© Maya Vonmoos


Maya Vonmoos
Nanocolors und Morning-Glory



Wer kennt sie nicht, die Lebens-, Sinn- und Umbruchskrisen, die uns zyklisch heimsuchen? Auch der Protagonist im neuesten computergenerierten Animationsfilm "Morning-Glory" von Maya Vonmoos fragt sich permanent "Should I look backward - should I look forward?". Maya Vonmoos hat ihm die Gestalt eines Affen verliehen. Er kauert auf einem riesigen roten Brett, das auf dunkelgrünen, unbestimmten, topographischen Formationen ruht, und sich als schiefe Ebene in einen dunklen, unendlich scheinenden Raum erstreckt. Das virtuelle Ambiente steigert diese Szene ins Magische, welche das Hinausgeworfensein in die Existenz und die Verlorenheit im All geradezu fühlbar macht. Inmitten von Kometen, die durch das All sausen, blinzelt der Mond den einsamen Affen an und unvermittelt steht ihm der Sinn nach Liebe. Ihm begegnet eine Frauenfigur, die einer thailändischen Tempeltänzerin ähnlich sieht. Typisch Mann, meint er doch gleich ganz klar zu wissen, was sie will, und verhindert so, dass es zu einer wahren Begegnung zwischen ihnen kommt. Da auch die Liebe ihm keine wahre Erfüllung verspricht, kippen seine Selbstzweifel in Allmachtphantasien um. Er imaginiert sich als "President of all" und erscheint als imposante Dragqueen in einen knallroten Stoff gehüllt, den er zu einem Frauenkostüm drapiert hat.


Wahrlich, ein existentielles Thema, das in der Weltliteratur immer wieder aufgerollt wird und sich hier als traumhaftes Geschehen zwischen Allegorie und Gleichnis in einem Fantasy-Anime entfaltet. Das Werk lebt von der unaufhörlichen Metamorphose der Figuren, Formen und Farben. Zum Beispiel erscheinen die Gedanken des Affen als durchscheinende, zart-bunte schemenhafte Gestalten, die sich ständig durchdringen, verdichten, um sich wieder aufzulösen.


Ergänzend sind im ersten Raum die digitalen Bilder, die "Nanocolors", zu sehen. Der Begriff ist der Nanotechnologie entlehnt und verweist auf die Geschicklichkeit, Materie im Nanomassstab beliebig zu arrangieren; so wenn Maya Vonmoos mit kontrollierten Parametern auf intuitive und kreative Weise Formen konfiguriert. Die "Nanocolors" haben ihren Ursprung im Animationsfilm und sind in weiteren Arbeitsprozessen zu digitalen Malereien verdichtet und direkt auf Aluminiumtafeln gedruckt worden. Die Kompositionen sind fein austariert, die Farben sind mal düster-tonig, mal schimmern sie kalt, dann variieren sie von einer zarten Durchsichtigkeit zu einer leuchtenden Intensität. Auch die Materialität wird durch die Farbe sichtbar gemacht; so ist zum Beispiel der rote Stoff als weich und wollähnlich geradezu fühlbar. Alles Charakteristisken, welche Malerei ausmacht; nur sind an die Stelle des Pinsels Computerparameter getreten, welche die am Pratt Institute of Arts Computer Graphics Animation ausgebildete Künstlerin mal logisch, mal intuitiv einsetzt.


Bevor sich Maya Vonmoos (*1953 in Chur) der computergenerierten Animation widmete, schuf sie neben Aquarellen, abstrakte Eisenplastiken und kinetische, interaktive Skulpturen. Da die Arbeit an den elektronischen Skulpturen nicht nur nervenaufreibend war, sondern auch kostenaufwendig waren, bereitete sie sich zum kühnen Sprung in die digitale Welt vor. In einer Welt, in der die Künstlerin ihre philosophische Ader unmittelbarer und leichter zum Ausdruck bringen kann.


Kuratiert von Dominique von Burg.


Ausstellungsdauer 1. - 17.12.2005

Öffnungszeiten Mi-Fr 18.30 - 21 Uhr, Sa 15 - 18 Uhr


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