Laurie Simmons: The Music of Regret, 2006 Film still Fantasy and Fiction James Casebere, Barnaby Hosking, Zilla Leutenegger, Magnus Plessen, Wilhelm Sasnal, Dana Schutz, Laurie Simmons, Matthias Weischer Click for English text Mit dem Ausstellungszyklus "Imagination Becomes Reality" möchte Ingvild Goetz durch die Gegenüberstellung und den Vergleich von zeitgenössischen Kunstwerken die Möglichkeit bieten, Malerei in ihren unterschiedlichsten Ausdrucksformen und Techniken zu entdecken. "Fantasy and Fiction", der letzte Teil dieser fünfteiligen Ausstellungsserie, zeigt die Werke von acht internationalen Künstlern aus der Sammlung, die zwischen 1949 und 1976 geboren sind: James Casebere, Barnaby Hosking, Zilla Leutenegger, Magnus Plessen, Wilhelm Sasnal, Dana Schutz, Laurie Simmons und Matthias Weischer. Wie bereits in den vier ersten Teilen des Zyklus, handelt es sich bei den gezeigten Werken nicht um Malerei im engeren Sinn, sondern ebenso um Fotografien, Zeichnungen, Objekte und Videos. Auch hier sollen wieder die Verschränkungen zwischen den Medien in der Laborsituation einer Ausstellung untersucht werden. Der Titel "Fantasy and Fiction" ist nicht als Referenz auf die literarischen oder filmischen Gattungen gleichen Namens zu verstehen, sondern spannt einen weiter gefassten, allgemeineren Bogen, der sich sowohl auf die Produktion als auch die Rezeption der Betrachter bezieht. Denn es ist durchaus bei den meisten Künstlern dieser Gruppe so, dass sie ihre Motive und Ideen aus realen Räumen, Begebenheiten oder von Personen ableiten und diese in der Transformation des künstlerischen Entstehungsprozesses wahlweise in den verschiedenen Medien abstrahieren. Für alle Künstler gilt gleichermassen, was James Casebere in seinem Interview formuliert: "Ich habe meine künstlerische Praxis gelegentlich "interdisziplinär" oder "multimedial" genannt, aber letztlich bezeichnen selbst diese Begriffe akademische, institutionelle Kategorien und haben nichts mit der Praxis des Kunstmachens zu tun." Zum Abschluss sei nochmals darauf hingewiesen, dass wir den gesamten Zyklus einerseits als eng verwobene Einheit verstehen, dessen einzelne Teile aufgrund der räumlichen Gegebenheiten in der Sammlung Goetz zeitlich gedehnt gezeigt werden mussten. Zusammenhänge zwischen den einzelnen Teilen der Serie konnten bisher nur durch die Dokumentation in den Katalogen transparent werden. Andererseits war es durch den inhaltlichen Ansatz vorgegeben, dass es immer wieder zu Themenüberschneidungen kam oder mancher Künstler auch unter dem Titel einer anderen Teilausstellung hätte positioniert werden können. Deshalb freuen wir uns sehr, dass grosse Teile des Gesamtzyklus "Imagination Becomes Reality" ab dem 17. Februar 2007 als Kooperation im ZKM | Museum für Neue Kunst in Karlsruhe gezeigt werden. Damit besteht die Möglichkeit zu weiteren, überraschenden Gegenüberstellungen, Ergänzungen und neuen Perspektiven. Begleitet wird die Ausstellung durch den sechsten und abschliessenden Katalogband mit allgemeinen Essays zum Thema des erweiterten Malereibegriffs. Zusätzlich wird ein Schuber produziert, der alle sechs Bände und je ein limitiertes Blatt einer Künstleredition aufnimmt. Diese Kassette wird zu einem Vorzugspreis angeboten. James Casebere (*1953 in Lansing, Michigan, lebt und arbeitet in New York) Die Fotografien des Amerikaners James Casebere erscheinen zweideutig und geheimnisvoll, vor allem für einen Betrachter, der ihnen zum ersten Mal begegnet. Casebere präsentiert mit Vorliebe leere Säle oder geflutete Tunnel alter Gebäude. Doch diese Bilder sind nicht das, was sie auf den ersten Blick zu sein scheinen. Es sind Fotografien komplexer Modelle, die gebaut, dann auf dramatische Weise beleuchtet und teilweise geflutet und dann fotografiert wurden. Auch wenn die Bilder anonym wirken, basieren sie fast immer auf einem bestimmten Ort oder haben einen kulturellen oder historischen Bezug, der den Künstler dazu veranlasst, das Werk zu schaffen. Barnaby Hosking (*1976 in Norwich, Norfolk (UK), lebt und arbeitet in London) Seit seinem Abschluss auf dem Royal College of Art in London 2004 hat Barnaby Hosking international mit seinen Videoinstallationen grosse Aufmerksamkeit erregt. Diese thematisieren den Entstehungsprozess von Kunstwerken. Dabei kann es sich um Skulpturen, Gemälde, Zeichnungen oder auch kunsthandwerkliche Gegenstände wie