© Andrina Jörg künstlich natürlich! Regula Dettwiler, Christina Hemauer/Matthias Vetter, Andrina Jörg, Pierre Vadi/Frédéric Perone, Christian Vetter Wir leben in einer Zeit, in der, um dem Ideal von Perfektion, Schönheit und Glück näher zu kommen, mit allen zur Verfügung stehenden technischen und wissenschaftlichen Mitteln versucht wird, die Welt zu optimieren: wir verschönern, vergrössern und verbessern. Menschliche Eingriffe in die Natur sind an der Tagesordnung. Die dabei entstandenen Produkte wie z.B. der prächtig glänzende, genveränderte Apfel oder das perfekte Retortenbaby sind zwar optimiert und entsprechen dem erwünschten Idealzustand, werfen jedoch essentielle Fragen auf: Was an ihnen ist noch echt, unverfälscht und natürlich? Ist Schönheit künstlich? Heisst "natürlich" mit Fehlern behaftet, aber echt sein? Bei der Abbildung von Natur akzentuiert sich diese Verunsicherung noch durch die Ebene der Wahrnehmung, die zusammen mit dem Themenkomplex "künstlich-natürlich" den Fokus der Ausstellung in der Städtischen Galerie im Amtshimmel in Baden bildet. Die Ausstellung zeigt fünf verschiedene künstlerische Positionen, die alle einen andern Bereich der Wahrnehmung ausloten. Regula Dettwiler, Wien, befasst sich mit der Reproduktion von Natur. Virtuelle Spaziergänge in künstlichen Gärten, wie wir sie in Shopping Centern ohne natürliches Licht erleben, oder botanisch-wissenschaftliches, malerisches Festhalten von künstlichen Blumen zeigen auf erschreckende Weise, wie sehr wir die künstliche Umwelt schon akzeptiert haben, sie ästhetisch finden und sie vielleicht sogar der echten vorziehen. Andrina Jörg, Baden, arbeitet mit selbst hergestellten, künstlichen Landschaften oder Blumen, die durch die nachträgliche, fotografische Wiedergabe eine ideale Natürlichkeit erlangen. Der verunsicherte Betrachter ist hin und hergerissen zwischen dem Erkennen von bekannten Naturphänomenen und der gleichzeitigen Infragestellung des Gesehenen und infolgedessen auch seiner eigenen Wahrnehmungsfähigkeit. Christina Hemauer und Matthias Vetter, beide Zürich, stellen ein Naturphänomen ins Zentrum ihrer Videoinstallation. In den Himmel schiessende Lichtpunkte wecken im Betrachter den Eindruck von Feuerwerkskörpern. Diese Assoziation wird noch verstärkt durch den die Installation begleitenden synthetischen Sound, welcher aber auch eine Art organisches Wachstum simulieren könnte, womit die Videoinstallation einen völlig andern Sinn erhielte. Pierre Vadi und Frédéric Perone, beide Genf, zeigen eine Bodeninstallation, die sich aus zwei identischen, mit einer metalligen Autolackfarbe gespritzten Polyesterplatten zusammensetzt und an Landschaften erinnert. Zu sehen sind auf jeder Platte ein Industriegebäude, umgeben von - mit ölig verschmutztem Wasser gefüllten - Tümpeln. Das Künstliche und unheimlich Sterile der Darstellung denunziert die industrielle Produktion, den wissenschaftlichen Fortschritt und deren Auswirkungen auf die Natur. Vorstellungen von Umweltverschmutzung und ökologischem Gau werden wach. Christian Vetter, Zürich, malt in Oel, z.B. Swimming Pools. Dabei handelt es sich durchgehend um malerische Umsetzungen von Idealen: der ideale Pool im idealen Palmengarten, typisierte Darstellungen also, die in der Natur so nicht vorkommen, künstliche Darstellungen, deren begehrte Schönheit die Wirklichkeit übertrifft. Farblich trifft Christian Vetter die Intensität der Lichtfarben des Internet, was seinen Natur-Motiven, so ideal sie sich präsentieren, die Künstlichkeit der virtuellen Darstellung belässt. (sb) Ausstellungsdauer: 6.6. - 6.7.2002 Oeffnungszeiten: Mi-Fr 14 - 18 Uhr, Sa/So 11 - 17 Uhr Führungen für Gruppen und Schulen auf Anmeldung Städtische Galerie im Amtshimmel Rathausgasse 3 5400 Baden Telefon 056 200 82 67 E-Mail galerie.amtshimmel@baden.ag.ch http://amtshimmel.baden.ch |