Pin-Up No. 62, 2002 Öl auf Leinwand, 125,5 x 157,5 cm Courtesy Arndt und Partner Berlin Anton Henning Ziemlich schöne Malereien Click for English text Der in Berlin und Manker lebende Künstler Anton Henning (*1964) hat bislang durch seine komplexen und vielschichtigen Raum- und Bildkompositionen, den "Lounges" oder "Interieurs", in weiten Teilen Deutschlands, an der Art Basel und im letzten Jahr in der De Pont-Foundation (Tilburg, Holland) für Aufsehen gesorgt. In diesen "begehbaren Bildern" treibt Henning seine Vorliebe für satte Bonbon-Farben, dekorative Wandbemalung und flauschige Teppiche an den Rand des Ertragbaren. Durch die zusätzliche Hängung seiner Bilder in diese Räume durchbricht er nicht nur die mittels Farbe und anderen Materialien erreichte Auslöschung des White Cube, sondern bestätigt sie im gleichen Zug als Kunst bestimmenden und hervorbringenden Ort auch wieder. Dieses subversive Spiel verschiedener Bild- und Wahrnehmungsebenen lässt sich auch in seinen gemalten Interieurs entdecken, die wie ihr räumliches Pendant ein Ausweis des henningschen Bilduniversums sind. Hennings betretbare Lounges faszinieren durch ihren Charakter, ein verflixtes Spiegelkabinett der Bilder zu sein und den Betrachter ähnlich Judy Garland in "The Wizzard of Oz" in den ansonst verschlossenen illusionärenBildraum entführen zu können. Die erste museale Einzelausstellung in der Schweiz wird dem Maler Anton Henning gewidmet sein. In sechs zentralen Räumen des Kunstmuseum Luzern, das mit seiner ausgesprochen subtilen Raumanordnung als White Cube par exellence bekannt ist, werden rund dreissig Gemälde, Zeichnungen und Tuschemalereien zu sehen sein. Die Präsentation vorwiegend neuster Arbeiten soll erstmals einen Einblick in das enorme kreative und malerische Potential dieses Künstlers ermöglichen. Mittels einer Auswahl aus allen Werkgruppen seiner Malerei wird das vernetzte, serielle und strategische wie spielerische Schaffen, das sich in den gemalten Interieurs in nuce präsentiert, vor Augen geführt werden. Die dichte Gegenüberstellung der Interieurs mit Stillleben, Landschaften, Pin-ups und den illusionistisch angelegten abstrakten Interieurs zeichnet dabei die vom Künstler so unverblümt und frech gestellte Frage nach den heutigen Bedeutungen so diskursiver Begriffe wie Serialität, Mimesis, Ornament oder Motiv nach. Gerade mit dieser Unmöglichkeit der Einordnung seines Oeuvres führt Anton Henning den Betrachter an einen Nullpunkt, an dem offenbar keine Kategorien mehr gültig sind und der Grenzgang zwischen malerischem Erfolg und Misserfolg bewusst beschritten wird. Trotz oder gerade wegen der verführerischen und unvoreingenommenen Anlage seiner Bilder konfrontiert uns der Künstler früher oder später mit der unbequemen Frage des "Worum geht es hier eigentlich?" (um alles). Der generöse und deswegen oft oberflächlich daher kommende und bewusst genie-geschwängerte Umgang mit den schönsten Fundstücken des allgemeinen Bildgedächtnisses unserer Zeit verwirrt und polarisiert mit einer Malerei, die, weil sie unprätentiös und direkt ist, auch "ziemlich schön" sein darf und - "ziemlich sexy". Kuratiert von Susanne Neubauer. Diese Ausstellung wird unterstützt vom der Luzerner Kantonalbank und dem Institut für Auslandsbeziehungen e.V., Stuttgart. Katalog anlässlich der Ausstellung: "Anton Henning, Ziemlich schöne Malereien", mit Texten von Susanne Neubauer und Jean-Christophe Ammann, Kunstmuseum Luzern und Edizioni Periferia, 2003, 86 Seiten, ca. 41 Farbabbildungen, dt./engl., 23 x 28 cm, Hardcover. Ausstellungsdauer: 10.5. - 20.7.2003 Öffnungszeiten: Di-So 10 - 17 Uhr, Mi/Do 10 - 20 Uhr neues Kunstmuseum Luzern Europaplatz 1 6002 Luzern Telefon: 041 226 78 00 Fax: 041 226 78 01 E-Mail: kml@kunstmuseumluzern.ch www.kunstmuseumluzern.ch Anton Henning Ziemlich schöne Malereien The complex, many-sided spatio-pictorial compositions of Anton Henning (b. 1964, lives in Berlin and Manker, Germany), e.g. his Lounges and Interiors, have caused a stir in large parts of Germany, at Art Basel, and at the De Pont Foundation (Tilburg/Holland) last year. In these "walk-in pictures" Henning pushes his predilection for rich, candy colors, decorative wall painting and fluffy carpets to the limits of the bearable. In addition, by hanging his pictures in these rooms he not only transcends the transcendence of the white cube that paint and other materials have already effected; he simultaneously reaffirms the rooms as art-defining, art-engendering sites. A similarly subversive interplay of pictorial levels and levels of perception is found in his paintings of interiors. Like their three-dimensional counterparts they, too, are a hallmark of his pictorial macrocosm. What fascinates one about Henning's walk-in lounges is their confounded picture-hall-of-mirrors character, and their ability to whisk the viewer away into their otherwise shut, illusory picture space, a bit like Judy Garland in The Wizard of Oz. His first solo exhibition in a Swiss museum directs attention at Anton Henning as painter. In six central rooms of the Museum of Art Lucerne, known for its extremely subtle interior design as the white cube par excellence, some thirty paintings, watercolors and numerous drawings from the past two years will be on show. The exhibition of predominantly new works will afford a glimpse of Anton Hennings vast creative and painterly potential for the first time, a selection from all groups of paintingscompactly exemplified by the painted interiorsillustrating the interwoven, serial nature of an oeuvre both strategic and playful. The intense juxtaposition of interiors, still-lifes, landscapes, pin-ups and the illusionistic abstract interiors reflects the artists bold - not to say blunt - inquiry into current interpretations of concepts like seriality, mimesis, ornament and motif. Precisely by rendering it impossible to pigeon-hole his uvre, Henning leads the viewer to a zero point where all categories cease to hold and the borderland between painterly success and washout is deliberately walked. Despite - or precisely because of - the alluring and impartial nature of his pictures, we are confronted sooner or later with the uncomfortable question "Sowhatsitallaboutthen?" (everything). Henning's liberal and superficial-seeming, genius-appropriating treatment of our collective pictorial memory's finest "found pieces" simultaneously vexes and polarizes in painting that, because it is unpretentious and direct, can also be "quite beautiful" and - "quite sexy." (Translated from German by Chrisopher Jenkin-Jones, Munich) Curated by Susanne Neubauer. This exhibition is supported by the Institut für Auslandsbeziehungen e.V., Stuttgart. Catalogue in conjuction with the exhibition: "Anton Henning, Ziemlich schöne Malereien", with texts by Susanne Neubauer and Jean-Christophe Ammann, Kunstmuseum Luzern and Edizioni Periferia, 2003, 86 pages, German/English, 23 x 28 cm, hard bound. May 10 - July 20, 2003 |