eine Schale handeln, die in kunstvoll inszenierten, japanischen Teezeremonien benutzt wird. Hoskings Arbeit geht jedoch weit über eine Dokumentation hinaus, denn die von ihm hergestellten Objekte werden Teil der Gesamtinstallation und haben so die Möglichkeit, unabhängig von der Person des Künstlers eine eigene Position einzunehmen. Zilla Leutenegger (*1968 in Zürich, lebt und arbeitet in Zürich) Der Betrachter wird bei den Arbeiten von Zilla Leutenegger durch eine Kombination von Zeichnung, Fotografie, Malerei, Raumelementen und digital bearbeiteten, bewegten Bildern und Tönen auf eine sehr intensive Art und Weise in die Arbeiten einbezogen. Die eigene Person der Künstlerin spielt in den Arbeiten eine grosse Rolle, fast immer ist sie in unterschiedlichen Rollen Hauptakteurin ihrer Arbeiten. Für die in der Ausstellung gezeigte "Münchner Wohnung" (2004-06) wurden verschiedene Arbeiten zu einer "Wohnung" zusammengefügt, welche die Besucher durchwandern können. Das Wohnhaus bleibt dabei jedoch imaginär, nur einzelne Zeichnungen, Projektionen und Raumelemente dienen der Veranschaulichung. Magnus Plessen (*1967 in Hamburg, lebt und arbeitet in Berlin) Magnus Plessen hat sich in seinen Arbeiten von Anfang an sehr intensiv mit dem Verhältnis von Fotografie und Malerei auseinandergesetzt. Imagination, Realität, Emotion und Reflektion sind die Fundamente seiner Gemälde. Vor allem seine neueren Arbeiten sind deutlich experimenteller und abstrakter als frühere Werke. Die Pinselführung ist hier für den Betrachter deutlich sichtbar. Seine sparsamen Pinselstriche bilden ein System von Motiven ausserhalb von Raum und Zeit. Wilhelm Sasnal (*1972 in Tarnów, lebt und arbeit in Tarnów und Warschau) Wilhelm Sasnal hat zunächst in Krakau Architektur und dann Kunst studiert. Er arbeitet hauptsächlich als Maler und Zeichner, produziert seit einigen Jahren aber auch Filme. Seine Arbeiten beziehen sich, die Pop Art zitierend, auf seine jeweilige Alltagsumgebung, die Motive, die er von Reisen mitbringt, einschliesst. Vorlagen für seine Werke können Pressefotos, Collagen, Videos, Comics, Gemälde Alter Meister oder einfach Schnappschüsse sein. Diese werden in den vorwiegend schwarz-weissen Bildern sowohl in der Totale als auch in Ausschnitten umgesetzt, die manchmal präzise erfasst, manchmal abstrakt aufgelöst sind. Dana Schutz (*1976 in Livonia, Michigan, lebt und arbeitet in New York) Dana Schutz gibt uns bewusst Figuren und eine Identität, jedenfalls eine Geschichte, vor, wie zum Beispiel bei der Gemäldeserie zu der Figur "Frank" (2002), dem "letzten Mann auf der Welt", oder bei "The Breeders" (2002). Assoziationen stellen sich ein von Regeneration und der Repetition von Geschehnissen und Situationen. So märchenhaft und erzählerisch, manchmal auch grausam sind die Bilder, dass sie teilweise an Märchen der Gebrüder Grimm erinnern. Die Künstlerin verpackt in ihnen allerdings oft politische und andere symbolische Inhalte, welche die brutale Wahrheit mit Humor verbinden. Laurie Simmons (*1949 in Long Island, New York, lebt und arbeitet in New York) Seit 30 Jahren fotografiert die amerikanische Künstlerin Laurie Simmons Puppen, Marionetten und antropomorphisierte Objekte, die sie teilweise in Interieurs arrangiert oder vor sorgfältig ausgeleuchteten Kulissen drapiert. Ihre "Walking Objects"-Serie (1989-1991) zeigt beispielsweise verschiedene Gegenstände, etwa eine Schusswaffe, einen Geburtstagskuchen, ein Haus oder ein Buch, die sich auf kleinen Puppenbeinen fortbewegen. In ihrem Film "The Music of Regret" (2006) tauchen die Protagonisten der Fotografien erneut auf und werden erstmals zum Leben erweckt. Die Schauspielerin Meryl Streep, die als Alter Ego der Künstlerin agiert, sowie ein Ensembel das aus Bauchrednerpuppen besteht, bedauern in diesem Musical in drei Akten auf humorvolle Art und Weise Fehler oder verpasste Gelegenheiten ihres Lebens. Matthias Weischer (*1973 in Elte, lebt und arbeitet in Leipzig) Das Interieur ist ein wichtiges Thema im Werk von Matthias Weischer. Viele seiner Arbeiten zeigen fantasievoll und manchmal zugleich fremdartig möblierte Innenräume, in denen nur selten Figuren auftreten. Dafür finden sich in seinen Gemälden eine Fülle malerischer Details. Pastos gemalte Oberflächen treffen auf sorgsam ausgeführte Muster. Weischer schafft Kunsträume in denen er mit der ungeheuren Vielfalt der Malerei