind also keine Abbildungen des zeitgenössischen Lebens im Sinne einer Tradition der Moderne, die Edouard Manet begründet hat. Sie versuchen auch nicht, die Historienmalerei zu überwinden, sondern eher die Fragilität (manchmal auch Oberflächlichkeit) und die unendliche Wiederholbarkeit von deren bildlichem Vokabular in den Blick zu rücken. Wenn die Malerei von Muntean/Rosenblum etwas von einem Lamento hat, dann handelt es sich um das Beklagen der inneren Leere, um das traurige Mantra der ewigen Wiederkehr oder Wiederholung des Gleichen. Es geht darin, mit anderen Worten, um die gemeinste Ware unseres täglichen Lebens, und das vor allem im Kontext einer Jugendkultur mit ihren grossen Verheissungen, die dann so leicht in einem ennui der Mattigkeit und Enttäuschung enden.


Zur Ausstellung erscheint ein Katalog mit Texten von Abraham Orden und Mark Gisbourne.


Ausstellungsdauer 3.5. - 7.6.2008

Oeffnungszeiten Di-Sa 11 - 18 Uhr


Galerie Arndt & Partner
Zimmerstrasse 90-91
D-10117 Berlin
Telephone +49 (0)30 280 81 23
Fax +49 (0)30 283 37 38
Email berlin@arndt-partner.com

www.arndt-partner.com






Muntean/Rosenblum


Arndt & Partner Berlin is delighted to present the third solo show with works by Muntean/Rosenblum. On occasion of the Berlin Gallery Weekend the exhibition will be taking place over both floors.


Muntean/Rosenblum's compositional approach to painting is traditional, though as much derived from the collective memory of figuration in popular media (fashion magazines) as it is from the direct appropriations from Renaissance, Baroque, and Neo-Classical motifs. Presented as tableaux of adolescent life, the images are always lozenge-like with a surrounding border of white. In visual terms they are not without similarity to an old-fashioned television set or popular comic images. Written in a hand-script is an accompanying maxim, aphorism, or expressive comment, though it is never directly connected to a particular figure within the image. The texts are emblematic, and form a deliberately ambiguous or liminal content. This is to say they form a threshold in which they are neither explicitly related to the image, but nor are they not related to the painting. The adolescent boys and girls are most often static and gripped with a sense of lassitude. They are young and invariably attractive, but any easily readable psychological content is denied to the viewer. The subject matter constantly slips away from the viewer, and though we recognise these young people through their trendy clothes, their trainers, and their familiar bourgeois lifestyle and material acquisitions, it does not immediately open up any sense and/or wish for a personal identification.


While my analysis might suggest a sombre or negative tone, they are extraordinary images in every other respect. Muntean/Rosenblum show the problematic nature of figurative painting today. In what they refer to as a polyphonic structure, they create a system of precise ambiguity with each element being knowingly self-referential and simultaneously self-critical "one of the main issues is the contemporary notion of the subject and the question of identity." Hence their analysis and investigation of the use of the figurative poses and gestures in painting today, is something of a modern Iconologia.


If we consider Muntean/Rosenblum's pseudo-taxonomic photographs of adolescents (not unlike those Thomas Ruff), with their set poses and repetitions (another important thematic in the artist's works), we find that their ambivalent symbolic translations into paintings is a deliberate act of idealisation - further stressing the subject or sitter's general anonymity and lack of identity. These young would-be sitters are thus appropriated as types, further emphasised as they wear T-Shirt designs painted by the artists. There are no scars or blemishes on these beautiful young people, no violence or overt truculence expressed towards each other, nothing squalid that affirms what is often the natural circumstance and visible reality of the world. The passive figures are made invariably tall, slim and elongated, which indicates they are more about the conventions of painting than merely recognition or storytelling. The figures are not focused on description so much as on their being typological entities - only their material belongings take on a sense of being an identifiable brand. Hence there is no determined line of reading to follow, and in this sense they depart from the conventional notion of the pattern book - they are not prescriptive.


In a paradoxical sense, Muntean/Rosenblum are addressing in painting the opposite of what they appear to portend (a life event), and are able in and through their chosen characters state of general ennui, to show their subjects indexical sense of loss - the adolescent search for meaning and identity. The artist's use of adolescence and youth as a syntactical trope not only reveals the seemingly pessimistic reality of these young lives, but points in a wider sense to the contemporary condition of the world today. A Western world where all forms of secure identity are in a state of continual slippage, as we increasingly experience or abandon ourselves to a state of virtual existence.


In a whole series of recent paintings like there is a decisive shift in formal terms. Rather than their earlier frieze-like presentation there is greater compositional gesture and posed complexity. This is evident in a landscape setting such as "Untitled (It was as though...)", (2006), where we feel we are looking at a compositional stage set - a Baroque or operatic theatre performance conveyed through the visual relocation into contemporary dress. It is a theatre of compositional interrelations, the foreshortened youth with his arms outstretched forming an arc of inclusion with the cowboy-like figure holding a rifle and seated centre left. The yellow blanket with its V-inverted drapery folds, almost identical with those invented in fourteenth and fifteenth century Florentine painting.


Paradoxically, perhaps, among the most striking achievements of Muntean/Rosenblum, is their ability to have fundamentally digested and elided former distinctions between abstraction and figuration. If modernism set the two positions apart, indeed, created an arbitrary dichotomy between abstraction and figuration, transposing Muntean/Rosenblum's figurative compositions into abstract block relations can be achieved instantaneously in the mind of the viewer. Their paintings seem to suggest they are less about subject matter, than the matter of painting suborned by a subject that merely reinforces their reality as paintings. The artists seem to be saying that contemporary figure painting (as painting) has become something of an echo, a shifting ground that is never certain and/or perpetually indeterminate. Hence their works are not literal paintings of contemporary life in the modernist sense of the tradition instituted by Edouard Manet, and they do not attempt to transcend history painting so much as expose to view its fragile (sometimes facile) and eternally repeatable vocabulary. If they are laments, they are the lamentations of human emptiness, the isolated mantra of an eternal return or incessant repetition. In short the most common commodity of our everyday lives, but particularly so among a youth culture with promised expectations which are easily suffused into an ennui of lassitude and disappointment.


Excerpt from "Double act : two artists, one expression" by Mark Gisbourne, edited by Ulf Meyer zu Küingdorf, Munich, New York: Prestel, 2007. A comprehensive catalogue will be published to accompany the exhibition.


Exhibition 3 May - 7 June 2008

Gallery hours Tues-Sat 11 am - 6 pm