spielt und dadurch dem Betrachter eine grosse technische und handwerkliche Perfektion übermittelt. Ausstellungsdauer: 23.10.2006 - 20.1.2007 Oeffnungszeiten: Mo-Fr 14 - 18 Uhr, Sa 11 - 16 Uhr Besuch nur innerhalb der Öffnungszeiten nach telefonischer Anmeldung. Sammlung Goetz Oberföhringerstrasse 103 D-81925 München Telefon +49 (0)89 95 93 96 90 Fax +49 (0)89 95 93 96 969 Email info@sammlung-goetz.de www.sammlung-goetz.de Fantasy and Fiction James Casebere, Barnaby Hosking, Zilla Leutenegger, Magnus Plessen, Wilhelm Sasnal, Dana Schutz, Laurie Simmons, Matthias Weischer "Imagination Becomes Reality" is a series of exhibitions conceived and planned by Ingvild Goetz to offer visitors an opportunity to contrast and compare works of contemporary art, enabling them to discover the wide variety of forms and techniques of painting. "Fantasy and Fiction", the last part of this five-part series of exhibitions, shows the works of eight international artists from the collection who were born between 1949 and 1976, namely James Casebere, Barnaby Hosking, Zilla Leutenegger, Magnus Plessen, Wilhelm Sasnal, Dana Schutz, Laurie Simmons and Matthias Weischer. As in the first four parts of the series, the works shown are not exclusively paintings in a narrower sense but include photographs, drawings, objects and videos as well. Here again the cross-fertilization between the media will be explored in the laboratory situation of an exhibition. The title "Fantasy and Fiction" should not be understood as a reference to the similarly named literary or film genres but embraces a much wider constituency that includes production and the viewer's response as well. Most of the artists in this group do in fact derive their subject matter and ideas from real places, events, or people, and in the transformation involved in the process of genesis may choose to abstract these in the various media. James Casebere says in his interview "I have sometimes described my practice as "inter-disciplinary" or "multi-media", but ultimately even these terms designate academic, institutional categories, and have nothing to do with the practice of making art, and the same applies to them all. Finally, it should be remembered that the whole series is conceived as a closely spun unity, whose individual parts have had to be shown have had to be spread out over a period time due to the practical considerations of exhibiting at the Goetz Collection. It has hitherto only been possible to pick up connections across individual parts of the series via the documentation in the catalogues. The other point worth bearing in mind is that the thematic approach of individual exhibitions has meant considerable thematic overlapping and many artists could easily have been included in a different part-exhibition. This is why we are particularly pleased that large parts of the "Imagination Becomes Reality" series as a whole will be exhibited from February 17, 2007 as a collaboration with the ZKM | Museum für Neue Kunst in Karlsruhe. This will provide an opportunity for new unexpected juxtapositions, reinforcements and perspectives to surprise us. The exhibition will be accompanied by the sixth and final volume of the catalogue with general essays on the subject of an expanded concept of painting. Finally, a slipcase will be produced to contain all six volumes plus a limited print of an artist's edition in each, which will be offered at a special discount price. James Casebere (*1953 in Lansing, Michigan, lives and works in New York) The photos of American artist James Casebere appear ambivalent and mysterious, especially for a viewer seeing them for the first time. Casebere's favorite subject matter is empty rooms or flooded tunnels of old buildings. But the pictures are not what they seem to be prima facie. They are photos of complex models built and then illuminated or flooded and subsequently photographed for dramatic effect. Even though the pictures look anonymous, they are almost always based on a particular place or have a cultural or historical reference that prompted the artist to produce the work. Barnaby Hosking (*1976 in Norwich, Norfolk, lives and works in London) Since graduating from the Royal College of Art in London in 2004, Barnaby Hosking has attracted great international attention with his video installations. These focus on how works of art are created, and can involve sculptures, paintings, drawings, or even craft objects like bowls used in highly ritualized Japanese tea ceremonies. Hosking's works are far more than mere documentation, since the objects he produces become part of the total installation and thus have an opportunity to establish a significance of their own independently of the artist himself. Zilla Leutenegger (*1968 in Zurich, lives and works in Zurich) The works of Zilla Leutenegger contain a combination of drawing, photography, painting, spatial elements, and digitally processed pictures and sounds that comprehensively engage the viewer's attention. Leutenegger herself is generally notably present in her works, almost always acting in various roles as the chief protagonist. "Munich Apartment" (2004-2006), which is on show in the exhibition, assembles various Leutenegger works into an "apartment" that visitors can wander through. Yet it remains an imaginary home, only individual drawings, projections, and spatial features showing what it is like. Magnus Plessen (*1967 in Hamburg, lives and works in Berlin) Right from the start, Magnus Plessen's work has been about the relationship between photography and painting. Imagination, reality, emotions, and reflection are the foundation stones of his paintings. Especially in his more recent works, the abstract and experimental side has become more pronounced and the brushwork is much more in evidence. The spare brushstrokes form a system of motifs outside space and time. Wilhelm Sasnal (*1972 in Tarnów, lives and works in Tarnów and Warsaw) In Krakow, Wilhelm Sasnal started out studying architecture but then went over to art. He works mainly as a painter and draughtsman, but for some years has also been making films. Drawing on Pop Art, his works relate to the everyday environment he happens to be in, though that includes motifs he brings back from his travels. As inspiration for his works, he uses press photos, collages, videos, comics, old-master paintings, or simple snapshots. These are re-interpreted as mainly black and white pictures, either using the whole of the original or a detail, rendered either with great precision or sometimes dissolved in abstraction. Dana Schutz (*1976 in Livonia, Michigan, lives and works in New York) Dana Schutz sets out to give us figures and an identity, or at any rate a narrative, as for example in the series of paintings she did based on the figure of "Frank" (2002), "the last man in the world", or "The Breeders" (2002). They set up associations of regeneration and the repetition of events and situations. Rendered in a fairytale narrative style that is not without a touch of cruelty, the pictures are occasionally reminiscent of Grimm fairytales. However, Schutz often seasons them with political and other symbolic content combining brutal truth with humor. Laurie Simmons (*1949 in Long Island, New York, lives and works in New York) American artist Laurie Simmons has been photographing dolls, marionettes, and anthropomorphized objects for thirty years. Sometimes they are posed in interiors or placed in front of carefully illuminated backdrops. Her "Walking Objects" series (1989-1991) for example display various objects (e.g. a firearm, a birthday cake, a house, or a book) that move on small puppet legs. Reappearing in her film "The Music of Regret" (2006), the protagonists from the photographs finally waken to life. A three-act musical, the film features actress Meryl Streep, who acts as the artist's alter ago, plus an ensemble of ventriloquist dolls, lamenting to humorous effect the mistakes they have made or opportunities they let slip in their lives. Matthias Weischer (*1973 in Elte, lives and works in Leipzig) Interiors are an important theme in Matthias Weischer's work. Many of his pieces show imaginatively and sometimes also oddly furnished interiors, where figures rarely appear. The paintings are crammed with painterly details - pastose surfaces abut carefully executed patterns, for example. Weischer creates art spaces in which he revels in the enormous diversity painting is capable of, conveying to the viewer great technical and craft perfection. Exhibition: October 23, 2006 - January 20, 2007 Opening hours: Mon-Fri 2 - 6 pm, Sat 11 am - 4 pm Visitation is possible during opening hours. Please ask for an appointment. |